29.05.2019

Ratlosigkeit nach der Absage

Das Aus für den provisorischen Platz für Fahrende in Thal kam überraschend, auch für den enttäuschten Gemeindepräsidenten Röbi Raths. Regierungsrat Marc Mächler bedauert den Entscheid ebenfalls.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Auf dem Areal Fuchsloch an der Burietstrasse in Thal sollte ein provisorischer Durchgangsplatz für Schweizer Fahrende eingerichtet werden. Sollte, weil die Mitte April lancierte Übung gemäss Mitteilung des Gemeinderates Thal bereits wieder abgebrochen wurde.In einem dürren Communiqué teilt der Gemeinderat mit, dass er sich an seiner Sitzung vom 20. Mai noch einmal ausführlich mit der Errichtung eines provisorischen Durchgangsplatzes für Fahrende auf dem Grundstück Nr. 2630 im Gebiet ‹Fuchsloch› befasst habe. «Als das Thema vor zwei Jahren aufgrund einer Anfrage des Kantons St. Gallen wieder aufgegriffen worden sei, habe der Gemeinderat beschlossen, den provisorischen Durchgangsplatz nur bei Einstimmigkeit innerhalb des Gemeinderates zu realisieren. Da der Rat nun diese Einstimmigkeit nicht erreicht hat, verzichte er auf die Weiterverfolgung dieses Projektes.»Opposition gab es erst in letzter SekundeVon dieser Klausel war allerdings bisher nie die Rede gewesen. «Wir haben das nicht öffentlich gemacht, es war eine interne Abmachung», sagt Gemeindepräsident Röbi Raths. Wie viele und welche Gemeinderäte gegen das Projekt gestimmt haben, will er nicht verraten. Er sei aber nicht nur enttäuscht, sondern auch verärgert. «Gegen den provisorischen Platz hat es im Gemeinderat im Vorfeld keine Opposition gegeben. Erst bei der finalen Abstimmung waren wir uns plötzlich nicht mehr einig.»Es tue ihm persönlich weh, dass es nun so abgelaufen sei. Wäre bekannt gewesen, dass nicht alle Ratsmitglieder den Platz unterstützen, so hätte die Übung längst abgebrochen werden können, so Raths, der seit 14 Jahren für einen Durchgangsplatz für Schweizer Fahrende in Thal kämpft. Und wieso hat er den Entscheid von der Einstimmigkeit des Gemeinderates abhängig gemacht? «Wir sind uns der Problematik bei diesem sensiblen Thema bewusst. Wir mussten mit Widerstand rechnen, daher war es uns in diesem speziellen Fall wichtig, dass der Rat einstimmig zu einem provisorischen Durchgangsplatz steht», verteidigt der Gemeindepräsident das Vorgehen. Die Absage sei umso bedauerlicher, da Thal ja mit der Einspurstrecke auf der Burietstrasse auch einen Gegenwert erhalten hätte.«Wir bedauern den Entscheid des Gemeinderates, da der Platz aus unserer Sicht ideal gelegen ist. Wir akzeptieren den Entscheid jedoch und werden den provisorischen Durchgangsplatz in Thal nicht weiterverfolgen», sagt Regierungsrat Marc Mächler. Auf die Frage, ob es Möglichkeiten gäbe, den Platz in Thal trotzdem durchzusetzen, sagt er: «Dem Baudepartement ist es ein Anliegen, die provisorischen Durchgangsplätze im Einvernehmen mit der jeweiligen Standortgemeinde zu erstellen.»  «Die Kultur der Jenischen und Sinti ist bedroht» Aktuell plane das Baudepartement in Vilters-Wangs einen provisorischen Durchgangsplatz. «Unser Ziel ist die Eröffnung im Frühling 2020.» Jenische und Sinti seien in der Schweiz eine anerkannte Minderheit, betont Mächler und ergänzt. «Die nomadische Lebensweise ist ein wichtiges Element ihrer kulturellen Identität. Der akute Mangel an Haltemöglichkeiten in der Schweiz bedroht die nomadische Lebensweise und damit die Kultur der Jenischen und Sinti.»Er halte am Konzept fest, in einer ersten Phase provisorische Durchgangsplätze zu schaffen. «Wir wollen damit zeigen, dass Durchgangsplätze für Schweizer Jenische und Sinti funktionieren», so Mächler.

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