Mit dem 1985 beschlossenen Schengener Abkommen waren die Personen- und Warenkontrollen an den Grenzen der EU-Binnenstaaten Geschichte geworden. Das bedeutete auch das Aus für das viel frequentiere Autobahnzollamt hinter dem Pfändertunnel. Die Gebäude leerten sich, die Zollbeamten zogen sich zur Schleierfahndung ins Hinterland zurück. Was mit dem riesigen Gelände passieren sollte, war die Frage für die Asfinag, der österreichischen Gesellschaft, die für das Autobahn- und Schnellstrassennetz zuständig ist.Trotz der ursprünglich nach einigem Hin und Her nach Hohenems vergebenen Raststätte liebäugelte man mit einer zweiten auf dem nutzlos gewordenen Zollamtsgelände. Die Asfinag betraute eine Betreibergesellschaft, die das Areal verwerten wollte. Der Unternehmergruppe um die beauftragte Baugesellschaft stand ein langer Weg bevor. Vor allem Anrainer aus Hörbranz und über der deutschen Grenze aus Lindau-Zech wehrten sich gegen das Vorhaben, das in der Umgebung unerträglichen Lärm und zusätzlichen Verkehr bedeute.Es half alles nichts, die Betreiber des Raststättenbaus blieben hartnäckig. Schliesslich stimmten die Hörbranzer unter der Bedingung von Lärmschutzmassnahmen und Änderungen in der Verkehrsführung mit fast drei Vierteln der Stimmen für die Verwirklichung des Raststättenbaus. Ein wesentliches Argument für das Ja der Bevölkerung waren 80 in Aus-sicht gestellte Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Auch der österreichische Verfassungsgerichtshof lehnte das Ansuchen der Gegner ab. 2013 begann der Abbruch des Flugdaches, unter dem die Zöllner den grenzüberschreitenden Verkehr überwacht hatten.Für rund 17 Millionen Euro errichtete die Rhomberg-Baugruppe statt des einstigen Zollamtsgebäudes die neue Raststätte, die an der Einfahrtsspur von Deutschland nach Vorarlberg liegt. Ausgeführt wurde sie unter tragenden Betonsäulen als Portal zur traditionellen Vorarlberger Holzbauweise. Der Platz an der Ausfahrt nach dem Pfändertunnel Richtung Deutschland ist als Parkplatz für Personen- und Lastwagen vorgesehen. Er befindet sich samt dem alten Amtsgebäude weiter im Besitz des deutschen Zolls. Die Raststätte auf der Westseite der Autobahn ist von dieser Seite durch einen Fussgängertunnel erreichbar. Auch die Innenräume der neuen Raststätte, die bis zur offiziellen Eröffnung Anfang Juni den Probebetrieb aufnahm und gegenwärtig an die 50 Arbeitskräfte beschäftigt, werden wie die Fassade von Holz dominiert. Ein breites Angebot steht für die Kundschaft bereit. In Shop und Restaurant soll vor allem regionalen Produkten der Vorzug gegeben werden. Die Führung des Geschäftes und der Gastronomie wurde an die Schweizer Thurau-Gruppe vergeben, die Raststätten an der A1 bei Wil, an der Rheintalautobahn A13 zwischen Sevelen und Buchs und an der A3 am Walensee bei Unterterzen führt. Erstmals fasste die Thurau-Gruppe damit Fuss in Österreich.Gernot Grabher