02.02.2019

Qualitative Gesundschrumpfung

Betreff Artikel «Gemeinderat blickt ins Jahr 2050», Ausgabe vom 30. Januar <br/>Betreff Ersatzwahl eines st. gallischen Mitglieds des Ständerats vom 10. März 2019<br/>Betreff: IT-Bildungsoffensive

Von Kurt Moor, Widnau
aktualisiert am 03.11.2022
Die Leitsätze im letzten «Focus» (ein Spezialblatt der Gemeinde Widnau) haben mich aus dem Busch geklopft. «Wichtiger wird die Durchgrünung des Siedlungsgebietes – ein Aspekt, der bisher zu wenig systematisch beachtet wurde.» Dieser Satz ist im totalen Gegensatz zu den Äusserungen von Marilene Holzhauser, sie prophezeit eine Bevölkerungszunahme zwischen 2015 und 2040 von knapp 2000 zusätzlichen Einwohnern für Widnau. Ein Horror!Sollten wir nicht jetzt und heute versuchen, die Bevölkerung zu stabilisieren. Die kleine Gemeinde von 400 ha ist längst überbevölkert. Wir sollten Wolkenkratzer dringendst vermeiden. Eine Durchgrünung wird mit dieser zusätzlichen Bevölkerungszahl verunmöglicht und eher zu einer weiteren Entgrünung führen.Eine kleine Schrumpfung der Bevölkerung würde sogar dazu führen, dass etwa ein altes Haus abgerissen werden kann. Wobei dieser Platz mit Bäumen oder kleinen Weideflächen begrünt werden könnte. Ich würde mich an den Schulkindern freuen, die auf dem Schulweg statt an Betonmauern vorbei an diesen kleinen Oasen kurz Halt machen und die Ziegen, Schafe oder Pferde betrachten oder mit ihnen ein paar Worte reden.Das Thema sollte übrigens nicht nur auf die ganze Schweiz, sondern auf den ganzen Erdball ausgedehnt werden. Überall auf dem Planeten Erde nimmt die Bevölkerung zu und verdrängt Hunderte Tier- und Pflanzenarten, die schliesslich auf den Roten Listen aussterbender oder ausgestorbener Arten aufgeführt werden. Das Rheintal ist auch daran beteiligt. Im Dorf, in allen Dörfern, sind Dutzende Tiere und Pflanzen verschwunden. Allein in der Meliorationsebene sind seit meiner Anwesenheit (ab 1960) zwanzig Vogelarten verschwunden. Auch die Insekten haben einen schweren Stand. Ein gewaltiger Verlust der Biodiversität.Die Schweiz hat einen ökologischen Fussabdruck von «4», das heisst, unser Land sollte viermal so gross sein, um der Bevölkerung ein langfristiges Leben zu garantieren. Für die Schweiz wird im Ausland auf rund 300 000 ha Landwirtschaftsland Nahrung und Futtermittel angebaut. Auf dieser riesigen Fläche flattert kein Schmetterling mehr, und keine Feldlerche singt über den Feldern. Besonders, wenn grosse Flächen (Beispiel Spanien) unter Plastikfolien liegen.Eine Umkehr täte gut, das quantitative Wachstum sollte möglichst rasch in eine qualitative Gesundschrumpfung umgewandelt werden. Unsere nachkommenden Generationen würden uns für diese weitsichtige Handlung danken.Es ist gut möglich, dass man uns dereinst nicht als Homo sapiens, als weiser, einsichtsvoller Mensch, sondern als Homo destruens bezeichnet.Kurt Moor, WidnauDas Los entscheidetNun haben wir sie – die Kandidatenauswahl für dieses hohe Amt. Sind doch für den ganzen Kanton nur zwei Sitze vorhanden und nur einer muss nun nach dem Abgang von KKS besetzt werden. Da ist es umso wichtiger, die geeignete Person zu finden.Zum Glück kann ich da als Parteiloser voll auf meine innere Stimme hören.Die FDP, um deren Sitz es geht, startet mit Susanne Vincenz, einer aussichtsreichen Person als Frau mit dem fachlichen wie politisch erfahrenen Rucksack.Die CVP möchte diesen früher verlorenen Sitz zurückerobern und schickt Regierungsrat Benedikt Würth ins Rennen. Eine ebenso geeignete Person aus dem Hause Würth. Vater Franz und sein Bruder Thomas waren schon erfolgreiche Politiker, die sich in ihren Ämtern bestens bewiesen hatten. Und auch als einer unserer amtierenden Regierungsräte hat er nichts falsch gemacht. Sein kleiner Nachteil ist lediglich, dass wir bei einer Wahl erneut an die Urnen gerufen werden, um den leeren Regierungsratssitz wieder zu besetzen.Die drei Kandidaten anderer Parteien dürften zwar auch ihre Stimmen machen, sind aber aus meiner Sicht aus verschiedenen Gründen erst in der dritten Reihe. Sie dürften aber leider dafür sorgen, dass wir Wähler nach dem 9. März nochmals zur endgültigen Wahl aufgerufen werden.Aber halt: Da haben sich in letzter Minute ja noch zwei Parteilose auf den Wahlzettel setzen lassen. Sarah Bösch und Alex Pfister. Eine Kandidatin mit fragwürdiger Vergangenheit und ein politischer Nobody. Fake-News, dachte ich. Aber Nein. Die zwei wollen tatsächlich in dieses hohe Amt gewählt werden. Da würde sich KKS wohl die Haare raufen, dass sie zur Bundesrätin gewählt wurde, sollte einer dieser beiden Kandidaten ihren Sitz im Ständerat übernehmen.Wer kennt denn nebst mir Alex Pfister überhaupt? 99 % der St. Galler Wähler dürfte er völlig unbekannt sein. Vielleicht einigen Altstättern noch, da wohnte er noch vor Kurzem. Oder einigen Rebsteinern, da war er auch noch kurz zu Hause. Oder wenige Widnauer, denn da wohnt er nach dem dritten Umzug innert weniger Jahren nun. Vielleicht bekommt er einige Stimmen von einigen Mitarbeitern der AXA Winterthur, denn da arbeitete er noch vor ein paar Jahren. Oder dann vielleicht die Mitarbeiter der «Zürich», denn dort arbeitet er jetzt. Aber wer sonst?Ich kann ihn jedenfalls nicht wählen. Dies würde ich nicht einmal machen, wenn er sich nur als Stimmenzähler der Gemeinde Widnau zur Wahl stellen würde.So bleibt es dabei, dass ich am 9. März zwei Lose ziehen muss und meine Stimme dann eben auf Frau Vincenz oder Beni Würth fällt.Urban Hämmerle, WidnauWas soll man ­davon halten ?1. Aus eigener Erfahrung: Als damals 38-Jähriger habe ich mich als Lehrling / Praktikant / Quereinsteiger bei diversen IT-Ausbildungsbetrieben beworben und immer wieder auf Granit gebissen. Und das obwohl ich von der Vorbildung (technischer Bereich) und der Erfahrung (CAD Betreuer / Webentwickler) ohne Weiteres ein motivierter und unkomplizierter Auszubildender gewesen wäre, der zugleich auch ohne grossen Betreuungsaufwand zum Ziel gekommen wäre. Eine einzige Firma hätte mich eingestellt, wenn sie nicht als Pflicht zuerst einen Lehrling ohne Erstausbildung berücksichtigen musste. Wieso nun dieser Kredit? Eine Lösung ist bereits ohne Kredit möglich. Abschaffen der Hürden für die Ausbildung von älteren Einsteigern. Flexiblere und offenere Haltung von Betrieben.2. Schulen / Ausbildungsorte: Im Kanton St. Gallen haben wir genug Ausbildungsstätten, sowohl kantonale wie auch private, die ohne Weiteres eine genügend grosse Anzahl an IT-Fachkräften hervorbringt. Nur hat der Kanton wie auch die Schweiz allgemein relativ spät realisiert, dass die IT mehr Fachleute und mehr Know-how braucht, darum hinken wir derzeit einen halben Schritt hinterher. Beispiel Informatik Mittelschule: Im Kanton Thurgau bereits seit einigen Jahren eingeführt. Der Kanton St. Gallen zieht nun endlich nach. Wieso nun der Kredit? Eine Lösung wäre, IT-Interessierte und -Fähige in den Betrieben nachzuziehen und die Betriebe mehr in die Pflicht zu nehmen. 3. Preis der Ausbildung: Schliesslich habe ich mir das fehlende Wissen mit Mooc’s (Massive open online Courses) von Online-Ausbildungsplattformen und mithilfe von Fernschulen erworben. Vergleichbare Kurse in der Schweiz sind ein Mehrfaches teurer oder existieren gar nicht. Wieso nun der Kredit? Eine Lösung wäre, endlich die überteuerten Ausbildungen und Kurse in ein gesundes Mass zu bringen und flexibler und für alle zugänglich zu gestalten. Fazit: Vielmals haben Verantwortliche für ein Fachgebiet den Eindruck, wenn man möglichst viel Geld in einem Bereich aufwendet, dann geht’s vorwärts. Dabei wäre es manchmal wichtiger, umsichtiger, offener und flexibler zu arbeiten. Dabei den eigenen Stolz und den Blick auf den Profit mal wegzulassen.Urs Hartmann, Montlingen

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