Kein Wunder, klammern sich die Anleger an jeden noch so kleinen Strohhalm. Ein solcher waren temporär die neuerlichen Anleihenkäufe durch die Bank of England (BoE), welche die Hoffnung auf ein «soft landing» der Wirtschaft wieder etwas belebten. Infolgedessen stemmte sich der Swiss Market Index (SMI) diese Woche gegen den Fall unter die psychologisch wichtige Marke von 10 000 Punkten. Die Bewertungskorrektur ist unserer Meinung nach fortgeschritten. Dennoch wird die Volatilität an den Börsen erhöht bleiben. Die Gewinnschätzungen der Analysten zeigten sich bislang «resistent» gegenüber dem Marktumfeld. Die Berichtssaison zum dritten Quartal dürfte diesbezüglich Revisionen mit sich bringen. Wir raten daher weiterhin zu einer defensiven Positionierung. Nichtsdestotrotz gilt es, einerseits der Anlagestrategie treu zu bleiben, andererseits aber auch die Augen nach Einstiegschancen offen zu halten.Das italienische Stimmvolk hat gewählt. Sieger ist das Bündnis von Giorgia Meloni («Fratelli d’Italia»), Matteo Salvini («Lega Nord») und Silvio Berlusconi («Forza Italia»). Die Finanzmärkte haben ihr Urteil ebenfalls gefällt. Die Renditen für zehnjährige italienische Staatsanleihen sind auf 4,9 % gesprungen. Die Risikoprämie ist damit weiter gestiegen. Denn dieser Rechtsruck dürfte die Europäische Union (EU) vor eine Bewährungsprobe stellen. Auch der Kampf der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen die Inflation wird nicht einfacher. Schliesslich hat Meloni Steuersenkungen versprochen. Entsprechend bahnt sich nun in Italien, ähnlich wie in Grossbritannien, ein Konflikt zwischen Geld- und Fiskalpolitik an.Für gewöhnlich profitiert Gold von unsicheren Märkten. Nicht so im laufenden Jahr. Infolge des starken US-Dollars und der steigenden Zinsen – die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen sind mittlerweile so hoch wie seit 14 Jahren nicht mehr – hat das gelbe Edelmetall gut 10 % seines Wertes eingebüsst. Diese Woche war es so günstig wie zuletzt im April 2020. Angesichts der wachsenden Rezessionsgefahr und der hohen Inflation dürfte die Nachfrage nach Gold als «safe haven» in den kommenden Monaten aber wieder anziehen.André Weishaupt
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