30.10.2019

Preise entwickeln sich unterschiedlich

Die Mehrheit der Rheintaler muss nächstes Jahr mehr für den Strom bezahlen. Nur in drei Gemeinden sinken die Preise.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Benjamin SchmidBot die Gemeinde Au im letzten Jahr noch die tiefsten Strompreise an, wird sie 2020 von Rhein-eck abgelöst. Während in Au die Preise um über einen Rappen auf 17,90 Rappen pro Kilowattstunde steigen, fallen sie in Rheineck um 0,2 Rappen auf 17,53 Rappen pro kWh. Mit 23,31 Rappen pro kWh zahlen die Einwohnerinnen und Einwohner Bernecks dieses Jahr am meisten für ihren Strom. Es folgen Marbach mit 23,07 Rp./kWh und Rebstein mit 22,27 Rp./kWh. Der tiefste Strompreis findet sich in Rheineck mit 17,53 Rp./kWh, gefolgt von Au (17,90 Rp./kWh) und St. Margrethen (19,22 Rp./kWh).Klare Bewegung nach oben«Die drei Komponenten Energie, Netznutzung und öffentliche Abgaben ergeben zusammen den Strompreis», sagt Markus Zünd, Leiter Werke/Bauverwaltung der Gemeinde Rheineck. «Obwohl die Energiemarktpreise gestiegen sind, konnten durch eine aktive Marktbeobachtung, eine strukturierte Energiebeschaffung und durch die erfolgte Umsetzung einer neuen Elcom-Regelung attraktive Preise für die Kunden erzielt werden.» Weil zusätzlich eine Senkung der Vorliegernetzkosten in die Preiskalkulation einfloss, ist Rheineck in der Lage, der Kundschaft eine Preissenkung von zirka 1 % auf die Strompreise weiterzugeben. «Der Energiepreis ist vom Einkaufspreis und vom jeweiligen Tarif abhängig», sagt Christian Sepin, Gemeindepräsident von Au. Nebst diesen Faktoren seien bei der Kalkulation auch die Umsatzentwicklungen der Vorjahre zu berücksichtigen. «All diese Komponenten führen bei uns zum neuen Energiepreis, der gegenüber 2019 unverändert ist», sagt der Gemeindepräsident. Wegen vergangener und künftiger Investitionen ins Stromnetz musste die Netznutzung der Niederspannung gegenüber 2019 angehoben werden, was zu einem leicht höheren Strompreis beim Verbraucher führt. Viele Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU) begründen die Preiserhöhung mit der Entwicklung der Energiepreise am Grosshandelsmarkt sowie gestiegenen Netzkosten. «Für das Lieferjahr 2020 ist der Preis für die am Grosshandelsmarkt beschaffte Energie um rund 0,9 Rp./kWh gestiegen», sagt Thomas Stofer, Leiter Technische Betriebe Altstätten, «den gestiegenen Netzkosten im eigenen Netz steht ein tieferer Absatz gegenüber, wodurch es eine leichte Preiserhöhung gibt.» Für einen durchschnittlichen Haushalt mit 4500 kWh Jahresverbrauch steigt der Strompreis im kommenden Jahr um monatlich rund 6,50 Franken. «Die Einkaufspreise für die Energie steigen nächstes Jahr je nach Tarif um 1,4 Rp./kWh respektive um 1,05 Rp./kWh. Die Aufschläge auf die Einkaufspreise haben wir ohne weitere Zuschläge auf die Kunden weitergegeben», sagt Josef Wyss, technischer Betriebsleiter der Elektrizitätsversorgung Marbach.Im Norden ist es günstiger als im SüdenEin typischer Schweizer Haushalt mit einem Verbrauch von 4500 kWh bezahlt im kommenden Jahr 20,7 Rp./kWh, also 0,2 Rp./kWh mehr als in diesem Jahr. Auf ein Jahr gerechnet entspricht dies bei einer Stromrechnung von 932 Franken einer Zunahme von neun Franken. In der Region bleiben fünf Gemeinden unter diesem Mittelwert: Rhein-eck (17,53), Au (17,90), St. Margrethen (19,22), Oberriet (19,53) und Widnau (20,02). Während Thal (20,85) und Balgach (20,75) nur knapp über dem Median stehen, liegen die restlichen Gemeinden teils deutlich darüber.Obwohl die Strompreise von Thal und Rüthi leicht über dem schweizerischen Mittelwert liegen, könnten die Preisentwicklungen der beiden Gemeinden unterschiedlicher nicht sein. Während in Thal die Preise um über 2 Rappen pro kWh sinken, steigen sie in Rüthi um beinahe denselben Wert. Damit zahlen die Einwohner im Norden des Rheintals rund 7,65 Franken weniger im Monat, gleichzeitig steigen die Stromkosten im Süden um rund 8,10 Franken pro Monat. Innerhalb des Rheintals zeigt sich, dass die Unterrheintaler Gemeinden tendenziell weniger bezahlen als ihre Nachbargemeinden im Oberrheintal.Je ökologischer,desto teurerVergleicht man die Gemeinden Eichberg und Diepoldsau, fällt auf, dass beide 2020 leicht überdurchschnittliche Strompreise verlangen. Während die Preise im Eichberg um 0,74 Rp./kWh steigen, fallen sie in Diepoldsau um 0,27Rp./kWh. Nur Rhein-eck und Balgach zahlen 2020 für die eingekaufte Energie weniger als in diesem Jahr.Gemäss Simon Witschi von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom variiert der Produktemix von Netzbetreiber zu Netzbetreiber. «Je nach Grösse wird häufig ein günstiges Produkt, das in der Regel Graustrom enthält, angeboten sowie ein Produkt mit teilweise oder ausschliesslich Blau- oder Grünstrom. Oftmals ist ein ökologisches Produkt teurer.» Ob der Strom ökologisch oder aus anderen Ressourcen gewonnen wird, sieht man ihm nicht an. Daher gibt es in der Schweiz seit 20 Jahren Gütesiegel: «Naturemade basic» und «naturemade star». Strom von «naturemade basic» stammt vor allem aus Schweizer Wasserkraft, «naturemade star» ist Ökostrom und stammt mehrheitlich aus Schweizer Wasserkraft und Sonne, Wind oder Biomasse. Diese Produkte schonen die Natur, kosten den Stromkunden dafür mehr. Alle Rheintaler EVU bieten beide Labels an – möglicherweise auch deshalb steigen die Strompreise 2020 weiter.

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