Für die am 1. Juli beginnende Amtsperiode braucht die Evangelische Kirchgemeinde Rebstein-Marbach einen Präsidenten oder eine Präsidentin. Amtsinhaber Peter Albertin hatte bereits vor seiner Wahl angekündigt, sich nach drei Jahren zurückzuziehen. Aus den eigenen Reihen hat sich eine Kandidatin gefundnen: Bianca Gordon aus Rebstein gehört der Kirchenvorsteherschaft (Kivo) seit vier Jahren an. Ihr obliegen die Ressorts Öffentlichkeitsarbeit und Anlässe. Vor der Wahl spricht sie darüber, was sie als Zugezogene motiviert, die Gemeinde mitzugestalten.Bianca Gordon, was verbindet Sie mit der Gemeinde, der Sie ab dem Sommer vorstehen möchten?Bianca Gordon:In meiner Kindheit und Jugendzeit in Oberhessen machte ich gute Erfahrungen in der Kirche. Ich fand in ihr eine Heimat. Als ich vor 13 Jahren nach Lindau kam, knüpfte ich daran an und arbeitete in der Kirche in Scheidegg mit. Dort war ich Mitglied einer Gruppe, die Wallfahrten organisiert. Als ich schon in Rebstein lebte, gingen wir über den Rheintaler Höhenweg. Kivomitglied Bettina Bürgin ermöglichte es uns, im Kirchgemeindehaus zu rasten.Seit zehn Jahren leben Sie in Rebstein. Ist es Ihr Zuhause?Ja, ich empfinde ein Heimatgefühl. Nicht nur ich musste mich integrieren, ich wurde auch integriert. Ein schönes Bild dafür ist dieses Erlebnis: Ein Ehepaar sang damals mit mir im gleichen Projektchor. Es sass in der Kirchenbank, rief mich zu sich, rückte auseinander und bat mich in seine Mitte.Wie kam es, dass Sie zur Vorsteherin wurden?Vor vier Jahren suchte die Kivo neue Mitglieder. Bettina Bürgin erinnerte sich wohl, dass ich mich kirchlich engagiere. Sie fragte mich, ob ich die Kivo verstärken möchte.Sehen Sie die wahrscheinliche Wahl zur Präsidentin als logische Konsequenz?Gar nicht. Präsidentin zu werden, war nie mein Karrierewunsch. Zunächst verneinte ich die Anfrage. Gross war mein Respekt vor der Aufgabe. Mit ihr verbunden ist ein grosser Zeitaufwand neben meinem Job. Ich werde Ansprechperson für allesein.Was stimmte Sie um?Es war die Kivo. Sie stärkte mich, indem sie meine Fähigkeiten benannte. Die Gemeinde ist mir zur Herzensangelegenheit geworden. Ich möchte sie mitgestalten und Ideen einbringen.Welche Idee zum Beispiel?Zu Beginn der Amtszeit zog sich die Kivo zur Retraite zurück. Als Ergebnis gab sich die Kirchgemeinde ein neues Leitbild. Ich gehörte der Spurgruppe an und merkte, wo Sand im Getriebe ist und auch, welche Erwartungen die Menschen haben. Das Leitbild ist auch mein Kind und ein guter Grundstein.Nennen Sie bitte den Kern des Leitbilds.Wir arbeiten generationsübergreifend. Das spiegelt sich in neuen Gottesdienstformen, einem Gemeindeausflug mit Jung und Alt oder dem Erntedank als ökumenisches Fest. Was in der Pandemie nicht möglich war, ist nicht vergessen. Lucas Kägi hatte als Jugendarbeiter einen schweren Start. Ich hoffe, dass der Jugendclub Punto MaRe jetzt richtig anläuft.Wie stehen Sie zur Ökumene?Wir Reformiertem geben das Thema nicht auf und stehen für eine offene Kirche ein, die auch eine Anlaufstelle für Katholikinnen und Katholiken sowie Angehörige anderer Religionen ist.Das Leitbild ist eine Folge der Fusion von Marbach und Rebstein. Welche Erfahrungen machten Sie mit der vereinigten Kirchgemeinde?Die Situation vorher kannte ich nicht. Für mich war es immer eine Gemeinde. Marbach befürchtete als kleinerer Teil, geschluckt und bevormundet zu werden. So sehe ich es nicht. Jedes Dorf hat seine Mentalität und Tradition. Das sollen beide spüren und den anderen ihre Individualität zugestehen. Ich finde, 1 + 1 ergibt mehr als 2. Wir haben zwei Pfarrpersonen und einen Jugendseelsorger. Jedes Dorf hat durch die Fusion eine Fülle an Angeboten gewonnen. Das begreife ich als Reichtum.Wo setzten Sie Ihre Priorität?Ich werde eine Bestandsaufnahme der Ideen und Talente der Menschen machen sowie ein offenes Ohr haben, damit die Kirchvorsteherschaft den nötigen Rahmen schaffen kann. Auf diese Weise erfahre ich auch, an wen ich was delegieren kann.Wie lange stehen Sie als Präsidentin zur Verfügung?Nach zwei Jahren gehe ich über die Bücher und schaue, ob es gut funktioniert. Falls es rund läuft, mache ich die vier Jahre der Amtszeit 2022/2026 gerne fertig.Zur PersonBianca Gordon ist 1976 geboren. Sie wuchs in der Wetterau in Oberhessen in Deutschland auf. In Darmstadt absolvierte sie ihr Studium zur Vermessungsingenieurin und lernte ihren heutigen Mann kennen. Bevor das Ehepaar vor zehn Jahren nach Rebstein zog, pendelte es eine Zeit lang von Lindau aus ins Rheintal. Seit 13 Jahren übt Bianca Gordon ihren Beruf bei der Leica Geosystems in Heerbrugg aus. Der Kirchvorsteherschaft von evangelisch Rebstein-Marbach gehört sie seit vier Jahren an. (vdl)
Hinweis
Die Wahl findet an der Gemeindeversammlung vom Sonntag, 10. April, nach dem Gottesdienst um 9.30 Uhr, in der Kirche Marbach statt