Christian und Esther Freund haben die Poststelle zuletzt dreissig Jahre und sieben Monate geführt. Der einstige Posthalter war bis vor ungefähr zwei Jahren Poststellenleiter, zuletzt lautete die Bezeichnung Leiter Filiale.Doch solche Berufsbezeichnungen sind nichts im Vergleich zu anderen Veränderungen, die seit 1850 mit der gesellschaftlichen Entwicklung einhergingen.Christian Freund hat die Geschichte von Marbachs Post für einen Anlass 1995 nachgezeichnet. Damals feierte er, nach einem Umbau und einer Erweiterung des Postgebäudes, mit der Bevölkerung die Neueröffnung.Viermal täglich Post zugestelltAls erster eidgenössischer Ablagehalter in Marbach wirkte ab 1850 Johann Kehl. Wo die Ablagestelle sich befand, ist eine ungesicherte Information, Christian Freund geht aber davon aus, dass Johann Kehl gegenüber der nun geschlossenen Poststelle tätig war, auf dem ehemaligen Areal der Firma Fritsche. Hier gaben die Leute bis 1972 ihre Briefe und Pakete auf.Eine Briefträgerstelle für Rebstein, Marbach und Lüchingen gab es ab 1852. Damals wurde die Post viermal pro Tag zugestellt.Der nächste, 1870 gewählte Ablagehalter, hiess Jakob Kobelt und war zugleich Bäcker. In einem Zimmer seines Hauses wurden die Postgeschäfte abgewickelt. Im gleichen Haus war auch die Backstube untergebracht. Insofern erinnert die Anfangszeit ein wenig an den modernen Postbetrieb, der teilweise in Lebensmittelläden inte-griert ist.Als am 1. November 1877 Frieda Kobelt als erste Ablagehalterin begann, bekam Marbach auch seine eigene Briefträgerin; den Job erledigte ebenfalls Frieda Kobelt.Sogar sonntags Post abholen könnenEin besonderes Datum war der 1. November 1890. Die Ablagestelle wurde ein Postbüro.Das heisst, nun hatte Marbach eine wirklich eigene Post mit Posthalterin – und eine eigene Rechnungsführung.Fast auf den Tag genau sieben Jahre später wurde die Strassenbahnlinie Heerbrugg – Altstätten eröffnet.Auf den 1. Oktober 1937 wurde die Posthalterin Anna Kobelt gewählt, bald darauf hat sie auf eigene Rechnung Anselm Schick als Privatbriefträger eingestellt. Anselm Schick verrichtete seine Arbeit bis 1963. Seine Enkelin Irene Schick war bis Mitte 1999 während zehn Jahren für Christian Freund in der heutigen Post angestellt. Ab dem 1. Oktober 1937 kamen sonntags keine Postsendungen mehr nach Marbach. Bis dahin hatte am Sonntag jeder auf der Post nachfragen können, ob für ihn etwas gekommen sei – und falls ja, konnte er die Sendung in Empfang nehmen.Samstags schloss der Postschalter um 19 Uhr.Auf den 2. Februar 1969 wurde Bruno Benz zu Marbachs Posthalter gewählt (der später in Heerbrugg tätig war).Christian Freund und seine Gattin Esther konnten die Post am 1. Mai 1989 übernehmen. Schon drei Monate später hatten Freunds dank steter Verkehrszunahme die Möglichkeit, eine neue Stelle im Postbüro zu schaffen.