Am Freitag um 15.30 Uhr am Eingang des Rheintaler Wirtschaftsforums. Drei Mitglieder der Kantonsregierung erwarten Bundesrat Ignazio Cassis. Er ist einer der vier Referenten, die in der Aegeten-Halle vor 750 Teilnehmenden auftreten. Veranstalter Reinhard Frei erhält zur selben Minute auf seinem Handy die Nachricht, der Bundesrat werde um 16 Uhr eintreffen.
Derweil stehen auf dem Vorplatz der Halle zwei Männer. Sie sind zivil gekleidet und schauen sich diskret um. Ein Auto fährt vor. Als der Fahrer aussteigt, fordert ihn einer der Männer freundlich und bestimmt auf, das Fahrzeug sofort umzuparkieren. Um 15.50 Uhr überfliegt ein Super Puma Widnau und steuert Buriet zur Landung an. Dort steigt der Bundesrat um in eine Limousine. Am Wifo trifft er um 16.08 Uhr ein.
Bern delegiert an die Kantonspolizei
Die Sicherheit der Teilnehmer und Referenten am Wifo obliegt dem Veranstalters. Dafür gibt er jährlich ein paar tausend Franken aus und beauftragt einen Sicherheitsdienst, die Verkehrsordnung zu gewährleisten und die Teilnehmer am Eingang zu kontrollieren. «Wir informieren die Polizei im Vorfeld darüber, wen wir am Forum erwarten», sagt Reinhard Frei.
Ist ein Bundesrat Gast im Rheintal, ist der Bundessicherheitsdienst in Bern zuständig. «Er trägt die Verantwortung für alle völkerrechtlich geschützten Personen, die die Schweiz besuchen», sagt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen. Je nach Grad des Risikos gibt es unterschiedliche Schutzklassifikationen. «Donald Trump ist mehr gefährdet als ein Präsident eines kleinen Landes», sagt Hanspeter Krüsi mit Blick auf den WEF- Auftritt des US-Präsidenten am Dienstag in Davos.
Der Berner Dienst delegiert den Personenschutz an den Standortkanton. «Wir erarbeiten ein Dispositiv», sagt Hanspeter Krüsi. Bei einem Bundesrat läuft es im Prinzip genauso ab wie bei Donald Trump: Der Bund schätzt die Sicherheitsfragen ein und meldet der Kantonspolizei die Person mit ihren spezifischen Anforderungen. Die Kantonspolizei ist für die Sicherheit verantwortlich und stellt die Leute bereit. Die Schweiz sei in der komfortablen Lage, dass sich die Bundesräte relativ frei bewegen könnten. «Welche Massnahmen wir im Einzelfall treffen, sagen wir aus Gründen der Diskretion nicht», sagt Hanspeter Krüsi. Mit dem Veranstalter bespricht die Polizei, wo zum Beispiel ein Seiteneingang oder der Fluchtweg ist. Sichtbar für die Bürger sind die für den Personenschutz speziell ausgebildeten Männer und Frauen nicht. «Falls etwas passiert, intervenieren wir.» Grundsätzlich gilt, solange kein Bundesrat in der Halle ist: Im Gebäude schaut der Veranstalter und draussen kümmert sich die Polizei um Sicherheit und Ordnung.Reinhard Frei hat keine Einladung ans WEFBereits 26-mal trat Reinhard Frei als Veranstalter des Wifos auf. Am WEF war er noch nie. «Ich habe keine Einladung», sagt er. Ausserdem sei eine Teilnahme sehr teuer. «Du musst eingeladen werden oder Partner sein.» Eine Partnerschaft koste 500000 Franken und mehr. Ihm sei aus dem Rheintal niemand bekannt, der dieser Tage in Davos sei. Reinhard Frei ist überzeugt, dass Rheintaler KMU nicht viel von den Kontakten profitieren würden, die sie am WEF knüpfen könnten. «Unser Wifo strahlt weit über das Rheintal hinaus.» Die Resonanz auf Referate am vergangenen Freitag hätten gezeigt, dass die Teilnehmer den Inhalt gleich hoch bewerten wie das Netzwerken. «Aus dem Rheintal muss niemand ans WEF», sagt Reinhard Frei selbstbewusst. Hätte er einmal die Chance, das WEF zu besuchen, würde er Visitenkarten verteilen. «Das wäre ein wunderbares Feld, um Referenten zu akquirieren. «Ich würde mir anschauen, wie sie ihre Gäste empfangen und wie das Forum organisiert ist.Nach seinem Auftritt am Wifo trat Bundesrat Ignazio Cassis das Wochenende an. «Mit dem Jet flog er ab Altenrhein ins Tessin», sagt Reinhard Frei.