03.09.2019

Politisches Boxen im «Ochsen»

An einem Podium in Thal mit möglichen Nachfolgern von Röbi Raths kam es zu spannenden Diskussionen.

Von Ines Biedenkapp
aktualisiert am 03.11.2022
Ines BiedenkappDie Wahl von Röbi Raths (FDP) zum Stadtpräsidenten von Rorschach hinterlässt eine Vakanz in Thal. Mit Felix Bischofberger (CVP), Felix Wüst (FDP), Michael Fitzi (SVP), Rossano Sarcinella (parteilos) und Werner Reifler (CVP) haben sich fünf Kandidaten als mögliche Nachfolger des Gemeindepräsidenten positioniert. Zu einem Podiumsanlass kamen letzte Woche über 400 Gäste in den «Ochsen»-Saal. Drei Themen lösten an dem Abend besonders viel Reaktion aus: der Verkehr, der Platz für Schweizer Fahrende und der Wegzug von Stadler. Verkehrsproblem istschwierig zu lösenModeratorin Jolanda Riedener fragte die Kandidaten, wie sich Thal in Zukunft entwickeln soll. Felix Wüst überraschte mit seiner Antwort, er könne sich ein Restaurant in Buchen vorstellen. «Es soll ein Treffpunkt für Jung und Alt sein», fuhr er fort. Für Kandidat Felix Bischofberger ist der Seeuferweg ein wichtiges Anliegen. Werner Reifler will für die Gemeinde langfristig eine qualitative Entwicklung. Ros-sano Sarcinella plant ökologisch zu bauen und stimmt Reifler zu, dass das Problem der leer stehenden Wohnungen angegangen werden muss. Michael Fitzi will die hohe Pro-Kopf-Verschuldung in der Gemeinde angehen, vor allem im Hinblick auf den Wegzug von Stadler Rail aus Altenrhein. Emotionaler wurde es beim Thema Verkehr. Dabei sind sich die Kandidaten einig: Einfach ist die Thematik nicht. Vor allem bei Kantonsstrassen, wie der Burietstrasse in Thal, könne die Gemeinde nur eingeschränkt handeln, sagte Michael Fitzi. Werner Reifler meinte, dass man auf solchen Strassen die Geschwindigkeit anpassen könne. Rossano Sarcinella will den Verkehr im Dorfkern entlasten, in dem man die LKWs um das Dorf leitet. Während sich Felix Wüst einen Ausbau der Ortsumfahrung Altenrhein vorstellen kann, will Felix Bischofberger eine Zufahrt der Wiesenstrasse verhindern. Seine Aussage, Ampeln vor der Autobahn seien keine gute Lösung, löst im Publikum Gemurmel aus. «Also lieber ein Kreisel statt Ampeln?», hakte Moderator Rudolf Hirtl nach. «Ein Kreisel erlaubt einen Verkehrsfluss und ist sicherer», zeigte sich Bischofberger überzeugt. «Daran glaube ich nicht ganz», entgegnete Werner Reifler. «Wäre er das wirklich, wäre der Kreisel schon da.»Der Platz im Fuchsloch war ungeschickt gewähltAuch das Thema Fahrende bewegte. Michael Fitzi machte deutlich, dass er nichts persönlich gegen Fahrende habe. Doch der Platz im Fuchsloch sei aus verschiedenen Gründen ungünstig gewählt. Einzig Bischofberger bedauert den Entscheid, dort keinen Fahrendenplatz einzurichten. Die Kandidaten sind sich einig, dass man auch in Zukunft offen für Anfragen ist. Als es um den Wegzug von Stadler ging, hörte das Publikum genau hin. Wie wollen die Kandidaten den Umzug ausgleichen? «Ich habe mehrere Ideen», sagte Felix Wüst, der als erster darauf angesprochen wurde. «Ich habe mich gefragt, ob es die Industrie wirklich so nah am Wasser braucht. Ist das noch zeitgemäss?» Man könne aus dem Gebiet doch auch etwas anderes machen. Felix Bischofberger hat einen anderen Ansatz. Er möchte eine gute Mischung im industriellen Bereich finden. «Es darf nicht nur LKWs haben, die durchfahren», sagte er. Werner Reifler möchte auf weggangsunempfindliche Firmen, etwa im Engineering-Bereich, setzen. «Aber die Arbeitsdichte, die Stadler geschaffen hat, schaffen wir so nicht mehr», sagte er. Ähnlich sieht es Michael Fitzi. Auch er ist der Ansicht, dass es einen Betrieb braucht, der Wertschöpfung in die Gegend bringt.Wie viel Herzblut in die Gemeinde gesteckt?Dann durfte das Publikum Fragen stellen. Ein Votant wollte von den Kandidaten wissen, was sie in den vergangenen drei Jahren an Herzblut in die Gemeinde gesteckt haben. Werner Reifler antwortete, dass er seit acht Jahren im Gemeinderat sei und in der besagten Zeit vor allem zwei Projekte betreut habe. Zum einen leitete er die Fusionierung der Feuerwehr und zum anderen habe er den Bruderhof wieder auf eine erfolgreiche Schiene gebracht. Michael Fitzi antwortete, er sei derzeit zwar mehr auf Kantonsebene unterwegs, doch die Frage um die Spitalversorgung und die Deckelung der Behördenlöhne hätte auch Auswirkung auf die Gemeinde. Felix Wüst sagte, er habe sich weniger auf politischer Ebene engagiert, dafür aber im Vereinswesen, etwa durch den Verkehrsverein. Die grösste Erfahrung kann Felix Bischofberger vorweisen, er ist seit zwei Jahren Gemeinderat und über 15 Jahre im Kantonsrat. Rossano Sarcinella kann nicht so viel Erfahrung vorweisen wie seine Kollegen.

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