05.07.2022

Politik und Wirtschaft im Dialog über das Klima

Der Verein St. Galler Rheintal und der AGV befassten sich mit dem Thema «Ziel Netto-Null – Realität oder Utopie?»

Von pd
aktualisiert am 02.11.2022
Als Hauptredner des Rheintal-Dialogs Politik und Wirtschaft wurde Gerd Ganteför von der Universität Konstanz gewonnen. Der Physiker und Nanotechnologieforscher hatte sich bereits in Sachbüchern zu den Themen Klima, Energie und Nanowissenschaften geäussert. In seinem Vortrag am Donnerstagabend im Impulszentrum ri.nova erstellte Ganteför eine «ideologiefreie Analyse zum Thema künftige Energieversorgung und Klimakrise». Tatsächlich hatte der Physiker zu all seinen Behauptungen wissenschaftliche Fakten parat.Analyse der WetterextremeSo kam Gerd Ganteför bei seiner Analyse der Wetterextreme in der Erdgeschichte zum Schluss, dass es dem Homo sapiens immer besser gegangen sei, als gerade eine Warmzeit herrschte. Der Neandertaler starb in einer grossen Eiszeit mit Vergletscherung des gesamten Alpenraums vor 30000 Jahren aus. «Tatsächlich haben wir es derzeit jedoch mit einem sehr raschen, menschgemachten Temperaturanstieg der Atmosphäre zu tun», sagte er. So sei allein seit 1980 die globale Temperatur um 1,2 Grad gestiegen. Ursache sei zweifelsfrei die steigende CO2- Sättigung der Atmosphäre, überwiegend verursacht durch die Verbrennung von Öl, Kohle und Gas, um den Energiebedarf der Menschheit zu decken.Als Ausweg aus der Klimakrise betrachtet Ganteför das Vorgehen in Deutschland und der Schweiz mit der Förderung erneuerbarer Energie als «Plan A» bereits jetzt als gescheitert. Weltweit könne dies nicht funktionieren. «Die Bewohnenden von Nairobi oder Neu Delhi schütteln doch über Photovoltaik und Windräder nur den Kopf. Die können sich ausschliesslich die Stromerzeugung aus Kohle, dem billigsten Brennstoff, leisten», sagte er. Bäume und Meere schlucken fünfzig Prozent des CO2-Ausstosses.Ganteför schlug einen «Plan B» vor. Mit ihm wäre seiner Ansicht nach bis Ende des Jahrhunderts eine Netto-Null beim Energieverbrauch möglich. Mithilfe der Bäume und des Wassers sollte dies seines Erachtens zu erreichen sein. Denn Bäume und Meere schluckten ohnehin die Hälfte des dann produzierten CO2. Also müsse der Ausstoss nur um fünfzig Prozent vermindert werden. Dies zu erreichen wäre nach Meinung Ganteförs mit einer Renaissance der Atomkraft – ob als Kernspaltung oder mittelfristig vielleicht auch als Kernfusion –und mit vermehrtem Einsatz erneuerbarer Ressourcen und durch Gas möglich.Von konkreten Massnahmen, die in Unternehmen zur raschen CO2-Reduktion ergriffen werden, berichtete Thomas Harring, CEO Leica Geosystems AG und Präsident der Hexagon Geosystems.Offene und ideologiefreie DiskussionIn der Podiumsdiskussion waren sich die Teilnehmenden, Reto Friedauer (Gemeindepräsident St. Margrethen), Stefan Bisig (Kantonsrat GLP) und Mike Egger (Nationalrat SVP) sowie die Referenten einig, dass man die Energieprobleme der Schweiz, besonders das Stromversorgungsproblem, nur mit ganzheitlichem Denken und offener, ideologiefreier Diskussion meistern werde.[caption_left: Podiumsdiskussion mit den Teilnehmenden, von links: Thomas Harring, Andreas Bisig, Reto Friedauer, Mike Egger,Gerd Ganteför und Moderatorin Silvia Gemperle.] 

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