Gardi Hutter ist quirlig wie eh und je und ist – mit grossem Respekt gesagt – auch nicht mehr die Jüngste. Am Dienstag, 5. März, darf sie ihren 71. Geburtstag feiern. Sie mache ihren Beruf nach wie vor «mit grosser Leidenschaft und Freude», so die Künstlerin. Wenn dem nicht mehr so wäre, würde sie aufhören, denn so «kleine Gebresten verspüre man mit zunehmendem Alter halt schon». Doch von alldem ist bei Gardi Hutter nichts zu sehen und zu spüren - auf der Bühne schon gar nicht.
Angefangen als Hanna, die Wäscherin
Seit 1981 hat sie neun Clown Theaterstücke produziert und gespielt. Als Hanna, die Wäscherin hat sie angefangen, als Sekretärin ist sie auf und als Souffleuse unter die Bühne abgestiegen und dann erklimmt sie als «Schneiderin» die Bretter des Schneidertisches. Eben das Stück, das im Diogenes Theater zu sehen war. Gardi Hutter hat seit 1981 rund 4000 Vorstellungen gespielt und ist in 25 Ländern aufgetreten und hat dabei über 1,2 Millionen Zuschauer begeistert.
Geschichte ohne Worte, aber zum Mitfühlen
Die Schneiderin richtet mit der grossen Schere an. Sie plappert, quietscht, summt, schluchzt, lächelt und lacht, ist fidel, traurig, hinterlistig und sentimental. Sie spart weder an Boshaftigkeit noch an Unglück, lässt die Puppen tanzen. Abgründe tun sich im Nähkästchen auf. Was da drinnen vorgeht: Man will gar nicht alles wissen. Und bei so vielen Spulen kann sogar das Schicksal den Faden verlieren.
Und eben das Schicksalsrad dreht sich um die Endlichkeit des Seins und die Unendlichkeit des Spiels. Ausserhalb der Zeit und in der Art der Clowns. Eine Geschichte wird erzählt, ohne Worte und trotzdem immer verständlich. Zum Mitdenken und Mitfühlen.
Fantasievoll und grotesk
Das Stück ist fantasievoll, überraschend, lustig und vielfach auch grotesk, so wie man es eben von den Figuren von Gardi Hutter gewohnt ist. Das Publikum zeigte sich begeistert, man fühlte sich in einem familiären Rahmen – schliesslich ist Gardi Hutter auch Gotte des Theaters -, durfte eine begnadete Künstlerin hautnah erleben und war insgeheim vielleicht ein bisschen stolz, dass sie eben eine von hier ist.