22.01.2021

Pioniergeist seit 1921

Am Rheintaler Wirtschaftsforum blickten die Teilnehmer digital auf eine 100-jährige Firmengeschichte zurück.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Es ist nicht ganz leicht, maskiert und von Plexiglasscheiben umgeben den Funken springen zu lassen. Schon gar nicht durch die Kamera. Doch dem Wifo blieb dieses Jahr keine andere Option, als übers Netz an die Teilnehmer zu gelangen. Und so musste Martin Schaufelberger, CEO des Altstätter Dentalunternehmens Coltène/Whaledent AG, den Preis der Rheintaler Wirtschaft ebenso ohne Applaus entgegennehmen wie Swiss-Re-Verwaltungsratspräsident Walter B. Kielholz referieren. Martin SchaufelbergerWalter B. Kielholz Gesprungen sei der Funke aber trotzdem, findet Eichbergs Gemeindepräsident Alex Arnold, der das Wifo am Freitagnachmittag ebenfalls am Bildschirm mitverfolgte: «Das digitale Wifo ersetzt natürlich nicht das Ambiente der üblichen Wifo-Veranstaltung. Aber unter den gegebenen Umständen fand ich es eine gelungene Lösung.» Bettina Fleisch, CEO der Rüthner Säntis Packaging AG, ergänzt: «Ich fand die Übertragung sehr professionell und qualitativ hochwertig. Natürlich fehlte die menschliche Nähe, offensichtlich auch den Vortragenden.» Am meisten Nähe gab es wohl beim Kernstück des Wifos, der Talkrunde zu «100 Jahre Wild – Leica – Hexageon» . Moderiert von Sonja Hasler blickten drei Leica-Grössen gemeinsam mit Regierungspräsident Bruno Damann auf die Entwicklung der Optik-Werkstätte zum weltweiten Informations-Technologie-Anbieter zurück.Immer einen Schritt voraus«Wandel und Beständigkeit» –das seien die beiden Begriffe, die der heutige Leica-Geosystems-CEO Thomas Harring mit dem Konzern in Verbindung bringe. Seit der Gründung der Heinrich Wild Werkstätte für Feinmechanik und Optik 1921 war das Unternehmen anderen Playern oft voraus: «Die Schwierigkeit lag meist darin, den Markt davon zu überzeugen, dass es unsere Produkte  überhaupt braucht», erinnert sich Thomas Schmidheiny, ehemaliger Inhaber von Leica Geosystems/Wild-Heerbrugg. Dies auch in Anbetracht der Beständigkeit der alten Geräte: In China habe Schmidheiny auf einer Geschäftsreise 1996 gesehen, dass Instrumente aus dem Jahr 1923 noch immer im Einsatz waren. Eine grosse Herausforderung war schliesslich, von der Mechanik auf Elektronik umzusteigen. «Im Rheintal konnten wir zwar problemlos auf den Hundertstelmillimeter genau schleifen – aber Software konnten wir nicht.» Nachdem Leica Geosystems von einer Investorengruppe übernommen worden war, ging das Unternehmen im Jahr 2000 an die Börse und wurde nur fünf Jahre später vom schwedischen Konzern Hexagon gekauft. Mitarbeiter bleiben dem Unternehmen treuDie Beständigkeit äussere sich aber nicht nur in den Vermessungsgeräten und Stereomikroskopen, sondern auch in der Treue, die die Mitarbeitenden – fast 1500 sind es inzwischen in Heerbrugg – seit jeher an den Tag legen würden, sagte der ehemalige CEO Hans Hess: «Wir feierten bereits mehrere 40-Jahr-Dienstjubiläen und verabschiedeten Mitarbeiter nach insgesamt 50 Anstellungsjahren in die Pension.» Thomas Harring ergänzte: «Das ist auch heute noch so. Der Geist des Familienunternehmens von damals ist noch da.»  Start mit hundert LeutenFünf Minuten vor Beginn, also um 13.55 Uhr, waren 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeloggt. Als die Veranstaltung begann, waren es 100, drei Minuten später 123 Interessierte. (Pünktlichkeit ist eben nur in der realen Welt von Bedeutung.) Die Zahl wuchs sodann kontinuierlich auf rund 145 und sank dann wieder um ein Dutzend. (Aus einem virtuellen Event hat man sich eben rasch ausgeklinkt.) Interessant zu sehen wäre gewesen, wie die Zahl sich weiter entwickelt, doch ab etwa halb drei blieb sie ausgeblendet. (gb) 

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