Andrea C. PlüssUnter dem Label «Energiestadt-Region St. Galler Rheintal» setzen sich die Gemeinden dafür ein, im Jahr 2030 in der Region 50 Prozent des Energiehaushalts für Heizen und Strom aus erneuerbaren Energien zu generieren. Mit dem Angebot, PV-Anlagen zum Festpreis zu beziehen, soll der Bau von Photovoltaik-Anlagen unterstützt werden. Christian Sepin ist Vorsitzender der Fachgruppe Energie im Verein St. Galler Rheintal und Auer Gemeindepräsident. Er beantwortet Fragen rund um das Projekt.
Vor einigen Wochen erschien eine Anzeige im «Rheintaler»: «PV-Installateure für Photovoltaik-Aktion gesucht». Angegeben waren das Logo Energiestadt-Region Rheintal und die Energieagentur St. Gallen. Was hatte es mit dieser Anzeige auf sich?
Christian Sepin: Wir, der VSGR, möchten die erneuerbaren Energien stärken. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach zu installieren, ist jedoch nicht immer einfach. Die Angebote sind schwierig zu vergleichen, es ist nicht leicht herauszufinden, was genau man braucht. Wir möchten die Kaufunsicherheit reduzieren, indem wir mit Installateuren ein sogenanntes Sorglos-Paket schnüren.
Warum kommt die Aktion gerade jetzt?
Wer im Rheintal spazieren geht und auch sonst einmal den Blick eher nach oben richtet, dem fällt auf, dass viele Dächer sich sehr gut für eine PV-Anlage eignen würden, dort aber keine installiert ist. Die Abstimmung zur Energiestrategie 2050 im letzten Mai hat gezeigt, dass der Bevölkerung erneuerbare Energien wichtig sind; man will mehr sogenannten sauberen Strom. Diese Einstellung möchten wir mit der Aktion unterstützen. Viele Leute wollen etwas machen, wissen aber nicht, was genau. Diese Zielgruppe wollen wir in erster Linie ansprechen.
Dann hat der Zeitpunkt auch etwas mit den Bestimmungen des neuen Energiegesetzes zu tun, die ab Januar in Kraft getreten sind?
Die Fachgruppe beschäftigt sich schon seit längerem mit dieser Aktion. Die Annahme des neuen Energiegesetzes bestätigt, dass wir den Volkswillen vertreten. Zudem muss ein Umdenken stattfinden. Bis vor ein paar Jahren war ein Eigenverbrauch bei PV-Anlagen gar nicht möglich, man musste den «sauberen» Strom einspeisen und vom Elektrizitätswerk Strom aus dem Netz beziehen. Dafür gab es die sogenannte Einspeisevergütung. Beim neuen Energiegesetz liegt der Schwerpunkt auf der Einmalvergütung. Wer heute eine PV-Anlage installiert, dabei spreche ich von Kleinanlagen bis 100 kWp, erhält einen bestimmten Förderbeitrag vom Bund, der abhängig ist von der Dimension der Anlage.
Ein Eigenverbrauch ist heute aber möglich?
Ja. Der Eigenverbrauch wird von der ElCom und vom Bund gestützt. Wer Besitzer einer PV- Anlage ist, sollte den Eigenverbrauch steigern. Tagsüber zum Beispiel, wenn die Anlage Strom produziert, sollte man Waschmaschine, Geschirrspüler etc. laufen lassen. Verbraucht wird dann der eigene, saubere Strom. Was man nicht selbst verbraucht, wird nach wie vor ins Netz eingespeist. Mit veränderten Alltagsgewohnheiten lässt sich der Eigenverbrauch durchaus steigern.
Rentiert denn eine eigene PV-Anlage mit den heutigen Einspeisetarifen noch?
Ich denke schon. Unter finanziellen Gesichtspunkten liegt ein Gewinn heute nicht mehr im Verkaufen von Strom, also im Einspeisen ins Netz, sondern im gesteigerten Eigenverbrauch, der weniger Stromeinkauf aus dem Netz nötig macht. Mit höherem Eigenverbrauch steigt auch die Rendite der PV-Anlage.
Welche Anlage wird für ein durchschnittliches Einfamilienhaus benötigt?
Je grösser, je besser. Der Stromverbrauch eines durchschnittlichen Haushalts liegt bei 4000 bis 5000 kWh im Jahr. Da eine 5-kWp-Anlage etwa 4500 kWh pro Jahr produziert, also knapp am Durchschnittsverbrauch, macht es Sinn, mit der Anlage lieber etwas grösser zu fahren, wenn das Dach es zulässt. Die Initialkosten sind da fast gleich; bei einer 6- bis 7-kWp-Anlage lässt sich etwa 6000 kWh Strom erzeugen. Damit hätte man im Sommer mehr, als verbraucht werden kann, im Winter natürlich weniger.
Wie ist denn die Resonanz auf die PV-Aktion bei den Installateuren gewesen? Haben sich viele Betriebe bei der Energieagentur gemeldet?
Wir sind sehr zufrieden. Da es uns um eine regionale Aktion geht, haben wir die Teilnahme auf Firmen beschränkt, die ihren Sitz im Kanton St. Gallen oder einem der beiden Appenzell haben. 14 Firmen haben eine Offerte bei der Energieagentur eingereicht.
Lassen sich die unterschiedlichen Offerten denn so einfach vergleichen? Die Energieagentur als Fachstelle hat einen umfangreichen Qualitäts- katalog erstellt. Die geforderten Kriterien mussten sich in den Offerten wiederfinden. So ist auch die Vergleichbarkeit sichergestellt.
Dann gibt es jetzt also ein Fixpreisangebot für PV-Anlagen?
Die Energieagentur hat alle eingereichten Offerten gesichtet und ein Festpreisangebot erstellt. Die Firmen, die wollten, ha- ben sich bereit erklärt, zu die-sem Fixpreis eine PV-Anlage mit einer 5- bis 10-kWp-Leistung zu erstellen.
Wo können Interessierte die Anlagen beziehen?
Anfang März gibt es dazu Informationsanlässe. Die Aktion läuft im Rheintal im April und im Mai. In diesem Zeitraum können PV-Anlagen zum jeweiligen Festpreis bei den teilnehmenden Firmen bestellt werden. Die Idee zur Förderung der Photovoltaik mit einer solchen Aktion haben wir vom Land Vorarlberg abgeschaut. Dort gab es bereits 2014 eine Fixpreisaktion.
Wie viele Firmen sind bei der Aktion dabei?
Sicher zehn Firmen werden bei der Aktion mitmachen. Es gelingt uns damit, Interessierten eine PV-Anlage von hoher Qualität zu einem guten Preis anzubieten. Die Mühe, verschiedene Angebote und Preise zu vergleichen entfällt. Dazu kommen Förderbeiträge vom Bund und zum Teil auch von den Gemeinden.
Welche Rheintaler Gemeinden unterstützen die Aktion aktiv mit Förderbeiträgen?
Die Gemeinden Au, Balgach, Widnau, Diepoldsau, Rebstein, Marbach, Eichberg und Rüthi unterstützen PV-Installationen mit einem Beitrag im Umfang von 30 Prozent der Bundesförderungssumme.
Mit welchem Preis muss man denn für eine PV-Anlage rechnen? Die Unternehmen bieten eine 5-kWp-Anlage für 14000 Franken inkl. MwSt an – das ist ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Jedes weitere kWp wird mit 1300 Franken verrechnet. Die Förderung vom Bund liegt bei etwa einem Viertel der Installationskosten. Kommt noch ein Gemeindebeitrag hinzu, käme man auf einen Förderbeitrag von gesamt ⅓ der Investitionskosten und somit bei 5 kWp auf unter 10000 Franken.
Gibt es bestimmte Auflagen für das Angebot?
Die Anlagen sollten während der Aktionsmonate April und Mai bestellt werden. Es ist vorgesehen, dass die Installation bis Ende 2018 zu erfolgen hat. InfoanlässeHeerbrugg: Montag, 5. März, 19.30 Uhr, Aula der Kantonsschule. Oberriet: Mittwoch, 7. März, 19.30 Uhr, Werkhofsaal Staatsstrasse 181. Rebstein: Donnerstag, 8. März, 19.30 Uhr, ri.nova Impulszentrum. Detailinformationen werden online auf www.rheintal.com aufgeschaltet.PV = PhotovoltaikWatt Peak = gebräuchliche Bezeichnung für die elektrische Leistung von Solarzellen (Peak bedeutet «Spitze»). Angegeben werden häufig Kilowatt Peak (kWp) oder Megawatt Peak (MWp)kWh = In dieser Einheit werden vor allem Strom-, aber auch Heizwärmekosten abgerechnet. (acp)