Der Widnauer Gottesdienst vom letzten Sonntag endete mit einer überraschenden Mitteilung. Vor dem Segen kündete Patrik Brunschwiler den Kirchgängern seinen Abschied an. Noch bis nächsten Mai bleibe er, danach ist er offen für Neues. Das lässt Raum für Spekulationen. Was er denn nachher mache, fragten ihn daraufhin Leute im Dorf. Mit dem ihm eigenen Schalk gab er zur Antwort: «Raviolibüchsen auffüllen in der Migros.» Und stellte sogleich klar: «Ich bleibe innerhalb des Bistums tätig.»Ab August 2019 kann er sich vorstellen, eine neue Stelle anzunehmen. Voraussichtlich setzt Patrik Brunschwiler mit der Erstkommunionfeier am 5. Mai einen festlichen Schlusspunkt seiner Tätigkeit in der Seelsorgeeinheit.Einen neuen Kirchturm kennenlernenIm Sitzungszimmer des Pfarrhauses zündet Patrik Brunschwiler eine Kerze an und erläutert seine Beweggründe. Schon länger habe er sich vorgenommen, nach zehn bis zwölf Jahren die Stelle zu wechseln. Seit 2008 wirkt er als Pfarrer in der Seelsorgeeinheit und sieht die Zeit gekommen, einen Aufbruch zu wagen.Damit seien verschiedene Chancen verbunden. Einerseits für die Pfarrei, die jemand Neuem Platz geben kann, um frische Ideen einzubringen. Andererseits für sich selber, um «einen neuen Kirchturm und andere Menschen mit anderen Geschichten kennenzulernen», wie der 43-Jährige sagt. Obwohl ihm hier viel gefällt. Die Lebensqualität im Rheintal, die guten Strukturen der Pfarrei, die Bekanntschaften und dass er als Bewegungsfreund schwungvoll auf dem Velo zwischen den Dörfern der Seelsorgeeinheit pendeln kann. Er könne die Stelle nur empfehlen, sagt der gebürtige Wiler mit einem Lächeln.Welche Eindrücke bleiben in Erinnerung?Als Pfarrer ist Patrik Brunschwiler stets der öffentlichen Meinung ausgesetzt. Lob und Kritik, seine Art kann man mögen oder nicht. Er lernte damit umzugehen, «dass ich nicht allen mit meiner Verkündigung und meinem Stil entsprechen kann.» Enttäuschte und kritische Stimmen wendeten sich nur bedingt an ihn, eher spürte er ein entsprechend nonverbales Verhalten. Im Allgemeinen durfte er jedoch viel Dankbarkeit erfahren von Menschen, die ihm wohlgesinnt sind. «Es wird geschätzt, was das Pastoralteam leistet.»Dennoch habe in der heutigen Zeit der Pfarrer nicht mehr dieselbe gesellschaftliche Bedeutung, es gebe nicht mehr viele regelmässige Kirchgänger. «Die Gemeinde im grossen Stil zu prägen, war ein zu hoch gestecktes Ziel.» Zu unterschiedlich seien die Bedürfnisse und zu vielfältig die heutigen Sinnangebote. Letztlich sei es ein Dienst, den er ausführe, sagt Patrik Brunschwiler, als Werkzeug von Gott.Der angekündigte Abschied des Pfarrers löst beim Zweckverband der Seelsorgeeinheit Bedauern aus. «Ich finde es schade, dass er geht», sagt Präsidentin Brigitte Wicki. «Doch ich verstehe, dass er sich verändern möchte, er ist noch jung.» Da Patrik Brunschwiler seinen Entschluss früh genug bekannt machte, bleibt Zeit, um die Nachfolgeregelung einzuleiten. Man sei in Verbindung getreten mit dem Personalamt des bischöflichen Ordinariats, sagt Brigitte Wicki. Sie ist zuversichtlich, dass es für eine grosse Einheit wie Widnau, Balgach, Diepolds-au-Schmitter eine passende Lösung gibt.