Walzenhausen 09.12.2022

Pfaffenkrieg in Evangelisch Walzenhausen anno 1747

Vor 275 Jahren: Der Geistliche Kaspar Erasmus Täschler flüchtet in das zu Oberegg gehörende Frauenkloster Grimmenstein.

Verschiedentlich hatte Walzenhausen mit seinen Pfarrherren Pech. Zu den wenig beliebten Pfarrherren von Walzenhausen gehörte auch Johannes Kopp (bis 1875 in der Gemeinde tätig), weil er wegen des Bauvorhabens der «Rheinburg» die Verlegung des Friedhofs erzwungen hatte.

Eine ausgesprochen miese Figur war Paul Held (bis 1946), der als Folge sexueller Handlungen mit minderjährigen Mädchen von der Polizei abgeholt und zu einer Zuchthausstrafe verurteilt wurde. Zu einer fast zu einem «Krieg» führenden Spaltung der Kirchgemeinde kam es 1747, wollte doch die Hälfte der Kirchgenossen Pfarrer Kaspar Erasmus Täschler abwählen.

In Schlägereien ausartende Streitigkeiten

Die Regelung der Nachfolge von Pfarrer Georg Jakob Fels, der in Walzenhausen von 1708 bis 1737 und damit fast dreissig Jahre lang treu gewirkt hatte, führte zu heftigen Streitigkeiten und gar Schlägereien. Zur Wahl stan­den 1737 Johannes Scheuss, Herisau (auch Schiess genannt), und Kaspar Erasmus Täschler, St. Gallen. Die Kirchhöri (Kirchgemeindeversammlung) verlief tumultartig und ergab praktisch ein Unentschieden, votierten doch 162 Stimmberechtigte für Scheuss und 166 für Täschler, der die Wahl annahm.

Die unterlegene Partei akzeptierte Pfarrer Täschler nie. Immer wieder wurde seine Abwahl gefordert, und einige seiner Gegner wechselten sogar zum Katholizismus. Besonders turbulent und erneut handfest ging es 1747 zu und her, und Täschlers Hauptgegner, der Medicus und Wirt Ully Tobler, nannte ihn in aller Öffentlichkeit einen Seelenverderber. Ende Jahr befürwortete die Vorsteherschaft die Abwahl. Der entsprechenden Abstimmung kam Täschler zuvor, dankte er doch am 3. Januar 1748 ab. Der abgewählte Geistliche verliess das Pfarrhaus fluchtartig bei Nacht und Nebel. Asyl für kurze Zeit fand er im Frauenkloster Grimmenstein.

Der evangelische Pfarrer übernachtet im katholischen Frauenkloster!

Dieser Sachverhalt verbreitete sich in Windeseile und wurde als ungeheuerliches Gebaren empfunden.

Der Nachfolger glättete die Wogen

Im Vorderland hiess es, Wal­zenhausen werde nie mehr ei­nen Pfarrer finden. Bereits am 31. Januar 1748 aber wurde Johann Philipp Zuberbühler von Schwellbrunn einhellig zum neuen Geistlichen gewählt. Ihm gelang es, die Wogen zu glätten, und bis zu seinem Tod am 24. August 1767 verblieb er in Walzenhausen.


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