Niemand habe daran geglaubt, sagt der 48-jährige Saxofonist, ausser er selbst. Allerdings habe mit der Zeit auch seine eigene Überzeugung etwas gelitten, obschon seine Gattin, die «kritischste Hörerin», gemeint habe: «Da isch es.»Nun ist Peter Lenzin überglücklich. Auf dem 1. Platz liegt der mit ZZ Top weltbekannt gewordene Bluesgitarrist und Sänger Billy F. Gibbons, den 3. Rang besetzt Olivia Rodrigo mit ihrem neuen Werk. Dazwischen, aufgetaucht gewissermassen aus dem Nichts: der in Marbach lebende Peter Lenzin mit seiner Band und dem Anfang Juni erschienenen Album «Here & Now».Auch mit Blick auf die weiteren Chartplätze ist der Rheintaler in bester Gesellschaft. Vordere Ränge belegen etwa die Girlgroup No Angels (6.), Jan Delay (9.) oder Moby (8.). Das mit 15 Songs ausgestattete Werk der Peter Lenzin Band ist in den Top Ten das einzige Album aus der Schweiz.Gar nicht so leicht, alles korrekt aufzugleisenDie offizielle Schweizer Hitparade ist eine wöchentliche Erhebung der in der Schweiz meistverkauften bzw. meistgestreamten aktuellen Alben und Singles. Wie diese Zahlen erhoben werden, ist im Chartreglement bei ifpi.ch nachzulesen. Im Auftrag von Ifpi Schweiz, dem Branchenverband der Schweizer Musiklabels, ermittelt seit dem 1. November 1983 das Marktforschungsinstitut GfK Entertainment (vormals Media Control AG) die Offizielle Schweizer Hitparade.Peter Lenzin hat mit seiner CD erstmals konsequent darauf hingearbeitet, in der Hitparade aufzutauchen. Eine der Voraussetzungen ist die Zusammenarbeit mit einer Vertriebsfirma, weshalb die Band ihr Werk nicht selbst vertreibt, sondern Qultur Records als Vertriebsfirma gewählt hat. Der Rheintaler hat die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht so leicht ist, alles korrekt aufzugleisen. Um nur schon in administrativer Hinsicht «hitparadentauglich» zu sein, gebe es doch einige – teils nervenzehrende – Aufgaben zu meistern.«Hoffentlich spielt nun das Radio unsere Songs»Ob eine CD es auf einen vorderen Rang in der Hitparade schafft, hängt natürlich auch davon ab, wie stark zum Zeitpunkt des Erscheinens die Konkurrenz auf dem Markt vertreten ist – zum Beispiel, ob gerade viele Topstars mit neuer Musik in Erscheinung treten oder eher nicht. Sicher hat Peter Lenzin von 300 Vorbestellungen profitiert. Auch dürften ihm ein Auftritt bei TVO und drei jüngst gegebene Konzerte geholfen und eine grössere Zahl von Album-Downloads bei Spotify, Apple Musik und anderen Streaming-Diensten zur Folge gehabt haben. Peter Lenzin hofft, dass nun die Radiostationen nach dem Album greifen und Lieder spielen. Für den Rheintaler ist es wohl die letzte grosse Chance, mit Hilfe eines physisch greifbaren Werks über die Ostschweiz hinaus bekannt zu werden. Schon heute bedient sich kaum noch jemand der CD, in den neuen Autos fehlt ein CD-Spieler.Peter Lenzin, der mit verschiedenen Bands gegen dreissig Tonträger herausgebracht hat, geht denn auch davon aus, dass die aktuelle CD seine letzte bleiben wird. Denkt Lenzin an die Zeit mit dem Duša Orchestra zurück, trauert er ein bisschen den verpassten Chancen nach. Angesichts damaliger CD-Verkaufszahlen von teils 2000 Exemplaren hätte es sich lohnen können, die Duša-Musik über einen Vertrieb auf den Markt zu bringen. So wären die einzelnen Werke wahrscheinlich ebenfalls weit oben in der Hitparade aufgetaucht, was ein berufliches und künstlerisches Weiterkommen erleichtert hätte.Konzerte bringen Hälfte des JahreseinkommensVor Corona erzielte Peter Lenzin mit den pro Jahr etwa hundert Konzerten ungefähr die Hälfte des Jahreseinkommens. Das zeigt, wie wichtig Auftrittsmöglichkeiten sind. Dies umso mehr, als die Zahl der Saxofon spielenden Musikschülerinnen und -schüler, die von Peter Lenzin an der Musikschule St. Gallen unterrichtet werden, seit fünf Jahren rückläufig ist. Sein Pensum sank deshalb von 50 auf 40 Prozent.Die für 2020 geplanten Konzerte seien auf 2021 und dann auf 2022 verschoben worden. Die Präsentation eines neuen Albums falle somit in eine denkbar schlechte Zeit, denn dieses Album mit Konzerten zu bewerben, sei kaum möglich. Der nächste öffentliche Auftritt finde Ende August an der Altstätter Kulturwoche Staablueme statt, und an Weihnachten wird es in Bernecks evangelischer Kirche ein Weihnachtskonzert geben. Die nach wie vor zwangsweise bescheidene Bühnenpräsenz lässt der gegenwärtigen Topplatzierung in der Schweizer Hitparade eine umso höhere Bedeutung zukommen.