24.09.2022

Personalmangel trotz Spitalschliessungen

Was läuft da schief, fragt die SP und fordert Antworten von der Regierung.

Von Regula Weik
aktualisiert am 02.11.2022
66 Betten konnte das Kantonsspital St. Gallen im Frühsommer nicht betreiben – es fehlte das Personal. Es ist kein Einzelfall. In Wil standen fünf Betten wegen Personalmangels leer, in Walenstadt waren es neun. An den Spitälern Grabs und Altstätten musste der geplante Bettenausbau wegen der angespannten Personalsituation verschoben werden.Die St. Galler Spitäler sind nicht die einzigen, die ihren Betrieb wegen Personalmangels einschränken müssen. Viele Schweizer Spitäler verfügen nicht über genügend Fachkräfte, um alle Betten betreiben zu können. Und dennoch ist die Situation im Kanton St. Gallen speziell – denn: Der Kanton hat in den letzten eineinhalb Jahren mehrere Landspitäler geschlossen. Sodass man meinen könnte, es müsste eigentlich genügend Personal für die verbliebenen Spitäler vorhanden sein. Insbesondere für das Kantonsspital St. Gallen, nachdem die Spitäler in Rorschach und Flawil geschlossen wurden. Wo ist dieses Personal? Hat es sich ausserhalb des Kantons eine neue Stelle gesucht? Ist es nicht mehr in der Pflege tätig? Droht in Grabs dasselbe Problem?Fragen über Fragen, die sich auch die SP stellt. Und sie befürchtet, die Geschichte könnte sich in wenigen Jahren im Rheintal-Werdenberg wiederholen – nämlich dann, wenn das Spital Altstätten geschlossen wird. «Fachkräftemangel am KSSG trotz Spitalschliessungen – droht in Grabs dasselbe Problem?» So hat sie einen Vorstoss überschrieben, den sie diese Woche im Kantonsparlament einreichte. Die Fraktion will denn auch erfahren, was unternommen wird, damit sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spitals Altstätten für eine Anstellung in Grabs interessieren und entscheiden. Und weshalb es dem Kantonsspital nicht gelungen ist, genügend Fachkräfte von Rorschach und Flawil zu übernehmen.Gleichzeitig will die Fraktion von der Regierung hören, ob sie aufgrund der bisherigen Erfahrungen noch immer überzeugt ist, dass die Schliessung des Spitals Altstätten richtig ist.Die Blitzreaktion der FDPDie Reaktion folgte postwendend. Nicht von der Regierung. Sie braucht für die Beantwortung parlamentarischer Vorstösse erfahrungsgemäss mehrere Wochen oder Monate, in Einzelfällen gar Jahre. Es war die FDP, die blitzschnell reagierte. Tags darauf reichte sie ebenfalls einen Vorstoss ein. Und sie war gehörig verärgert: «Einmal mehr reitet die SP eine Attacke auf die dringend notwendige Leistungskonzentration im St. Galler Spitalwesen. Einmal mehr will sie mit fadenscheinigen Argumenten die völlig rückwärtsgerichteten Spitalstrukturen zementieren.» Der Versuch der SP, zwischen der Weiterentwicklung der St. Galler Spitäler und dem in allen Branchen vorhandenen akuten Personalmangel einen Zusammenhang herzustellen, sei falsch. «Diesen Zusammenhang gibt es nicht», so die FDP und weiter: «Es dürfte eher umgekehrt sein: Der Fachkräftemangel wäre ohne Konzentration der Spitalstandorte noch ausgeprägter.» Kleine Regionalspitäler spürten den Kampf um die besten Fachkräfte bereits heute besonders stark. Denn Fachkräfte konzentrierten sich auf immer kleinere, spezialisierte Teilbereiche der Medizin.Von der Regierung will die FDP nun erfahren, ob sie ihre Annahme teilt, dass die beschlossene Spitalstrategie auch einen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels leistet. Und welche Auswirkungen eine weitere Verzögerung der Strategie auf die Personalsituation hätte. Und ob die geplanten Investitionen und Ausbauschritte die Attraktivität des Spitals Grabs als Arbeitgeber verbessern. Die Regierung hat die beiden aktuellen Vorstösse von dieser Woche selbstredend noch nicht beantwortet.

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