Montagabend, Werkhof Au: Choreografin Claudia Grava, drei Frauen und ein Mann stellen sich in einem Kreis auf. Sie wärmen sich auf, bevor sie verschiedene Tanzelemente für das Stück «Grenzgänge und der Rhein» üben. Die Laienschauspielerinnen und -schauspieler machen mit ihren Armen Schwimmbewegungen. «Es soll so aussehen, als würdet ihr zum Publikum schwimmen», sagt Grava.
Die Teilnehmenden tauchen, holen Luft, üben sich im Synchronschwimmen. «Macht schnelle Bewegungen, aber lauft langsam», rät sie den Teilnehmenden. «So könnt ihr die Zuschauerinnen und Zuschauer in eine andere Welt führen.» Das Publikum soll vergessen, dass es einen Boden gibt. Dass das Stück nicht auf der Bühne, sondern im Freien spielt, sei besonders, sagt Claudia Grava:
Es ist schwierig mit den Schritten am Boden, und barfuss geht nicht.
Beziehungen und Historie zwischen Grenzorten
Eine der jüngsten Mitwirkenden im Chor ist Luisa Spirig aus Diepoldsau. Die 15-Jährige spielt seit zwei Jahren Theater und macht in «Grenzgänge» mit, weil sie bei einem grösseren Projekt dabei sein möchte. «Ich mag es, auf der Bühne zu stehen und zu behaupten, jemand anders zu sein», sagt sie. Ihr gefällt es auch, mit kreativen Köpfen zusammenzuarbeiten, neue Leute kennenzulernen und tolle Kostüme anzuziehen.
Sarina Rhyner ist ausgebildete Schauspielerin und hat bei der Freilichtbühne Rüthi schon die Hauptrolle gespielt. Bei dieser Produktion macht sie allerdings bei den Amateuren mit. «Mir gefällt die Kombination aus Tanz und Schauspiel», sagt die Marbacherin, die in der Kinderbetreuung arbeitet. Sie findet den Austausch mit den ande- ren Teilnehmenden schön und spannend. «Ich kann von allen lernen und viel herausholen.» Und wie sieht es mit Lampenfieber aus? Sie sagt: «Vorträge sind schlimmer, als auf der Bühne zu stehen.»
Das Velo ist der heimliche Star der Produktion
Kostümbildnerin Sandra Münchow ist im Stück «Grenzgänge» für die Ausstattung zuständig. «Wirkliche Begebenheiten, Ärgernisse, Sehnsüchte, Träume werden gespickt mit abenteuerlichen Erfindungen, einer Rahmengeschichte und vielen kleinen Anekdoten und Szenen», sagt sie. «Und mit dieser gedanklichen Mischung habe ich die Kostüme entworfen.» Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Mobilität.
Die «Bühne» sind viele kleine und grosse Plätze in Au und am Rhein. «Ein wichtiger, grosser Gedanke ist die Kommunikation zwischen den Orten Au und Lustenau, und dass es gar nicht mehr so einfach ist, mit dem Velo von einer Seite zur anderen zu fahren, da es sehr wenig Brücken gibt», sagt Münchow. Deshalb sei das Velo der heimliche Star der Produktion. «Wir haben ein paar skurrile Velos entworfen für eine Velogang – Stadtcowboys- und girls auf dem Velo.»
Für Sandra Münchow sind die Anproben und die Gespräche mit der Regie Schauspielenden spannend, und da sie nicht jedes Mal vor Ort ist, lässt sie sich immer wieder gerne überraschen. Sie freut sich darauf, alle Teilnehmenden zum ersten Mal in Maske und Kostüm zu sehen. Und besonders freut sie sich auf das grosse Ganze – mit Publikum. (mko)
Mit dem Tanz das Gemeinsame zeigen
Im Werkhof ist es nun an der Zeit, die Choreografie zu üben. Claudia Grava und die vier Teilnehmenden stellen sich in einer Reihe auf, laufen nach vorn, schnippen mit den Fingern, laufen rückwärts, klatschen auf den Oberschenkel. Sie bewegen sich mit überkreuzenden Schritten nach links, dann nach rechts und drehen sich um die eigene Achse. Sarina Rhyner läuft tanzend nach vorn, während die anderen vier Personen zusammenbleiben. «Wer das Solo tanzt, soll ausdrücken, wie sich die Musik anfühlt», sagt Claudia Grava. «Geniesst es.»
Das Wasser, der Rhein, wird im Stück durch die Schwimmbewegungen dargestellt. Mit dem Tanz wird das Gemeinsame gezeigt. Für die Bewegungen liess sich Claudia Grava von Möwen inspirieren. «Regisseurin Brigitte Walk und ich haben auf einer Wiese beobachtet, dass sich Möwen nach einem System fortbewegen», sagt sie. Auf dem Fussballplatz sei die erste Gruppe geflogen, dann die andere hinterher. «Die Vögel haben sich im Gegenuhrzeigersinn bewegt, das ist auch die Tanzrichtung», sagt sie. «Das fanden wir interessant. Daher haben wir das System auch für den Chor übernommen.»
Premiere ausgebucht
Die Premiere des performativen Spaziergangs zwischen Au und Lustenau findet am Mittwoch, 26. Juni, statt. Sie ist bereits ausgebucht. Weitere Vorstellungen sind am 27. und 28. Juni sowie am 3., 4., 5. und 11. Juli. Ausweichtermine bei Schlechtwetter sind der 6., 9., 10. und 12. Juli. Die zweistündige Vorstellung beginnt jeweils um 19.50 Uhr beim Bahnhof in Au. Tickets sind bei «Go poschta» in Au, «Botta» in Lustenau sowie unter events-vorarlberg.at erhältlich. (mko)