08.09.2022

Perchtawiib wirtet mit Oberleu

Sie kennen sich privat noch gar nicht richtig – und betreiben ein Café. Die eine ist besonders kreativ, die andere ein Branchenprofi.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Katja Dietsche (50) aus Kriessern und Monika Segmüller (59) aus Marbach (bald Altstätten) sahen sich immer wieder beim Kriessner Sonnensee. Monika Segmüller und ihr Lebenspartner, der neuerdings pensionierte Bäcker-Konditor Markus Lingenhag, hatten am See schon vor zwanzig Jahren einen Wohnwagen stehen, Katja Dietsche wohnte nur einen Steinwurf entfernt, ging ab und zu im Badeanzug rüber, abends sass sie öfter mit dem Babyfon am Stammtisch. Die Bekanntschaft reicht insofern weit zurück, blieb aber eher flüchtig.Idee im Reburg-Kafi: Selbst Café eröffnenZur entscheidenden Begegnung kam es im letzten Dezember im Altstätter Reburg-Kafi. Monika Segmüllers Schwester Silvia Hermann leitet im gleichen Gebäude das Familien- und Begegnungszentrum, Monika Segmüller half im Adventscafé mit.Zugegen war auch Katja Dietsche, die ein Jahr lang donnerstags im Zentrum ehrenamtlich tätig war. Man unterhielt sich über dies und jenes, und zum ersten Mal stand die Idee im Raum, gemeinsam ein Café zu führen. Irgendwo im Raum Altstätten.Neun Monate später ist dieses Café eröffnet, aber in Gais.Katja Dietsche, eine gelernte Floristin und Vertreiberin von Reinigungsfasern, ist zwar wie Monika Segmüller selbst überrascht über den Standort, meint aber im Nachhinein, sie wäre immerhin beinahe in Gais zur Welt gekommen. Die Grossmutter lebte im Ort, und die Liebe für das Appenzellerland, das Hügelige, teilt Katja Dietsche, geborene Zellweger (und Schwester des Altstätter Künstlers Michael Zellweger), seit jeher mit ihrer Geschäftspartnerin. Diese machte eine Verkaufslehre im früheren Traditions­café Spoerry in Teufen, servierte dort auch, half, wo immer es nötig war. Der Tätigkeit in Herisau folgten Berufsjahre in Altstätten – im Postcafé und bei Indlekofer, ehe die lange Zeit in der Marbacher Bäckerei Lingenhag ihren Anfang nahm.Nachricht nach Dubai: Was Cooles gefunden!Katja Dietsche hatte im Januar dieses Jahres erstmals seit der Familiengründung allein eine einmonatige Reise angetreten, als Monika Segmüller ihr nach Dubai schrieb, sie habe ein Lokal gefunden, etwas wirklich Cooles, Superschönes.Den Tipp mit Gais, dem renovierten, wegen Corona jedoch lange geschlossenen ehemaligen Café Scherrer, hatte Monika Segmüller in der Bäckerei von einer Kundin erhalten. Zurück aus Dubai, besichtigte Katja Dietsche das Haus. «Dä Platz, di schö Töör und dä Ruum» – sie war sofort begeistert. Zumal sie schon einige Überlegungen angestellt hatte, zum Einzugsgebiet, zum Ort, zur Konkurrenz, fiel ihr Entscheid spontan: «Das machen wir zusammen, ja.»Zwei aus Gais stammende Gäste im Altstätter Reburg-Kafi «flippten beinahe aus», als sie erfuhren, dass Katja Dietsche und Monika Segmüller das Haus übernehmen wollten. Überhaupt: «Die Resonanz war riesig», sagt Katja Dietsche.Die Sache ist nicht bloss ein Hobby«Platz drü» nennen die beiden Frauen ihr neues Café. Sie stellen klar, es handle sich «nicht einfach um ein Hobby», nicht um die Erfüllung eines Traums im Sinne von: «Mal sehen, wie es läuft». Nein, nein, erfolgreich soll es sein, ein rentabler Betrieb mit klarem Konzept. «Im ‹Platz drü› hät alles Platz», lautet ein interner Slogan, womit eine vielfältige Nutzung angetönt ist.Monika Segmüller war während 15 Jahren im Vorstand des Bäckermeisterverbandes, sowohl im kantonalen als auch dem der Ostschweiz.Wie erfolgreich etwas Neues angepackt und dauerhaft betrieben wird, hat Monika Segmüller mit der Gründung einer besonderen Fasnachtsgruppe bewiesen. Als Initiantin der Rheintaler Perchtawiiber vor über einem Jahrzehnt stand sie dem Verein während fünf Jahren vor.Auch die 2011 zum Kriessner Oberleu ernannte Katja Dietsche ist auf Zack. Sie hat in ihrem Wohnort einst den Elternrat aufgebaut, den Jugendtreff initiiert, entwickelt und geführt, und sie gehört dem Rhema-Beirat an. Im Rahmen des Gemeinschaftsauftritts Oberriet-Rüthi an der Rheintalmesse hat Katja Dietsche zusammen mit den beiden Töchtern schon zweimal die Beiz geführt, und früher war sie mal ein knappes Jahr im Städtlikafi angestellt.Der Kriessner Oberleu ist somit wie das Perchtawiib mit Bewirtungsaufgaben vertraut.

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