Astrid ZyssetEin grosser Metallzaun mit einem roten «X» markiert die Stelle auf dem Teufner Zeughausplatz, wo die Autos warten müssen. Hier wird geprüft, ob die Lenkerinnen und Lenker auch tatsächlich angemeldet sind. Ein Zivilschützer mit Atemmaske kontrolliert die Personalien. Anschliessend darf der Patient zu den Containern vorfahren, die direkt vor dem Zeughaus aufgestellt wurden. Dort muss auch er eine Maske aufsetzen. Im Container selbst sitzt ein ehrenamtlich tätiger Arzt, der sich nach dem körperlichen Befinden des Patienten erkundigt, nach der Schwere der gezeigten Symptome. In einem blauen Schutzanzug gekleidet tritt er schliesslich zum Auto und entnimmt dem Lenker, der sein Fahrzeug so nicht verlassen muss, einen Abstrich. Nach ein paar Minuten ist die Untersuchung abgeschlossen und der Patient kann weiterfahren.Die Covid-19-Teststrasse in Teufen hat der Kanton Appenzell Ausserrhoden vor elf Tagen lanciert. Das Ziel: Hausarztpraxen und Spitäler entlasten sowie vermeidbare Infektionen vermeiden. «Es ist elementar, dass infizierte Personen nicht in den Wartezimmern sitzen und andere anstecken», sagt Kantonsarzt Vinzenz Müller. Er weiss von einem Hausarzt, der den Covid-19-Test in der Tiefgarage durchführte, um die anderen Personen in seiner Praxis zu schützen. «Das ist eine gute Idee, aber in den meisten Fällen lassen die Umstände dies nicht zu.» In Herisau und Heiden wurden vor den Spitälern Container aufgestellt, in welchen Patienten in Notfallsituationen auf eine mögliche Coronainfektion hin untersucht werden. Die Teststrasse in Teufen funktioniert nach dem gleichen Prinzip: Testen, ohne dass andere Patienten einer möglichen Ansteckung ausgesetzt sind.Anzahl Tests ist beschränktWer zur Teststrasse zugelassen wird, entscheiden die Ärzte an der Hotline, welche der Kanton eingerichtet hat. Dort wird eruiert, ob die Krankheitssymptome einer Covid-19-Infektion oder einer Grippe entsprechen, ob der Patient Vorerkrankungen zeigt und ob er im Gesundheitswesen arbeitet. Letztere würden gemäss Müller nämlich «grosszügig getestet». Eine Ausnahme. Denn eine grossflächige Infektionsüberprüfung der Bevölkerung ist aufgrund der beschränkten Anzahl verfügbarer Tests nicht möglich.Über 1100 Anrufe hat die Hotline seit dem Aufkommen des Coronavirus bereits entgegengenommen. Einige Bürgerinnen und Bürger wollen sich nur allgemein informieren, andere fühlen sich krank. Die Ärzte entscheiden am Telefon, ob direkt eine Überweisung ins Spital erfolgen, oder ob eine Covid-19-Erkrankung zuerst getestet werden soll. Dies geschieht entweder auf der Teststrasse oder, falls das Vorfahren nicht möglich ist, zu Hause durch eine aufgebotene Spitexperson. Nur wer einen Termin über die Hotline erhält, darf die Teststrasse in Teufen zum angegebenen Zeitfenster befahren. Andere werden abgewiesen. «Das ist bislang aber nur einmal vorgekommen», sagt Christoph Grontzki, Zivilschutzkommandant. «Die Leute sind verunsichert und ängstlich. Aber sie verhalten sich sehr ruhig.» Sechs Zivilschützer sind vor Ort, zwei Gruppenführer wie auch zwei Ärzte. Diese können die am Bahnhof stationierte Polizei zur Hilfe holen, sollten sich Patienten nicht an die Regeln halten.Diagnose liegt innert 24 Stunden vor20 Patienten pro Stunde können die Teststrasse passieren. Das ergibt eine Tageshöchstanzahl von 140. Tatsächlich werden aktuell deutlich weniger getestet. «Die angemeldeten Personen werden möglichst nahtlos nacheinander aufgeboten. So entstehen keine unnötigen Wartezeiten für uns und die Ärzte, in welcher wir die Schutzkleidung ständig wechseln und Atemschutzmasken verbrauchen müssen», so Grontzki. Will heissen: Derzeit werden rund 10 bis 20 Personen pro Tag untersucht. Das Testzentrum hat dementsprechend nur kurz geöffnet. «Wir hätten aber Kapazität, um den Betrieb von 9 bis 17 Uhr aufrecht zu erhalten.» Nach der Untersuchung erhält der Patient ein Merkblatt und begibt sich zu Hause in Selbstisolation. Innert 24 Stunden ist der Test ausgewertet. Der Hotlinearzt informiert die Getesteten über das Ergebnis. Wurde eine Covid-19-Infektion nachgewiesen, erfolgt zusätzlich eine Meldung an den Kantonsarzt. Das Angebot der Teststrasse in Teufen nahmen bislang rund 120 Personen in Anspruch, 19 wurden positiv getestet. «Die Anzahl Infektionen nimmt stetig zu», sagt Kantonsarzt Vinzenz Müller. «Aber die Kurve steigt derzeit nicht exponentiell. Das stimmt uns positiv.» Allerdings könne die Infektionsrate auch von einem Tag auf den andern «explodieren», gibt Müller weiter zu bedenken. Solange kein merklicher Rückgang der Ansteckungen zu verzeichnen ist, bleibe das Virus eine ständige Bedrohung. Und solange ist die Teststrasse auch in Betrieb. Derzeit verzeichnet Appenzell Ausserrhoden 60 Covid-19-Infektionen. Zwei Personen sind daran gestorben.