01.09.2020

People's kämpft sich wieder in die Luft

Umsatzeinbruch, Kurzarbeit, einzelne Entlassungen: Die Fluggesellschaft People's in Altenrhein fliegt wieder, kämpft aber mit der Krise.

Von Adrian Vögele
aktualisiert am 03.11.2022
Während für die grossen Fluggesellschaften teils milliardenschwere Rettungspakete geschnürt wurden, gibt es für die Kleinen keine staatliche Sonderbehandlung. Die People's Air Group in Altenrhein nimmt ihre Linienflüge nach Wien schrittweise wieder auf, befindet sich aber weiterhin in Kurzarbeit und hat Covid-Kredite beantragt. Es kam zu einzelnen Entlassungen.Plötzlich war Wien ausser Reichweite: Am 16. März musste die Fluggesellschaft People’s ihre Linienflüge zwischen Altenrhein und der österreichischen Hauptstadt wegen des Lockdowns einstellen. Jetzt kämpft sich die Regionalfluglinie schrittweise wieder zurück. Seit dem 15. Juni fliegt sie werktags einmal täglich nach Wien. Die Nachfrage entwickle sich erfreulich, stellte die Airline im August fest – ab 13. September wagt sie darum wieder zwei tägliche Verbindungen. Vor der Krise waren es drei tägliche Rotationen gewesen. Vom früheren Zustand vor der Pandemie ist die People’s Air Group, die den Flugplatz und die Airline in Altenrhein betreibt, dennoch weit entfernt. Im Zeitraum seit Beginn des Lockdowns bis heute erlitt die Fluggesellschaft eine Umsatzeinbusse von 70 Prozent, für den Flugplatz beträgt der Rückgang 50 Prozent. CEO Thomas Krutzler sagt: «Wir befinden uns parallel sowohl in Österreich als auch in der Schweiz im Kurzarbeitsmodus.»Das Unternehmen hat auch Covid-Kredite beantragt und genehmigt bekommen. «Wir haben die Lockdown-Phase als Unternehmen genutzt, uns in allen Bereichen künftig so aufzustellen, dass wir über die nächsten – wirtschaftlich anhaltend schwierigen – Jahre effizient und stabil aufgestellt sind», so der CEO. Aufgrund der Krise sei es auch zu «unvermeidbaren Entlassungen» gekommen – «jedoch in geringer Anzahl», die nicht unter die Massenentlassungsklausel falle. Die Liquidität des Unternehmens sei dank der getroffenen Massnahmen stabil.Rettungspakete gibt es nur für die GrossenAnders als für die grossen Fluggesellschaften gibt es für kleine Regionalfluglinien in der Coronakrise keine staatliche Sonderbehandlung. Das Rettungspaket der Schweiz für Swiss und Edelweiss ist 1,28 Milliarden Franken schwer, Österreich hat für Austrian Airlines 450 Millionen Euro bereitgestellt. Ein Teil des österreichischen Darlehens wird allenfalls sogar in einen Zuschuss umgewandelt und müsste somit nicht zurückgezahlt werden. Bei der People’s Air Group beobachtet man diese Vorgänge genau. Finanzchef Thomas Mary hatte bereits im Frühling in einem Interview die möglichen Zuschüsse für Austrian Airlines kritisiert. «Da hätten wir kein Verständnis, wenn eine solch marode Fluggesellschaft unterstützt würde. Es stellt sich die Frage, ob diese enormen Summen, die hier gehandelt werden, nicht besser bei den Tausenden von KMU investiert wären», so Mary. CEO Thomas Krutzler sagt, die Frage der Systemrelevanz der Fluggesellschaften sei zwar berechtigt. «Wenn es jedoch um staatliche Zuschüsse – im Gegensatz zu rückzahlbaren Darlehen –  geht, so sind wir bemüht, auch davon zu profitieren.»Geschäftsfliegerei schon fast auf normalem NiveauDie Linienflüge zwischen Altenrhein und Wien sind vor allem bei Geschäftsreisenden beliebt. Die Entwicklung der Buchungszahlen seit der Wiederaufnahme der Flüge liege im Bereich der Erwartungen, sagt Krutzler. Da sich weiterhin viele Unternehmen in Kurzarbeit oder Home Office befänden und teils sogar Reiseverbote hätten, werde die Erholung der Nachfrage voraussichtlich noch etwas andauern.Eine solidere Entwicklung als bei den Linien- und Charterflügen sieht Krutzler derzeit bei der Geschäfts- und Privatfliegerei. Die «Business Aviation», also der Verkehr mit Geschäftsflugzeugen, habe seit der Aufhebung der Betriebseinschränkungen schon beinahe wieder das normale Niveau erreicht.Absage des WEF: «Keine Überlebensfrage» für AltenrheinDer jährliche Ansturm der Businessjets in Altenrhein fällt im kommenden Januar aus: Das Weltwirtschaftsforum in Davos ist auf unbestimmte Zeit verschoben. (Bild: Ralph Ribi) Besonders ins Gewicht fällt für diesen Bereich jeweils das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Jeden Januar wird der Flugplatz Altenrhein zum Drehkreuz für Businessjets aus aller Welt. Nun aber wurde das WEF für kommenden Januar bereits abgesagt – allenfalls wird es an einem späteren Termin im Lauf des Jahres stattfinden, sicher ist das aber noch nicht. Was bedeutet das wirtschaftlich für die Flugplatzbetreiber? «Sollte es zu einer endgültigen Absage kommen, rechnen wir zwar mit nennenswerten Umsatzeinbussen», sagt Krutzler. Eine «Überlebensfrage» sei die WEF-Woche für das Unternehmen jedoch nicht.Diskussionen ausgelöst hatte auch der private Flugverkehr in Altenrhein während des Lockdowns. Von einer Zunahme könne man allerdings nicht sprechen, sagt Krutzler. «Wir waren froh, dass wir trotz des Lockdowns Möglichkeiten für die Privatfliegerei nutzen konnten. Insbesondere für Trainings- und Schulungszwecke war und ist es wichtig, den Betrieb möglichst wenig einzuschränken.» Dies sei vor allem dank der guten Zusammenarbeit mit den Behörden gelungen.

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