07.03.2022

Pedale für Eltern auf Lernfahrt

Moderne Autos sind als Lernfahrzeug oft ungeeignet. Die Sterngarage reagiert mit einem besonderen Mietauto.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Wer früher als junger Mensch die Autoprüfung machen wollte, hatte viel Gelegenheit zum Üben. Zusammen mit jemand Erfahrenem (zum Beispiel einem Elternteil oder sonst jemandem aus der Verwandtschaft) konnte man beliebig viele Stunden mit dem Privatwagen unterwegs sein und auf diese Weise Sicherheit gewinnen. War dieses Lernen von zehn bis zwanzig Lektionen bei einem Fahrlehrer begleitet, war einem der Ausweis so gut wie gewiss.Zwar gibt es diese Möglichkeit des Übens immer noch, zumindest theoretisch. Doch moderne Autos dürfen für Lernfahrten kaum noch benützt werden – oder es ist erlaubt, aber ihre Verwendung nicht unbedingt sinnvoll. Das Hauptproblem ist die elektrische Handbremse.Diese ist vom Beifahrersitz oft nicht erreichbar (was zwingend wäre), lässt sich beim Fahren in vielen Fällen nicht ziehen oder ist nicht dosierbar. All dies steht einer Verwendung des Fahrzeugs für Lernfahrten im Weg.Immer wieder nach Auto für Lernfahrten gefragtVon einer Handbremse, auch Feststellbremse genannt, wird die Hinterachse gebremst. Bruno Bischofberger, Inhaber der Sterngarage, erklärt, dass das vor allem auf die Hinterachse wirkende Antiblockiersystem (ABS) «zumindest gestört» werde, wenn man beim Fahren die Handbremse ziehe. Sei die Strasse nass, könne das Auto sich drehen – von Schnee oder Eis gar nicht zu reden.In der Vergangenheit hätten Kundinnen und Kunden immer wieder gefragt, ob nicht ein Auto für Lernfahrten verfügbar sei, sagt der Unternehmer. Nach Möglichkeit habe man mit Ersatzautos, schliesslich auch Occasionen, versucht, die Wünsche zu erfüllen. Nun aber hat man sich entschieden, einen neuen Weg zu gehen und mit einem Spezialfahrzeug zu überzeugen. Zu diesem Zweck wurde ein neuer Mercedes A 250 e von einer Spezialwerkstatt in ein Fahrschulauto umgerüstet, das Private mieten können. Der nicht kostendeckende Service wird im März in der Hauszeitung vorgestellt, die (gedruckt oder elektronisch) an insgesamt 6000 Adressen verteilt wird.Kein Geschäft, aber gute EigenwerbungMan habe bewusst ein Hybrid-Fahrzeug gewählt, sagt Bruno Bischofberger. Der Fahrschüler oder die Fahrschülerin lernt so die Vorzüge eines Elektroautos kennen, kann aber bei Bedarf auf den gefüllten Tank zurückgreifen.Die Sterngarage macht zwar kein Geschäft mit der Vermietung, erzielt jedoch einen gewissen Werbeeffekt, indem sie ein komfortables Fahrzeug vermietet, das bei einem Kauf rund 40000 Franken kosten würde.Wer mitfährt, kann wie ein Fahrlehrer eingreifenWer für Lernfahrten kein passendes Auto verfügbar hat, kann beispielsweise auch beim Carsharing-Unternehmen Mobility ein entsprechendes Abo lösen und dann mit Mobility-Autos üben. Anders als diese Wagen, ist jenes der Sterngarage aber auf der Beifahrerseite mit Pedalen ausgerüstet.Obwohl das Fahrzeug über eine automatische Gangschaltung verfügt, sind es drei Pedale – je eines fürs Gasgeben, Bremsen und Kuppeln. Doch wozu die Kupplung, wo es sich um einen Automaten handelt?Ganz einfach: Hält der Beifahrer oder die Beifahrerin es in einer heiklen Situation für nötig, auf die Bremse zu treten, besteht theoretisch die Möglichkeit, dass der Lernfahrer oder die Lernfahrerin gleichzeitig Gas gibt. Indem vom Beifahrersitz nicht nur gebremst, sondern auch die Kupplung betätigt wird, bleibt der Beschleunigungsversuch der lernenden Person wirkungslos und die Fahrt kann nach der Intervention entspannt fortgesetzt werden.

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