Auch wenn man es ihnen nicht ansieht, die Skulpturen von Paul Müller sind aus Stein. Der Rheintaler Künstler und gelernte Steinmetz haut seine Figuren aus Sandstein und feilt an ihnen, bis die gewünschte Form da ist.Andere wären damit schon zufrieden. Doch für Paul Müller geht dann die Arbeit erst richtig los. Der 34-Jährige lässt sein Handwerk nicht einfach stehen, im Gegenteil: Er hinterfragt das in Stein Gemeisselte und verkitscht es. Nach getaner Steinarbeit zückt Paul Müller den Pinsel und bemalt den Sandstein mit Acrylfarben. Ein äusserst aufwendiger Prozess, mit dem er den grauen Skulpturen nicht nur Farbe verleiht, sondern ihnen auch Leben einhaucht und dem Stein die Erhabenheit und Schwere nimmt.Figuren wie aus Comics gerissenIm Paul Müllers Atelier in Altstätten sind in den vergangenen Jahren einige spannende neue Werke entstanden. Die Skulpturenwelt ist auf den ersten Blick eine fröhlich-bunte. Paul Müllers Figuren wirken plastifiziert und wie aus Comics gerissen, sie tragen Schweinekostüme, grinsen aus Kartonschachteln, reihern den Boden voll oder glotzen in ein Testbild auf dem Bildschirm. Auf den zweiten Blick zeigen sich in dieser farbigen Welt aber auch düstere Flecken.Der Künstler legt mit seinen Skulpturen das Groteske der heutigen Gesellschaft voller Screens, Konsum und Porno frei – so wie mit dem Mann im Schweinekostüm, der vor dem Fernseher sitzt. Überhaupt: Das Sitzen. Paul Müllers Figuren stehen still oder hocken faul auf dem Hinterteil, tragen Pantoffeln und geben damit Bilder der Lethargie ab. Hier wird nicht gehandelt, sondern erduldet, Hauptsache die Berieselung läuft und das Bier steht kalt. Selbst der General ist des Kommandierens müde und fläzt sich lieber als König auf dem eigenen Sofa. Manche mögen in Paul Müllers Werken mit Schrecken ein Stück von sich selbst erkennen. Doch immer wieder bricht der Künstler die beklemmende Stimmung mit Ironie. So zeigt sich in seinen Skulpturen beides: traditionelles Handwerk und zeitgenössisches Augenzwinkern. Das sieht man ihnen an.«Ich suche Gegenstände, die mich interessieren, und setze meine Ideen spielerisch, verspielt, farbig, karikativ im Stein um. So entsteht meine eigene Welt», erklärt Paul Müller seine Kunst. Seine Werke möchte er nicht erklären, er überlässt es dem Betrachter selbst zu sehen, was er will. (pd)Die Vernissage findet am Samstag, 2. Februar, um 18 Uhr im Foyer der Raiffeisenbank Mittelrheintal in Widnau statt. Die Ausstellung dauert bis Anfang März.