15.09.2022

Palliative Forum lud zum Netzwerkanlass ein: Humor ist Teil des Netzes

Das Palliative Forum Rheintal möchte bekannter werden. Am Mittwoch brachte es Beteiligte der Branche zusammen. Das Verständnis füreinander und das Bewusstsein, Ressourcen zu nutzen, wuchsen dort.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 02.11.2022
Etwas tollpatschig wirkt die Frau, als sie die Bühne des Widebaumsaals betritt. Ausser ihrem weissen Kittel trägt sie bunte Kleidung. Sie ist etwas unsicher, überlegt, ob sie jetzt und hier überhaupt lustig sein darf: «Ist Humor bei dem ernsten Thema, Palliative Care, überhaupt erlaubt?», fragt sie.Der Humor, den Traumdokotorin Dr. Rochette in den Saal trägt, ist beim Publikum sehr willkommen. Es ist nämlich zusammengekommen, um sich darüber auszutauschen, wie je­de und jeder Einzelne von ihnen die Lebensqualität der chronisch oder unheilbar kranken Menschen im Rheintal konkret verbessern kann. Das Palliative Forum hat jüngst sein Netz untereinander ausgeweitet und will es nun verdichten.Aus Forum RhyCare ist Forum Rheintal gewordenDas Treffen am Mittwochabend ist eine Kick-off-Veranstaltung des Palliative Forums Rheintal. Es ist aus dem im 2015 gegründeten Palliative Forum RhyCare erwachsen, umfasst nahezu das gesamte Rheintal (siehe Kasten) und grenzt an das Palliative Forum Am Alten Rhein.Damit sich die etwa sechzig Fachleute aus den Bereichen Pflege, Medizin, Seelsorge, Betreuung und Politik über die Gemeindegrenzen hinweg kennen und die Struktur des Forums verstehen lernen, tritt Katharina Linsi aus Rheineck als Referentin auf. Viele Jahre gehörte sie dem Vorstand von Palliative Ostschweiz an, seit einem Jahr ist sie die Geschäftsleiterin der Organisation. «Die Ostschweiz ist auf kommunaler Ebene sehr fortschrittlich», sagt Linsi. Sie meint damit nicht etwa die Zahl stationärer Palliative- oder Hospiz-Betten. Vielmehr gibt es in Bezug auf die Dichte an Foren kaum mehr weisse Flecken auf der Landkarte. «Ich erwarte, dass das BAG das Foren-Konzept demnächst schweizweit empfehlen wird.»Das Ziel palliativer Arbeit besteht darin, Betroffenen und deren Angehörigen die bestmögliche Versorgung zu bieten. Das Forum Rheintal gewährleistet dies nun flächendeckend, und die Versorgung ist allen Menschen zugänglich.[caption_left: Katharina Linsi: «Ich erwarte, dass das BAG das Foren-Konzept demnächst schweizweit empfehlen wird.»]«Ohne Vernetzung keine Versorgung», sagt Katharina Linsi. Sie zeigt anhand eines Wabenmusters auf, wie sich alle Beteiligten in das Gesamtkon­strukt von Bund (palliative.ch), Kantonen (Palliative Ostschweiz) und Gemeinden (Foren) einfügen. «Wir haben den Leistungsauftrag, die Grundversorgung mit einer dezentralen Struktur sicherzustellen.» Den erfüllt Palliative Ostschweiz, indem die Organisation die Foren begleitet und unterstützt.Als Chefärztin der Akutgeriatrie der Spitäler Altstätten und Walenstadt zieht Birgit Schwenk ein erstes Resümee der im April in Altstätten eröffneten Palliative-Station: «Wir haben fünf Betten. Sie sind durchwegs ausgelastet», sagt sie. Die Aufnahme verlaufe unkompliziert, da die Notaufnahme umgangen werde.Spannungsfeld von Humor und extremen EmotionenEine gelernte Schauspielerin verkörpert die Traumdoktorin. «Dr. Rochette» arbeitet im Kanton Zürich für die Stiftung Theodora, besucht Kinder im Kinderspital Zürich und Kantonsspital Winterthur. Die Clownin möchte die Teilnehmenden im Saal nicht belustigen. Sie zeigt ihnen, wie nah Leid und Humor, aber auch Angst und Freude bei (unheilbar) kranken Kindern bei­einander liegen. «Sie ahnen, wenn sie sterben müssen, wollen aber oft ihre Eltern schützen», sagt sie. «Dr. Rochette» will für ein Kind da sein, ihm zuhören. «Ich frage zum Beispiel: Gibt es Emotionen, die ich für dich erleben kann?» Übertreibt sie im Ausdruck, bringt es das Kind zum Lächeln und löst sogar Freude aus. «Ich möchte ein wenig Ablenkung und Erleichterung geben.» Das helfe, zur Ruhe zu kommen und die Krankheit aus dem Vordergrund zu nehmen.Das Palliative Forum RheintalIm Jahr 2015 wurde das Palliative Forum RhyCare gegründet. Es umfasste die Gemeinden Eichberg, Altstätten (mit Lienz, Hinterforst, Lüchingen), Marbach und Rebstein. Neu heisst die Organisation Palliative Forum Rheintal und wird von einem 17-köpfigen interdisziplinären Kernteam geleitet. Hinzugestossen sind die Gemeinden Rüthi, Oberriet (mit Kriessern, Montlingen, Kobelwald, Eichenwies), Balgach, Au (mit Heerbrugg), Berneck, Widnau und Diepoldsau. Das Forum arbeitet in Partnerschaft mit Hausarzt- und Hausärztinnenpraxen, Heimen, Spitälern, Sozialdiensten, Spitex, Hospiz-Dienst Rheintal, Seelsorge, Pro Senectute, Entlastungsdienst Rheintal, Verein Rhyboot, Palliativer Brückendienst und bei Bedarf auch mit weiteren Institutionen.Koordinationsstelle: Hospiz-Dienst Rheintal, Telefon 071 755 09 09, www.hospiz-rheintal.ch

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