25.09.2020

Ortsplanungsstudie vorgestellt - nicht alle hatten Freude

Die am Donnerstag vorgestellte Studie zur baulichen Entwicklung Balgachs stiess bei einigen Besucherinnen und Besuchern auf Kritik.

Von Susi Miara
aktualisiert am 03.11.2022
Gerade 60 Personen hatten sich für die Präsentation der ortsbaulichen Studie angemeldet. Diese wurde direkt durch den Verfasser, Christian Blum, von der Eckhaus AG Städtebau Raumplanung aus Zürich, ausführlich erläutert. Vorher erklärte Gemeindepräsidentin Silvia Troxler die Wichtigkeit dieser Studie. Die Bürgerschaft habe jetzt die Möglichkeit, die Entwicklung der Gemeinde zu lenken. Es seien wichtige Entscheide, die in Balgach getroffen würden. Aus diesem Grund sei auch eine vertiefte Studie nötig gewesen. Jetzt liege ein reifes Konzept zur weiteren Planungsentwicklung vor. Marilene Holzhaus von der ERR Raumplaner AG erläuterte in einem kurzen Rückblick die bisherigen Schritte, angefangen vom Entwurf des räumlichen Entwicklungskonzeptes vor zwei Jahren über den ersten Workshop mit der Bevölkerung bis zum heutigen Ergebnis. Gleichzeitig informierte sie über das weitere Vorgehen.Strategie und Konzepte für FokusgebieteGleich zu Beginn betonte Christian Blum, dass es sich in seiner Studie nicht um ausgearbeitete Projekte handelt, sondern um Vorschläge, wie eine qualitative Innenentwicklung aussehen könnte. Er präsentierte fünf Fokusgebiete – das Zentrum Heerbrugg, den Bereich Ländern –Gerbeweg, die Dorfmitte, das Gelände Sinkeren/Bad Balgach und das Areal Rohner/Eichholz. Blum erklärte, in welchen Gebieten ein Wachstum bei gleichzeitigem Entwickeln von ortsbaulich-freiräumlichen Qualitäten erfolgen könnte.Das Zentrum von Heerbrugg sei dabei eine interessante, aber auch wichtige Lage. «Hier wäre eine Innenentwicklung möglich», so Blum. Konkret wies er darauf hin, die vorhandenen Detailhandelsgeschäfte (Coop und Aldi) in einem neuen und grösseren Sockelgeschoss zusammenzufassen, die gemeinsamen Parkierungsanlagen unterirdisch anzuordnen und so einen begrünten, von grossen Bäumen geprägten, Freiraum zu schaffen.Auch für den Grossraum Werber wäre eine Innenentwicklung möglich, dies jedoch nur unter Erhaltung der Eigenheiten des Quartiers. Der Grossraum Werber sei eines der charakteristischen homogen angelegten Quartiere der Gemeinde, der auch einen ideellen Wert aufweise.Für das Areal Rohner, ein durchmischtes Wohn-, Gewerbe- und Industriequartier, sieht Blum kein Entwicklungspotenzial. Sobald aber die Gewerbebetriebe einen neuen Standort fänden und ausgelagert würden, zeige die ortsbauliche Studie eine mögliche Nachfolgekonzeption.Im Bereich Lädern – Gerbeweg schlägt die ortsbauliche Konzeption eine Querstellung (in Relation der Strasse) der Bebauung vor. Die entstehenden Freiräume zwischen den Gebäuden würden zudem das Anlegen von Wegen zwischen Hauptstrasse und Gerbeweg ermöglichen. Die dahinter liegenden Wohnquartiere würden so besser an die Hauptstrasse mit ihren Angeboten angebunden werden.Prägnanten Freiraum für die DorfmitteFür die Dorfmitte sieht die Studie eine prägnante Freiraumgestaltung vor. Diese könnte man als vorherrschenden Landschaftstyp des «Obstgartens» gestalten und somit der Ortsmitte eine unverwechselbare Identität verleihen.Im Gebiet Sinkeren/Bad Balgach sieht das Konzept eine Siedlungserweiterung sowie Umlagerung von Bauzonen vor. Eine solch umfassende Planung erscheint möglich, weil durch die Bereitschaft der Grundeigentümer, durch das Hochwasserschutzprojekt Wolfsbach, das angrenzende Gewässer sowie die Revision der Ortsplanung die einmalige Chance für eine integrale Entwicklung besteht. Bei der anschliessenden Diskussions- und Fragerunde war schnell klar, dass es sich oft um persönliche Anliegen handelte.Zu abstrakt und zu kompliziertFür einige waren die Studien sehr abstrakt und zu wenig an die Bedürfnisse der Bevölkerung angelehnt. Die einzelnen Projekte müssten von Leuten, die in Balgach leben, angeschaut werden. Auch wurde die schwer verständliche Fachsprache der Studie bemängelt. Viele würden sie nicht verstehen. Es kamen aber auch Fragen auf, ob die Studie für Investoren erstellt worden sei, denn bei den Vorschlägen würden viele Grünflächen zugeschüttet. «Die Studie zeigt rechtskräftige Bauzonen», argumentierte Blum. Sein Auftrag sei gewesen, das vorhandene Potenzial zu erfassen. Immer wieder wurde auch die Verkehrsproblematik, vor allem entlang der Hauptstrasse, angesprochen. Dazu erklärte Blum: «Die Hauptstrasse ist im ganzen Rheintal ein schwieriger Raum. Man sollte den Kanton dazu bewegen, hier das Tempo zurückzufahren, um so die Strasse attraktiver als Wohnraum gestalten zu können.»Vermisst wurden auch Fuss- und Velowege, Spielplätze und Begegnungsplätze, die jedoch, wie Silvia Troxler erklärte, in der abschliessenden Ortsplanungsrevision berücksichtigt werden. Bis 30. Oktober kann nun die Bevölkerung schriftlich zur ortsbaulichen Studie Stellung beziehen. Der nächste Schritt wäre dann das Erarbeiten des kommunalen Richtplans und schliesslich des Zonenplans, des Baureglements, der Schutzverordnung und des Planungsberichts. «Es ist ein sehr aufwendiges Projekt, bei dem es sich aber lohnt, viel Energie hineinzustecken», so Silvia Troxler.HinweisBis 30. Oktober können Bürgerinnen und Bürger schriftlich zur Studie Stellung nehmen.

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