26.04.2019

Organisationstalent «vom Bappe gerbt»

Zweierlei hat den Rhema-Leiter Simon Büchel geprägt: Die viele Zeit, die er auf einem Bauernhof verbrachte, und die vielen Sörgeli des Gewerbes, von denen zu Hause am Mittagstisch oft die Rede war.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererSimon Büchel, seit drei Jahren in Oberriet lebender Sohn eines Rüth­ner Treuhänders, ist dem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Mit seiner jugendlichen Ausstrahlung und seiner Körpergrösse von 1,72 m hat sich der Dreissigjährige den Respekt erst erarbeiten müssen, als er vor vier Jahren zum Geschäftsführer der Rheintal Messe und Event AG und somit zum Messeleiter ernannt wurde. Bis dahin hatte der diplomierte Eventmanager und Marketingfachmann, der im März sein Nachdiplomstudium als Betriebswirtschafter abschliessen konnte, ein gutes Jahr als Assistent gewirkt.Ehrenamtlich früh viel getanSein Organisationstalent hat der Messeleiter «vom Bappe gerbt». Die Unterlagen, die seine zahlreichen ehrenamtlichen Leistungen schon hervorbrachten, sind alle in Ordnern versammelt und diese säuberlich beschriftet. Auch die digitale Welt des Simon Büchel ist gepflegt und aufgeräumt, geschäftlich wie privat.Ob er die Kilbi in Rüthi mitorganisierte, die Rockoper in Buchs, ob er für die Rüthner Freilichtbühne das OK-Präsidium innehatte oder sich für die Musikgesellschaft Rüthi betätigte, deren Vorstand er seit acht Jahren angehört: Akkurat legte er alles ab, denn alles könnte sich ja irgendwann mal wieder brauchen lassen.So war es auch tatsächlich, als der Waldhorn-Bläser für die Kreismusiktage 2016 alle Marketing- und Sponsoring-Aufgaben erledigte; so wird es wieder sein, wenn er nächstes Jahr zum dritten Mal als OK-Präsident der Freilichtbühne wirkt.«Extrem viel», sagt Simon Büchel, habe die ehrenamtliche Tätigkeit ihm gebracht, er könne solches Engagement den Jungen nur empfehlen.Abgesehen davon, dass es Spass bereitete, zum Beispiel zwei Partys im einstigen «Rüthihof» durchzuführen oder zusammen mit anderen für Silvester zweimal ein «Dinner for all» zu organisieren.Auf dem Hof anpacken gelerntSimon Büchels Mutter Carmen stammt aus Kriessern. Dort hatte zunächst der Grossvater einen Bauernhof, ein Onkel übernahm ihn später. Sackgeld bekamen die Büchel-Brüder zwar keines, doch auf dem Hof konnten Simon, Raphael, Sebastian und Elias es sich verdienen. «Wir haben gelernt, anzupacken», sagt der Messeleiter, der heute noch ab und zu auf dem Hof aushilft. Auch das unternehmerische und vernetzte Denken sowie die Bedeutung von Nachhaltigkeit habe er bei seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit kennengelernt.Ebenso hat das Mittagessen im Kreis der Familie das Interesse für Wirtschaft gefördert. Was das Gewerbe beschäftigte, war für den Vater stets wichtiges Thema, auch Politik interessierte ihn, die Söhne hörten zu und lernten viel. In jungen Jahren betätigten sich Simon Büchel und sein ein Jahr älterer Bruder Raphael in konsequenter Zusammenarbeit journalistisch, was den Rhema-Leiter nach Beendigung seiner kaufmännischen Lehre auf Rüthis Gemeindeverwaltung und zwei Auslandaufenthalten ein Studium in Journalismus und Organisationskommunikation in Angriff nehmen liess. Allerdings vermisste der junge Student das Organisatorische, weshalb er nach einem Semester einen beruflichen Richtungswechsel vollzog.Ein «so junger Kerli» als MesseleiterVor seinem Wechsel zur Rhema arbeitete Simon Büchel bei St Gallen Bodensee Tourismus, was ihm bei der Bewerbung als Assistent der Rhema-Messeleitung zum Vorteil gereichte. Die Beförderung an die Spitze kam überraschend, die Skepsis Aus­senstehender eher nicht.Simon Büchel meint rückblickend, gewiss habe der Rhema-Verwaltungsrat Mut gebraucht, um «einen so jungen Kerli» als Chef einzusetzen. Auch wenn er zum Teil vielleicht eine Art Jugend-Bonus genossen habe, sei es doch anforderungsreich gewesen, sich zu behaupten, die breite Anerkennung musste sich der junge Mann erkämpfen. Die Aussteller und Sponsoren allerdings hätten zum Zeitpunkt seiner Beförderung schon gewusst, was er im Hintergrund bis dahin alles gemacht habe und seien ihm wohlwollend begegnet. Der Messe dürfte der Mut des Verwaltungsrats gut getan haben, denn der junge Messeleiter kennt die Trends und hat die Rhema mit vielen Neuerungen namhaft aufgewertet. Der Logistik-Fan vertritt die Rheintalmesse auch national, im Branchenverband Expo-Event.Dem 30-Jährigen, der das Skifahren, Biken und Reisen schätzt, kommt seine Bodenständigkeit sicher zugute. Die Rolle als Schiedsrichter, in der er sich auf dem Messegelände zuweilen sieht, erfordert ein solides Selbstbewusstsein und lässt ihn so auftreten, wie er selbst es von anderen erwartet: zu einem Gespräch auf gleicher Augenhöhe jederzeit bereit. Es allen recht zu machen, sei zwar nicht zu schaffen, jedoch lasse sich stets eine Lösung für ein Problem finden, mit der alle leben können.Der einstige Ministrant jasst wöchentlichDie Freude an Begegnungen, ein wichtiger Aspekt für jede Messe, hat im Leben ihres Chefs einen hohen Stellenwert. Jeden Montag trifft sich der ehemalige Minis­trant und RS-Durchdiener, der als Motorfahrer das Lastwagenbillett im Sack hat, mit drei Onkeln und dem Bruder Raphael, um zu jassen. Weil fast immer einer fehlt, lässt sich der Schieber spielen. Von sieben Abenden sind sicher drei verplant, mit der Musikprobe am Dienstag, der Sitzung donnerstags und manchmal einem vierten Anlass.Statt allzu früh aufzustehen, ist Simon Büchel lieber abends länger tätig, er arbeitet gern in der Dämmerung, bis sieben oder halb acht. Am Mittag ist der Messeleiter öfter bei den Eltern, und den Bruder Raphael, mit dem er immer viel gemacht hat, sieht er manchmal bei der Arbeit, denn er steht dem Rhema-Bautrupp vor.Eine schöne Privatbeziehung ist aus der Partnerschaft der Gemeinde Rüthi mit der deutschen Ortschaft Wolfegg hervorgegangen. Einen Höhepunkt erlebte diese neue Beziehung vor gut einem Monat – am Samstag, 23. März, als Anja aus dem Allgäu, Musikantin wie Simon Büchel und seit zwei Jahren seine Freundin, von Alttann-Wolf­egg nach Oberriet zog. Die Zeit, in der die beiden sich nur an den Wochenenden sahen, ist vorbei.

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