19.03.2021

Online-Bilanz mit Fragezeichen

Vor einem Jahr entstanden zwei Online-Plattformen für den lokalen Handel. Haben sich die Erwartungen erfüllt?

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 03.11.2022
Andrea C. PlüssInnerhalb kurzer Zeit entstanden im letzten Frühjahr zwei Online-Plattformen im Rheintal: «Wir sind Altstätten» sowie der «Rheintal-Guide». Handel und Gewerbe sollten während des Lockdowns durch einen Online-Auftritt sichtbar und für die Kunden erreichbar bleiben. Für die Online-Initiative gab es seinerzeit Lob. Heute hört man auch kritische Stimmen.Handel und Gewerbe im Rheintal auf einer Plattform im Internet vereint, womöglich ergänzt durch einen Online-Shop für Ladengeschäfte und Detaillisten. Im Lockdown wurde die Idee rasch in die Tat umgesetzt. Der «Rheintal-Guide» war geboren.Wer sucht auf regionalen Plattformen? Es galt, Geschäftsinhabern und Gewerbetreibenden zwischen Rüthi und Rheineck mit dieser Initiative im Lockdown Mut zu machen und ihnen auch eine Möglichkeit zu eröffnen, bei geschlossenen Ladentüren Umsatz zu erzielen.Die Rheintaler Gemeinden unterstützten die Entwicklung des digitalen Angebots Anfang 2020 spontan mit 9000 Franken. Gewerbevereine informierten ihre Mitglieder über das neue Online-Angebot. Die Registrierung mit kleinem Firmenporträt war im letzten Jahr gratis. Etwa 350 Unternehmen waren zum Jahresende registriert.Aber wie verhält es sich mit dem Suchverhalten im Internet? «Wenn jemand in Diepoldsau einen Maler sucht, wo tut er das?» Die Frage stellt sich Carsten Zeiske, Präsident des Gewerbevereins GHI Diepoldsau-Schmitter. Die meisten Leute, die etwas im Netz suchten, täten dies über Google, so Zeiske. Roger Seitz, der dem Balgacher Gewerbeverein vorsteht, führt ein ähnliches Beispiel ins Feld. Und fügt an, er hätte sich «mehr erwartet von der Bewirtschaftung des Portals». Gesucht werden kann dort nach Ortschaften und Rubriken.Selten Kritik von Firmen gehört Sacha Sapra, Inhaber der Agentur Kreatif, der die Plattform «Rheintal-Guide» aus dem Vorgängermodell «Pro Rheintal» entwickelt hat, reagiert gelassen. Nur selten höre er Kritik von registrierten Kunden. «Wir freuen uns über mehr Feedback, seien es Anregungen oder Verbesserungsvorschläge», sagt Sapra auf Anfrage. Bald würden zudem die Alt-Einträge derjenigen Firmen gelöscht, die 2021 nicht mehr vertreten sind. Diese erscheinen momentan noch blass.Auch die Broschüre unter dem Namen «Rheintal-Guide» werde Mitte April erscheinen, versichert Sapra. Um die Aktualität zu gewährleisten, würden Bundesratsentscheide zu Öffnungsschritten bis Ende März abgewartet. Ein Online-Firmenporträt mit kleinem Online-Shop kostet auf «Rheintal-Guide» 730 Franken. Ein Basiseintrag ist nach wie vor kostenfrei. Zwischen 290 und 300 Besucher zähle die Website «Rheintal-Guide» pro Tag, so Sapra. «Manche Firmenporträts werden 3000-mal im Monat besucht, andere seltener», so der Agenturinhaber. Das sei abhängig von der Branche und auch von der Pflege des eigenen Internetauftritts. Manche Firmen kümmerten sich sehr engagiert, andere weniger.Rechne er jede Stunde, die seine Agentur für Aktualisierungen, Updates und Kundenkontakte aufwende, sei der «Rheintal-Guide» ein Minusgeschäft. Er glaube jedoch an den gesamtheitlichen Nutzen für das Rheintal. Die Rheintaler Gemeinden (ohne Rheineck) haben im November beschlossen, den Rheintal-Guide mit 1000 Franken pro Gemeinde zu unterstützen.Online-Solidarität in Altstätten noch gratis«Wir sind Altstätten» – der Name der Website ist Programm. Acht Sponsoren, darunter die Stadt Altstätten, ermöglichten 2020 die Entwicklung der Plattform. Aktuell sind 80 Mitglieder aus Handel und Gewerbe registriert. Sie zahlen dafür bis heute nichts.Einen für dieses Jahr vorgesehenen Jahresbeitrag setzten die Betreiber aufgrund der erneuten Einschränkungen Mitte Januar aus. Die Sponsorengelder deckten den grossen Teil der Kosten, sagt Beat Weilenmann vom Bureau54. Längst nicht alle Stunden rechne er ab; das sei der Beitrag der Agentur ans Sponsoring. Bureau54 hat die Plattform im März 2020 entwickelt.«Wenn es irgendwann etwas kosten wird, werden wohl nicht mehr alle dabei sein», mutmasst Weilenmann.

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