06.08.2018

Onkel und Nichte setzen auf Öl

Zwei Rheintaler setzen auf Olivenöl. Die ersten 3000 Liter verdanken Melanie Hangartner und ihr Onkel Piero Albanese 500 apulischen Bäumen. Nach und nach soll die Produktionsmenge steigen.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererAngefangen hat das unternehmerische Abenteuer für Melanie Hangartner mit einem Kochbuch. Die 30-Jährige, die in Oberriet, Marbach und Altstätten aufwuchs und nun in St. Gallen lebt, gab es im letzten Dezember heraus.Das Kochbuch trägt den Titel «La cucina della nonna» und versammelt Rezepte der italienischen Grossmutter.Angesichts der Publikation im Eigenverlag ist der Verkauf der ersten 500 Exemplare in drei Monaten beachtlich. Von der zweiten Auflage sind weitere 900 Bücher bereits abgesetzt, eine dritte Auflage gilt als wahrscheinlich.Tausend Gläser pro ProduktBereits ist aus der Buchidee ein unternehmerisches Projekt geworden. Zusammen mit dem in Oberriet lebenden Onkel hat die gelernte Grafikerin begonnen, das kulinarische Familienerbe unter der Eigenmarke maremonte zu pflegen. So heisst in Santa Lucia die Strasse vom Meer zu Piero Albaneses Elternhaus auf dem Hügel.Dazwischen liegt der gut 1,5 Hektaren grosse Olivenhain, der jetzt Piero Albanese gehört. Der 48-jährige Typograph, der zuletzt während zwölf Jahren im Thurgau als Chef einer Druckerei wirkte, ist in Oberriet aufgewachsen.Dort leben noch immer die Eltern, in Walzenhausen wohnt der Bruder.Unter der Marke maremonte bauen sich Melanie Hangartner und Piero Albanese ein apulisches Sortiment auf, bei dem alles zusammenpasst: Kochbuch, Öl, Keramik sowie Antipasti – in Olivenöl eingelegte, grillierte Peperoni, Zucchini und Artischocken, lauter Köstlichkeiten von Paulina, einer Apulierin aus dem bei Santa Lucia gelegenen Monopoli. Fürs erste ist das Ziel die Lieferung von tausend Gläsern pro Produkt.Behutsam und zielstrebig wirkenDie beiden Rheintaler gehen behutsam und doch zielstrebig ans Werk. Nichts überstürzen, aber zügig vorwärtsmachen, lautet die Devise, um in zwei, drei Jahren vom eigenen Unternehmen leben zu können.Einer kontinuierlichen Steigerung der Olivenölproduktion steht nichts im Weg, denn Olivenhaine, die sich in nächster Nähe des eigenen Grundstücks von Verwandten pachten lassen, sind genug vorhanden.Das erste eigene Öl stammt aus dem letzten Jahr. 3000 Liter in doppelt so vielen Flaschen erbrachte der eigene Hain. Für dieses Jahr sind bereits 4000 Liter ins Auge gefasst.Der Onkel ist der OlivenspezialistWährend Melanie Hangartner das Marketing und das Administrative erledigt, ist ihr Onkel der leidenschaftliche Olivenspezialist. Die Früchte zum richtigen Zeitpunkt zu ernten, sei entscheidend, sagt er.Eine grössere Menge bedeute zwangsläufig eine geringere Qualität, denn entgegen der wahrscheinlich verbreiteten Meinung, Oliven hätten bei der Ernte reif zu sein, spricht Piero Albanese von der Wichtigkeit, Oliven vorher abzunehmen. Bei reifen Oliven liessen wichtige Stoffe sich nicht zurückhalten, und bei Überreife entstünde sogar eine Essignote.Bei der Ernte ist Piero Albanese, der eben erst einen Kurs als Olivenölverkoster besucht hat, immer selbst dabei. Eine bestimmte Sache stets auf die gleiche Weise gemacht zu haben, ist ihm kein taugliches Argument für die Fortführung eines Verfahrens. Er hat seine eigene Vorstellung von einer guten Olivenölproduktion, die chemiefrei, rein mechanisch zu erfolgen habe. Die Pflege des Hains und die Verarbeitung geernteter Oliven noch am gleichen Tag erachtet er als selbstverständlich.Hergestellt werden ein je sortenreines Öl aus Coratina- und Pecholine-Oliven sowie ein aus vier Restsorten bestehendes drittes Olivenöl.Silbermedaille mit Öl gewonnenDass Melanie Hangartner und Piero Albanese mit maremonte auf Erfolgskurs sind, zeigt nicht nur der Buchabsatz. An Märkten habe man gesehen, dass die Antipasti sehr gut aufgenommen würden, sagt Melanie Hangartner. Und mit dem Olivenöl hat man bereits einen ersten Erfolg vor­zuweisen: Mit ihrem Produkt o’mare haben die beiden Rheintaler mit italienischen Wurzeln bei der Verleihung des internationalen Olive Oil Award in Zürich dieses Jahr eine Silbermedaille gewonnen.So gross die verfügbare Olivenhainfläche und so umfangreich die noch junge Produktpalette auch sind, auf die Verwertung der Olivenblätter – für Extrakte oder Tee – verzichten Piero Albanese und Melanie Hangartner noch. Man könne ja nicht alles schon am Anfang machen.Aber auch die Blattverwertung sei für später eine gute Ausbaumöglichkeit.

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