Yves SolenthalerDer 25-jährige Rheintaler war mit der letzten Saison nicht zufrieden: «Ich hege grosse Ambitionen, mein Ziel ist die Olympia-Teilnahme 2022. Da reicht es nicht, in den hinteren Europacup-Rängen zu landen.» Tanner nahm Kontakt auf mit Michael Kuonen, einem früheren Anschieber (EM-Silber, Olympia-Vierter), der an die Steuerseile wechselte.Der Walliser Pilot hat auch Peking im Sinn. Er stellte ein starkes Team zusammen mit Marco Dörig (Nr. 2), Sandro Ferrari (Nr. 3) und Marco Tanner (Nr. 4). Ferrari war schon letzte Saison Tanners Kollege im Team Moulinier. Zwei Ersatz-Anschieber (Patrick Kuonen und Luca Rolli) komplettieren die Equipe. Im Sommer den Fokus aufs Krafttraining gelegtAn der Schweizer Starter-Meisterschaft vor einer Woche siegte das Team Kuonen sowohl im Vierer- als auch im Zweierbob (Kuonen/Tanner) deutlich. Die Geschwindigkeit auf den ers-ten 50 Metern stimmt im Hinblick auf die am 23. November in Lillehammer beginnende Saison. «Auch das Material ist top», verleiht Marco Tanner seiner Vorfreude Ausdruck – Kuonen konnte den Viererbob des zurückgetretenen Spitzenpiloten Clemens Bracher übernehmen.Die starke Zeit, die Tanner an der Starter-Meisterschaft erreicht hat, ist das Resultat von hartem Sommertraining. «Schnell war ich schon immer, in diesem Sommer habe ich vor allem ins Krafttraining investiert», sagt Tanner. An der Sportlerschule Appenzellerland in Teufen, wo auch die Appenzeller Schwinger trainieren, fand Tanner ideale Bedingungen vor, und er profitierte von der Expertise von René Wyler und dem früheren Leichtathletik-Kollegen Yves Zellweger. «Inzwischen bin ich 20 Kilo schwerer als zu meiner Dreisprung-Zeit», sagt der 178 cm grosse Athlet, der gut 90 Kilo auf die Waage bringt. An den Starts müssen Tanner & Co. etwa 170 Kilo (Zweierbob ohne Besatzung) oder 210 Kilo (Viererbob) in Schwung bringen.«Einmal pro Monat konnte ich zudem als Soldat der Schweizer Armee für eine Woche nach Andermatt ins Trainingslager gehen», sagt Tanner – praktisch gratis: Unterkunft und Verpflegung gibt’s in der Kaserne. Und Andermatt ist der ideale Trainingsort, weil dort die überdachte Anschiebebahn steht. «Ich hatte keine gesundheitlichen Probleme», sagt Tanner. Und seine Werte seien schon im Juni besser gewesen als vor den letzten zwei Saisons: «Dabei hatte ich erst im Mai mit dem Training begonnen.»750 Punkte hatte Marco Tanner im letzten Leistungstest geschafft, in drei Wochen steht der nächste, viel wichtigere auf dem Programm. Tanner möchte 800 Punkte erreichen – eine Marke, die nur die Top-Anschieber der Schweiz schon übertroffen haben.Grosser, aber auf 50 Meter beschränkter Einfluss Der Einfluss des Anschiebers beschränkt sich auf die ersten 50 Meter einer Fahrt, es sind allerdings oft die entscheidenden Meter – mit dem Schwung des Starts muss der Pilot auf der ganzen Strecke auskommen. Kuonen ist ein Neuling an den Steuerseilen. «Er ist noch am Lernen», sagt Tanner. Die Fortschritte seines Chefs kann er aber nicht beeinflussen. Der ehemalige Dreispringer des KTV Altstätten wird aber die Startzeiten genau verfolgen. «Dass auf der Fahrt Fehler passieren, müssen wir akzeptieren», sagt Marco Tanner. Dennoch werden im Europacup die vorderen Plätze angepeilt. Lillehammer, Altenberg und Winterberg sind die ersten Destinationen des Winters. «Gut wäre, wenn wir in der zweiten Saisonhälfte zu Weltcup-Einsätzen kommen», sagt Tanner. Viel Zeit zum Lernen bleibt Kuonen nicht: Um die Olympia-Hoffnung aufrechtzuhalten, sollte das erste Walliser Bobteam in der Saison 2020/21 fix im Weltcup starten können.