Dominique Gisin sprach unaufgeregt, aber nicht monoton. Von Nervosität keine Spur. Kärtchen als Gedankenstütze brauchte sie keine. Als die Abfahrtsolympiasiegerin von 2014 am «KMU-Profil» der St. Galler Kantonalbank in ihrem Referat «Making it Happen» von ihrer Karriere erzählte, tat sie dies nicht zum ersten Mal. Eine Premiere war der Abend trotzdem: «Ich war noch nie in Altstätten. Ein wirklich schönes Städtli habt ihr!», sagte die Zentralschweizerin und lachte breit.Der Fokus des Referats lag auf dem mentalen Umgang mit Verletzungen. Letztere prägten die ganze Karriere von Dominique Gisin. Zwischen ihrem fünfzehnten und achtzehnten Lebensjahr fuhr Gisin wegen einer Knieverletzung nur zwei Skirennen. Zum Vergleich: Die ein Jahr ältere Lindsey Vonn bestritt in der gleichen Zeitspanne über hundert Rennen. «Es ist ein Wunder, dass Dominque es zur Profisportlerin geschafft hat. Normalerweise holst du diesen Rückstand nicht mehr auf», sagte der Sportpsychologe Christian Marcolli, der abwechselnd mit Gisin sprach. Marcolli betreute Gisins während ihrer Karriere als Mentalcoach. Neben Gisin coachte er schon Roger Federer oder Nati-Goalie Yann Sommer.Verletzt, gescheitert, Gold gewonnenMöglich machte Gisins Erfolge nur die grosse mentale Widerstandskraft und Arbeit, die sie nach ihren unzähligen Verletzungen immer wieder erbringen musste, wie aus dem Vortrag hervorging. So kämpfte sich Gisin vor den olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver abermals von einer Knieverletzung zurück – nur um dann im Zielsprung zu stürzen. «Ich habe mich damals gefragt: Wer denkt sich so eine blöde Geschichte aus?» Aufgegeben hat Gisin aber nicht.2014 klappte es dann doch noch mit Olympiagold in der Abfahrt. «Ich habe damals meine perfekte Fahrt gezeigt», sagte Gisin. Zum Schluss durften die Anwesenden Fragen an die Olympiasiegerin stellen. Ein Herr wollte wissen, ob Skirennfahrerinnen es denn wirklich spüren, wenn die Bindung einen Milimeter weiter vorne oder hinten ist. Gisin sagte, dass manche Athletinnen dies tatsächlich mehr spüren als andere und erzählte eine Anekdote: «Ich habe einen Ski entwickelt, den dann auch Lara (Gut Berahmi) erhielt. Der Ski gefiel ihr beim Fahren dann nicht. Also gaben uns die Serviceleute einen anderen Ski. Den neuen Ski fand Lara dann super. Ich auch – aber merkte keinen Unterschied. Die Serviceleute lösten dann auf: Es war der gleiche Ski.»Gisin hinterlässt Eindruck beim PublikumGisins Vortag hinterliess Eindruck bei den knapp hundert anwesenden Gäste aus der Unternehmenswelt: «Es ist beeindruckend, wie die Psyche den Unterschied ausmachen kann», sagt Zuhörer Stefan Gerster. Und Besucherin Heidi Göldi sagt: «Diese absolute Hingabe und dieses Sich-nicht-unterkriegen-lassen fasziniert mich.»