21.07.2018

Öl als Schmiermittel für die US-Innenpolitik

Die hohen Benzinpreise in den USA sind Donald Trump ein Dorn im Auge. Gut drei Monate vor den midterm elections bewegen sich die Treibstoffpreise auf ei­nem für die USA ungewohnt hohem Niveau. Angesichts der viel fahrenden und nicht gerade auf sparsame Autos setzenden Amerikaner stellen die gegenwärtigen Preise nicht unbedingt eine ideale Wahlausgangslage für die regierenden Republikaner dar. Insofern überrascht es nicht, dass Präsident Trump zusehends bemüht ist, etwas dagegen zu unternehmen. So versuchte er Anfang Juli, die Opec unter Druck zu setzen, mehr Erdöl zu fördern und damit die Rohölnotierungen nach unten zu drücken. Das Vorgehen entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn dass insbesondere das amerikanische WTI zu Monatsbeginn auf dem höchsten Stand seit Ende 2014 handelte, ist zumindest teilweise auf Trumps Aussenpolitik zurückzuführen. Denn ein Treiber des Anstiegs dürfte auch Trumps Iran-Politik gewesen sein, im Zuge derer dem Ölmarkt ein wesentlicher Anteil der iranischen Ölexporte entzogen wird.Ungeachtet dessen stösst Trumps Idee einer Opec-Produktionsausweitung auf das Prob­-lem, dass die Förderung auf die Schnelle nur geringfügig ausgeweitet werden kann, da das Kartell bereits nahe an der Kapazitätsgrenze operiert. Und so liebäugelt Trump in Form der Frei­- gebung eines Teils der strategischen US-Ölreserven (SPR) mit einem aussergewöhnlichen Mittel. Es wäre erst das zweite Mal, dass auf die SPR ohne Not zurückgegriffen würde. Das erste Mal zapfte Bill Clinton 2000 die Reserven an, um damit – als Winterhilfe kaschierte – Wahlkampfhilfe für Al Gore zu leisten. Die Benzinpreise gingen damals tatsächlich etwas zurück – und auch aktuell brachte das Bekanntwerden von Trumps diesbezüglichen Überlegungen sowohl die Rohöl- als auch die Treibstoffpreise ins Rutschen. Wir glauben jedoch nicht, dass damit ein drastischer Preiszerfall wie 2014 bevorsteht. Denn erstens liegt im Vergleich zu damals am globalen Ölmarkt keine strukturelle Überversorgung vor und zweitens dürfte auch Trump höchstens einen Bruchteil der rund 650 Mio. Fass umfassenden Reserven auf den Markt bringen. Trotz unserer insgesamt skeptischen Einschätzung zu den Öl­notierungen, erachten wir daher ein Öl-Engagement gerade über strukturierte Produkte mit ausreichend tiefer Barriere für den ausgewogenen Anleger weiterhin als angebracht.Interessiert? Sie wollen entsprechend dieses Fokus-Themas investieren? Ihre Raiffeisenbank hilft Ihnen gerne bei der konkreten Anlage-Umsetzung.

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