28.02.2020

Ohne Strom kein Trinkwasser

Wasser kommt wie selbstverständlich aus dem Hahn. Doch was braucht es, damit es auch im Notfall fliesst?

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Trinkwasser ist für uns so selbstverständlich, dass sich viele kaum Gedanken darüber machen, wie es wäre, wenn es einmal nicht mehr fliessen würde oder es verunreinigt wäre. Damit bei Naturereignissen, Sabotageakten oder Epidemien die Trinkwasserversorgung nicht zusammenbricht, haben Bund und Kantone die Verordnung über die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung in Notlagen (VTN) erstellt.Die Wasserverantwortlichen der Gemeinden haben dafür Konzepte erarbeitet. Hans-Rudolf Belz von der Kommission Wasserversorgung Lutzenberg war bei der Erstellung federführend. «Lutzenberg ist ein Spezialfall», sagt der Pensionär, «auf dem Gemeindegebiet gibt es zwei voneinander getrennte Wasserversorgungen, eine für Lutzenberg und eine für Wienacht.»Wie kommt Wasser ohne Strom den Hang hinauf?Sollte der Strom mehr als zwei Tage ausfallen, werde es mit der Wasserversorgung kritisch. «Die Förderung und Aufbereitung des Wassers fällt augenblicklich aus», sagt Hans-Rudolf Belz, «ab dem vierten Tag müssen vier Liter pro Person und Tag reichen.»Obschon Lutzenberg rund 20 Prozent des Wasserverbrauchs aus eigenen Quellen stemmt, sind die Einwohner auf Trinkwasser aus Thal angewiesen. In Wienacht werden sogar 100 Prozent des benötigten Wassers von Rorschach via Leitungsnetz Rorschacherberg bezogen. Doch wie soll das Wasser ohne Strom den Hang hinauf transportiert werden?Dazu nötig sind Notstromaggregate oder Motorspritzen. Während Erstere mit hohen Kosten verbunden sind, können ungereinigte Motorspritzen zu Hygieneproblemen führen. Sie sind ausserdem weniger leistungseffizient.Bei einem Stromausfall über längere Zeit verlangt der Kanton Appenzell Ausserrhoden von den Wasserversorgern, dass sie der Bevölkerung an bestimmten Orten Trinkwasser abgeben, zum Beispiel von Hydranten. «Soweit darf es jedoch nicht kommen», sagt Hans-Rudolf Belz, «bei der sogenannten Netzabschieberung sind 95 Prozent des Leitungsnetzes ausser Betrieb.» Dann bestehe nur noch eine sehr eingeschränkte Trinkwasserversorgung, Toiletten lägen auf dem Trockenen und zur Feuerbekämpfung würde das Löschwasser fehlen. Ausserdem birgt die Wiederinbetriebnahme des Leitungsnetzes Gefahren wie Rohrbrüche oder Hygieneprobleme.Nachbargemeinden unterstützen sichDamit die Bevölkerung von Wienacht und Lutzenberg auch in Notsituationen Zugang zu Trinkwasser hat, braucht es die Unterstützung der Nachbargemeinden und deren Wasserversorgungen. «Mit Thal, Rorschach, Wolfhalden und Eggersriet arbeiten wir bereits eng zusammen und helfen uns aus», sagt Hans-Rudolf Belz. Darüber hinaus brauche die Gemeinde eine Noteinspeisung von Strom, um mobile Notstromaggregate anzuschliessen und das Trinkwasser auf Gemeindegebiet zu verteilen.Sinnvoll ist auch eine vorsorgliche Einrichtung für den Betrieb von Motorspritzen. Selbst ein Notstromaggregat anzuschaffen, mache jedoch wenig Sinn. «Besser ist es, wenn eine grössere Gemeinde eines kauft und wir uns an den Kosten beteiligen», sagt Belz. In der Gemeinde gibt es 38 Brunnen, wovon sich 16 für die Notwasserversorgung eignen. Allerdings liesse sich damit nur ein Teil des benötigten Wassers bereitstellen und die Bevölkerung müsste es zuerst abkochen. Das erarbeitete Konzept wurde ans Amt für Umwelt übergeben und entspricht den Richtlinien. «Mit wenigen Anpassungen sind wir gut vorbereitet», sagt Hans-Rudolf Belz, «tritt ein Notfall ein, informieren wir klar und situationsgerecht.»

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