27.07.2022

Ohne Rheintal keine Oper

Die Werdenberger Schlossfestspiele erfreuen sich einer grossen Unterstützung aus der Region von Thal bis Rüthi.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Das hat viel mit Kuno Bont zu tun. Britta Lüchinger, die im Chor singt, nennt den früheren Rüthner Gemeindammann und heutigen Film- und Theaterschaffenden eine einnehmende Persönlichkeit, mit der man gern zusammenarbeite. Die für die Maske hauptverantwortliche Helen Hengartner begrüsst, dass «Kuno keine Starallüren mag» und spricht von einem «immer lässigen, unkomplizierten Zusammenwirken». Chorleiterin Simone Schwarz lobt: Bei Kuno Bont habe der Chor den gleich hohen Stellenwert wie alle anderen, obschon die Singenden keine Profis seien.Die zitierten Frauen leben alle nicht im Werdenberg. Die pensionierte Handarbeits-, Hauswirtschafts- und Englischlehrerin Britta Lüchinger ist in Balgach zu Hause, hat in der Altstät­ter Diogenes-Eigenproduktion «Wochenende und Sonnenschein» eine grössere Rolle gehabt und beteiligt sich aktu­ell an einer Chorinszenierung fürs Diogenes-Theater. Simone Schwarz aus Rebstein hat eine Musicalausbildung und nimmt Gesangsunterricht im Widnauer House of Voice. Dass Simone Schwarz als Heilpädagogin in der Psychiatrie tätig ist, ver­bindet die Altstätter Farb- und Stilberaterin, Visagistin und Spitex-Teilzeitmitarbeiterin Helen Hengartner aus Altstätten sogleich mit dem Hinweis, ihre Kollegin zeichne sich durch eine hohe Sozialkompetenz aus, was sehr vorteilhaft sei.Die Inszenierung der im August am Werdenbergersee zu sehenden Oper «Die lustigen Weiber von Windsor» verantwortet Kuno Bont zusammen mit Robin Egloff, der in Balgach wohnt. Bont geht davon aus, in Robin Egloff seinen Nachfolger zu haben. Der Balgacher Mental­coach und Unternehmensberater kann sich die vollständige Übernahme dieser Verantwortung vorstellen, hat aber bisher nicht zugesagt.Requisiten-Co-Chef ist erst 24-jährigDavon abgesehen, dass mit Petra Stadler (Rebstein), Anja Kaufmann (Oberriet) und Birgit Gantenbein (Altenrhein) drei weitere Rheintalerinnen im 34-köpfigen Festspielchor mitmachen, erfüllen mit Steffan Arends und dessen Mutter Renate (beide aus Rüthi) zwei weitere Rheintaler – als Requisitenchefs – eine Führungsaufgabe. Steffan Arends ist erst 24, schloss die Lehre als Konstrukteur EFZ als der landesweit Beste ab (Note 5,6) und singt im Kirchenchor Sennwald-Rüthi-Lienz. Zusammen mit Robin Egloff hatte der Rüthner in Kuno Bonts Spielfilm «Das Deckelbad» eine Statistenrolle.[caption_left: Von der Bühne am Werdenbergersee fällt der Blick auf die schönen Häuser unterhalb des Schlosses.]Die starke Beteiligung von Rheintalerinnen und Rheintalern an den Werdenberger Schlossfestspielen lässt Kuno Bont von einer auffälligen Prägung der Festspiele durch Rheintaler Know-how und Engagement sprechen. Die einsatzfreudigen Rheintaler Mitstreiter und Mitstreiterinnen kannten sich zum Teil schon von der Freilichtbühne Rüthi. Helen Hengartner ist dort seit 2008 lustvoll dabei, Robin Egloff seit 2011, Steffan Arends stiess 2014 dazu.Im vorletzten Jahr «nu no am Seckla gsi»Die Freude kann allerdings in eine Belastung münden. Als vorletztes Jahr sowohl in Rüthi («Anna Göldin»), als auch in Buchs («Carmen») eine Aufführung stattfand, war dies – wie Helen Hengartner es positiv ausdrückt – eine «rechte Herausforderung». Was es bedeutete, zeitweise für beide Stücke zu üben, fasst Steffan Arends anschaulich zusammen: Er sei «nu no am Seckla gsi». Als Folge der Zwangspause wegen Corona sei zudem das Proben erschwert gewesen, sagt Simone Schwarz. Wenigstens konnten Übungsaudiodateien dem Problem entgegenwirken. Britta Lüchinger sagt, es sei «schon genial», was technisch möglich sei; zum Beispiel, die anderen Stimmen zu hören und selbst dazu singen zu können. Inzwischen hat der Chor zur Kontinuität zurückgefunden und «es herrscht ein guter Flow».Für das Mitmachen bei zwei Produktionen, in Rüthi und Buchs, stehen zwei Gründe im Vordergrund. Die Atmosphäre sei sehr unterschiedlich, sagt Simone Schwarz. Hier (in Rüthi) das weitläufige Gelände, dort (in Buchs) der schöne See, die schönen Häuser und das Schloss im Hintergrund. Auch der in Buchs höhere Anspruch an die Musik sei motivierend, den eigenen Einsatz nicht auf Rüthi zu beschränken, wird ebenfalls übereinstimmend bemerkt. «Für eine Oper lassen sich natürlich keine Hobbymusiker in den Orchestergraben stellen», sagt Robin Egloff, die Produktion sei «durch und durch professionell», fügt Helen Hengartner hinzu – und dann der Ort: «Der ist der Hammer.»«Es sind zwei verschiedene Welten»Buchs und Rüthi, «es sind zwei verschiedene Welten». Von Oper und Theater gleichermassen begeisterte Menschen tun sich schwer, sich für die eine oder andere Welt zu entscheiden. Anders wahrscheinlich ein Teil des Publikums: «Wer das Freilichttheater mag, ist nicht unbedingt auch ein Opernfan», sagt Simone Schwarz, «und umgekehrt.»In Buchs machen die Rheintalerinnen und Rheintaler auch deshalb (mehrheitlich: wieder) mit, weil sie sich «schon gut kennen» und Spass haben. Daraus ergibt sich ein besonders schöner Wert: Vertrauen.Als Robin Egloff 2007 beim damaligen Balgacher Nostalgietheater in der Produktion «Grüezi» jemanden heiratete, war das nicht seine damalige Schauspielkollegin Melanie Brunner. Im richtigen Leben jedoch sind sie seither ein Paar.www.schlossfestspiele.chElf Vorführungen vom 5. bis 20. August.

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