Benjamin SchmidIgnaz Hobi, Sekundarlehrer der Oberstufe, begleitet mindestens zum zehnten Mal eine Klasse beim Experiment Nichtrauchen. Im Herbst erzählte er seinen Schülern davon und spornte sie zum Mitmachen an. «Es ist hinlänglich bekannt, dass Rauchen gesundheitsschädigend ist», sagt der Sprachenlehrer, «umso wichtiger ist es, gar nicht erst damit zu beginnen.»Die am Wettbewerb teilnehmenden Klassen verpflichten sich, während der Wettbewerbsdauer weder zu rauchen noch zu dampfen, weder zu schnupfen noch zu kauen. «Es geht darum, Jugendliche zu motivieren, nicht mit dem Rauchen anzufangen oder sie zum Aufhören zu ermuntern», sagt Karin Erb, Projektmanagerin Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz, «wer früh raucht, wird leichter süchtig.»Alles Schall und RauchWurden frühere Generationen mit dem Bild des Marlboro Man – der harte Cowboy, der Freiheit und Abenteuer liebt – erzogen, weht der Tabakindustrie in den letzten Jahren ein eisiger Wind entgegen. Galt es früher als modern, weltoffen und kultiviert zu rauchen, schreibt man dem Rauchen heutzutage vor allem negative Attributionen zu, weiss Ignaz Hobi. Die Zeiten, in denen Rauchen mit Coolness assoziiert wurde, sind buchstäblich Schall und Rauch. Im Alltag von Jugendlichen spielt der Glimmstängel nur noch eine untergeordnete Rolle. «Rauchen verursacht nur negative Folgen», sagt Erion Alijaj aus St. Margrethen. Der Dreizehnjährige hat noch nie geraucht. Er schätzt, dass sein Umfeld mehrheitlich rauchfrei ist, denn ihm geht die Gesundheit über die Coolness. Auch Jana Gartmann wurde noch nie von der Lust zu rauchen gepackt – im Gegenteil: «Meine Eltern rauchen», sagt die Zwölfjährige, «obwohl sie aufhören möchten, schaffen sie es noch nicht.» Während seine Klassenkameraden noch keine Raucherfahrungen haben, hat der Zwölfjährige Amer Arnaut zumindest das Shisha-Rauchen getestet. «Mir schmeckte es nicht sonderlich. Seither bitte ich meine Mutter, ihren Konsum einzuschränken oder ganz zu beenden.»Da sich die ganze Klasse dazu verpflichtet hat, rauchfrei zu bleiben, kann sie mit etwas Glück einen Reisegutschein von 500 Franken gewinnen. «Damit würden wir unsere Klassenkasse aufbessern», sagt Erion Alijaj und Amer Arnaut ergänzt: «Entweder wir nutzen es für unser Klassenlager oder eine zusätzliche Exkursion.» Für Jana Gartmann ist klar: «Wir können nur gewinnen.» Da niemand in der Klasse rauche, sei es auch nicht schwierig, damit aufzuhören. Sie brauchen nichts anderes zu tun, als so weiter zu machen, wie bisher.Doch bis es soweit ist, müssen die Schülerinnen und Schüler zeigen, dass sie rauchfrei bleiben. «Wird mir während der Wettbewerbszeit ein Verstoss gemeldet oder stelle ich ihn selber fest, wird die Klasse abgemeldet. Ohne Pardon», sagt der Klassenlehrer. Die Schülerinnen und Schüler sehen es genauso. «Lieber fair und ehrlich verlieren, als unehrlich und unehrenhaft zu gewinnen», sagt Jana Gartmann, während ihr der Rest der Klasse beipflichtet.Sollten sie am Ende doch keinen Reisegutschein gewinnen, so seien sie nicht weiter enttäuscht, schliesslich gehe es um ihre Gesundheit und die unbezahlbaren Vorteile eines rauchfreien Lebens.