Gert Bruderer
Das soeben eingereichte Baugesuch ist neu, das Begehren des Altstätter Museumsvereins nicht. Er möchte nach wie vor zwischen dem Brunnen an der Rabengasse und dem Gebäudenordflügel die Umgebungsmauer mit einem integrierten, zweiflügeligen Tor durchgängig bauen. Um 45 cm soll sie höher sein als die bisherige Mauer beim Brunnen.Der Stadtrat hat im Dezember erst eine Teilbewilligung für die Veränderung der Mauer beim Lusthäuschen erteilt und für den anderen Teil der Mauer eine Überarbeitung des Baugesuchs verlangt. Der Stadtrat schrieb, ihm sei es wichtig, dass «bei der Gestaltung und Dimensionierung dieses Abschnitts ergänzend auch die Wirkung auf und aus dem öffentlichen Raum (Rabengasse, Obergasse) Berücksichtigung findet». In Anbetracht des grossen öffentlichen Interesses genüge eine «weitgehend auf die Liegenschaft bezogene und demnach nach Innen gerichtete Gestaltung» nicht. Vielmehr sei zu berücksichtigen, dass «der Garten zusammen mit dem Aussenraum (Raben- und Obergasse, Brunnen etc.) gemeinsam einen öffentlichen Raum bilden», führte die Stadt weiter aus, «und die Gartenbegrenzung dies angemessen berücksichtigen muss.»Konzept «ohne Mauer ad absurdum geführt»Der Museumsverein widerspricht dieser Auffassung in seinem neu eingereichten Baugesuch: Es stelle sich mit Bezug aufs Ortsbild nicht die Frage, ob die Höhe der Mauer zu reduzieren sei, sondern «ob es nicht besser wäre, sie wieder in der früheren Höhe zu erstellen», dies auch angesichts des breiter werdenden Tors.Der beigezogene Experte, Landschaftsarchitekt Martin Klauser, vertritt dezidiert die Auffassung, dass es richtig sei, den Strassenraum der Obergasse und der Rabengasse sowie die der Prestegg zugeordneten Freiräume klar zu begrenzen. Der Brunnen und seine unmittelbare Umgebung als westlicher Abschluss der Obergasse würden gestärkt. Das auf der historischen Ausgangslage basierende Konzept mit den beiden (verschieden zu gestaltenden) Freiräumen «Garten» und «Hof» innerhalb der Museumsmauer «würde durch das Belassen der Mauer in ihrer heutigen Höhe oder gar durch das Weglassen massiv gestört, wenn nicht ad absurdum geführt», hält der Experte fest. Die beiden Freiräume gehörten zur Prestegg und nicht zum Gassenraum, was es bei der Gestaltung bzw. der Rekonstruktion zu berücksichtigen gelte.«Denkmalschutz stellt öffentliches Interesse dar»Im Baugesuch bezieht sich der Museumsverein auch auf das öffentliche Interesse, das nach Ansicht des Stadtrats einer weitgehend nach Innen gerichteten Gestaltung entgegensteht. Der Museumsverein meint hingegen: Der Inhalt und die genaue Tragweite des öffentlichen Interesses «lassen sich nicht in eine einfache, allgemeingültige Formel fassen». Ob einer staatlichen Massnahme ein ausreichendes öffentliches Interesse zugrunde liege, sei von Fall zu Fall nach Massgabe der jeweils gegebenen Umstände zu definieren. Und weiter: Denkmal- und Ortsbildschutz stellten unbestritten öffentliche Interessen dar. «Sollte der Stadtrat wider Erwarten erneut zur Auffassung gelangen, die Mauer und das Tor stünden im Widerspruch zum Schutze des Ortsbildes oder anderer öffentlicher Interessen, müsste der Stadtrat das substanziiert darlegen», schreibt der Museumsverein. Dies gelte umso mehr, als die verantwortlichen Planer, die Ortsbildkommission und die Kantonale Denkmalpflege zum gegenteiligen Schluss kamen.»Im Baugesuch wird mehrfach auf das Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz verwiesen, das «sowohl für den Stadtrat von Altstätten als auch für die Kantonale Denkmalpflege wegleitend» sei. Der Museumsverein vertritt den Standpunkt, zur Wiederherstellung der historischen Gartenanlage als wichtigem Bestandteil des Schutzobjekts Prestegg seien die Vergrösserung des Gartens, die Schliessung des zweiten Zugangs zum Garten, die Erhöhung der Mauer, wie sie teilweise abgebrochen wurde, und die vorgesehene Gestaltung des Gartens zwingend.Im Baugesuch schreibt der Museumsverein, die Mauer wirke «nur aus der Nähe relativ hoch». Mit zunehmender Distanz relativiere sich wegen des Sichtwinkels die Höhe der Mauer. Zudem werde nur ein relativ geringer Teil des Prestegg-Parterres verdeckt, der überwiegende Teil der Gebäudefassade bleibe von der Raben- und der Obergasse weiterhin sichtbar. Grosser Eichentisch für MuseumsarealMuseumspräsident Werner Ritter betont nicht nur den städtebaulichen Aspekt, sondern auch die Funktionalität. Auf dem Museumsareal würden künftig nicht nur durch das Diogenes-Theater Anlässe unter freiem Himmel durchgeführt. Bei solchen Veranstaltungen sei das Tor geschlossen. In der restlichen Zeit stehe das Areal der Bevölkerung jederzeit offen. Der Garten werde nicht nur schön gestaltet, sondern auch möbliert. Ein grosser Eichentisch sei vorgesehen.Auch der Aussenraum zwischen dem Amtshaus und dem Museumsnordflügel werde markant zugunsten der Allgemeinheit verändert, im Wesentlichen mit einem grossen Parkplatz für Velos.