08.07.2022

OBR Steel Tubes: Verlagerung von Oberriet nach Arbon ist beschlossen

Im Zug der Restrukturierung des Rheintaler OBR-Standorts verliert dieser knapp 120 seiner gut 190 Arbeitsplätze. 80 Angestellte erhalten Jobangebote in Arbon beim Schwesterbetrieb Mubea Präzisionsstahlrohr. Zu welchen Bedingungen, ist noch offen.

Von Thomas Griesser Kym
aktualisiert am 02.11.2022
Seit einiger Zeit leidet die OBR Steel Tubes AG in Oberriet unter einem «nachhaltigen Auslastungs- und Kostenproblem», verursacht durch Pandemie, globale Lieferprobleme und geopolitische Verwerfungen. All das belastet vor allem auch die Autoindustrie, die Hauptkundin der OBR für deren Präzisionsstahlrohre. Immer wieder griff das Unternehmen in den vergangenen Monaten zu Kurzarbeit.Die deutsche Mubea, der die OBR Steel Tubes seit April 2021 gehört, prüft deshalb, das Rheintaler Werk in Oberriet neu auszurichten und einen Teil der Produktion an andere Standorte zu verlagern, vor allem zur Mubea Präzisionsstahlrohr AG in Arbon.Mittlerweile ist das Konsultationsverfahren abgeschlossen, und der Verwaltungsrat der OBR hat erste Entscheide gefällt. Demnach wird die Produktion des Standorts Oberriet auf Grossrohre und Profile konzentriert. Als Folge sollen im Laufe des Jahres 2023 «einzelne Produktionsanlagen» an andere Standorte in der Schweiz, konkret nach Arbon, oder ins Ausland verlagert werden.Geht es ganz ohne Kündigungen?Was bedeutet das für die Mitarbeitenden der OBR, deren Zahl im Mai 2022 noch mit 200 und heute mit «etwas über 190 Personen» angegeben wird? Wie in Aussicht gestellt, bieten OBR und Mubea 80 Stellen bei der Mubea Präzisionsstahlrohr in Arbon an. Weitere 15 Arbeitsplätze werden in ausländischen Mubea-Betrieben offeriert. In Oberriet selber sollen 2024 «noch etwas über 75 Beschäftigte» tätig sein, neben der Produktion auch in Entwicklung, Planung und Vertrieb. Ein Wort mitreden können auch die Kunden, die darauf bestehen könnten, dass ihre Rohre weiterhin in Oberriet gefertigt werden.Die Jobangebote an anderen Standorten und die verbleibenden Arbeitsplätze in Oberriet ergeben in der Summe gut 170 Stellen. Das bedeutet, für rund 20 Angestellte gibt es Stand heute noch keine Lösung. Das sind halb so viele, wie im Mai prognostiziert worden war. OBR-Sprecher Sven Bradke verweist zudem auf den Zeithorizont bis 2024 und hofft auf die natürliche Fluktuation, Frühpensionierungen und so weiter.Mit anderen Worten: Ob dann noch Kündigungen ausgesprochen werden müssen, sei ungewiss. Dass es möglicherweise ohne Kündigungen gehen könnte, darauf hofft auch Lukas Auer, Gewerkschaftssekretär Industrie der Unia Ostschweiz-Graubünden, der sich diesbezüglich bisher skeptisch gezeigt hatte.Wechsel sind auch eine Frage der ArbeitsbedingungenAuer legt aber das Augenmerk noch auf einen anderen Punkt: Er fragt sich, wie viele jener Oberrieter Mitarbeitenden, die ihre Arbeit nach Arbon zügeln müssten, einen solchen Wechsel mitmachen wollen. Auers Vorbehalte fussen darauf, dass OBR Steel Tubes dem Gesamtarbeitsvertrag des Branchenverbandes Swissmem untersteht, Mubea aber lediglich ein Betriebsreglement kennt. Ergo fragt sich Auer, ob die OBR-Beschäftigten bei Mubea ihren Besitzstand wahren können oder ob es allenfalls auch Verschlechterungen gebe.Bradke lässt sich diesbezüglich noch nicht in die Karten blicken. Das Thema sei auf der Agenda, aber für Antworten sei es viel zu früh. Man habe nun erst einmal die Belegschaft über die Neuausrichtung der OBR informiert und werde nach den Sommerferien Einzelgespräche führen. Klar sei: Wer zur Mubea wechselt, erhalte einen neuen Arbeitsvertrag. Und Bradke verweist auf den Fachkräftemangel und darauf, dass «wir alle Leute übernehmen wollen, denen wir Jobangebote unterbreiten». Das würde dafür sprechen, den Mitarbeitenden gleichwertige Angebote vorzulegen.Bradke sagt auch, «die Neuausrichtung wird in jedem Fall geordnet und sozial erfolgen». Die Mitarbeitenden könnten neben den Jobangeboten in der Gruppe «von gewissen Sonderregelungen, gegebenenfalls von einem Sozialplan sowie von der Abfederung besonderer Härtefälle, ausgehen». Auer bestätigt, OBR habe Bereitschaft zu einem Sozialplan signalisiert.

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