08.09.2020

Oberrieter regierten den Radsport

Im Sommer 1970 gewann Martin Steger aus Eichenwies das 1000-m-Zeitfahren und wurde Schweizer Meister.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Es war ein triumphaler Empfang, der die Gemeinde Oberriet Martin Steger – dem frischgebackenen Schweizer Meister im 1000-Meter-Zeitfahren – bereitete. «Es war wunderschön», erinnert sich der ehemalige Radprofi, «es gab einen grossen Umzug durchs Dorf, alle Vereine versammelten sich, und man feierte meinen Erfolg.» Nebst Martin Steger fuhren René Savary und Hanskaspar Kühnis, beide ebenfalls Oberrieter, ein tolles Resultat heraus. Zu Ehren dieser guten Leistungen hatte sich die Gemeinde entschlossen, im August 1970 ein Rad-Rundstreckenrennen zu organisieren. Damit hatten die Radsportanhänger die Möglichkeit, die erfolgreichen Sportler im eigenen Dorf beim Wettkampf zu sehen. Und sie wurden nicht enttäuscht: Beim Heimrennen gewann René Savary vor Martin Steger. «Bäume wachsen nicht in den Himmel»Trotz des Erfolgs blieb Martin Steger auf dem Boden. Er wusste, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen und er ohne hartes Training keine weiteren Siege einfahren würde. Es gab nämlich verschiedene ambitionierte Rennradfahrer im Rheintal. «Der Zusammenhalt untereinander war gross. Wir unterstützten uns, wo es nur ging», sagt der 72-Jährige. Natürlich habe man ihm Wertschätzung entgegengebracht, auch stiegen neue Sponsoren bei ihm ein. Mit den Erfolgen stiegen aber auch die Ansprüche – sowohl seine eigenen als auch diejenigen seiner Unterstützer und Förderer. «Ich musste erst lernen, damit umzugehen», sagt der Oberrieter. Bestritt er vor dem Titelgewinn vor allem regionale und nationale Rennen, wurde er hernach vermehrt an internationale Anlässe eingeladen. Dazu beigetragen habe aber auch die Tatsache, dass er nach seinem ersten Elitesieg beim Sprinterrennen von Heerbrugg 1967 ins Nationalkader berufen wurde. Fortan profitierte er nicht nur von gut organisierten und strukturierten Trainingsbedingungen, sondern reiste oft durch Europa. «Andere Menschen, Länder und Kulturen kennenlernen zu dürfen war Motivation genug, zu Hause wieder in die Pedale zu treten und fleissig zu trainieren», sagt Martin Steger. Insgesamt feierte der Oberrieter drei Schweizermeistertitel, nahm an drei Weltmeisterschaften teil und gehörte 1972 zum Team, das bei Olympia den fünften Platz erreichte. Heute noch täglich «am Spörtle»«Sport ist und bleibt mein Leben», sagt Martin Steger, «ich lege immer noch wöchentlich 150 Kilometer auf dem Rad zurück.» Nach der Teilnahme an Olympia wechselte er vom Radsport zur Leichtathletik, wo er als Sportler Erfolge feierte, aber vor allem als Trainer zahlreiche Schweizermeisterinnen hervorbrachte: Unter anderem Samira Gadient, Dominique Good, Nadine Kluser oder Sandra Löhrer. Vor bald 50 Jahren gründete er die Leichtathletikriege des STV Oberriet-Eichenwies und ist ihr bis heute erhalten geblieben. Ein Zeichen seiner Verbundenheit zum Sport im Allgemeinen und zur Leichtathletik im Speziellen.

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