22.07.2022

Oberriet hat seinen schönen Postplatz 1975 beseitigt

Die Postkutschen aus St. Gallen und Feldkirch mussten einst in Oberriet bei Tag und Nacht mit der Fähre über den Rhein gebracht werden. Die Post ist erst seit 1969 am heutigen Standort.

Von Gino-Enrico Kaufmann
aktualisiert am 02.11.2022
Im Jahr 1849 wurde Oberriet von den beiden Pferdepostkursen St. Gallen–Rorschach–Chur sowie St. Gallen–Feldkirch bedient. Für die Kutsche von und nach Feldkirch war die Schifffahrtsgesellschaft Oberriet zuständig. Ausser der Postkutsche transportierte die Gesellschaft Personen und Waren.Für die stark frequentierte Strecke waren drei Schiffe verfügbar; ein grosses und ein mittleres Wagen- oder Warenschiff sowie ein Personenschiff. Die Fähren von Blatten, Montlingen und Kriessern gehörten zum Hof Kriessern. Den Hofleuten war es mit wenigen Ausnahmen verboten, den Rhein mit der Fähre in Rüthi zu überqueren, sodass der Oberrieter Fährbetrieb sich eines Monopols erfreute.1817 ertranken mehrere MenschenBei Hochwasser waren die Überfahrten nicht ungefähr­-lich. So ereignete sich 1808 ein schweres Unglück bei der Fähre Blatten. 1817 ertranken beim Fahr in Montlingen mehrere Menschen. Der wilde Rhein hinterliess an immer neuen Stel­len Sandbänke und erhöhte oft sein Bett mit Kieszufuhren. Dies führte zu regelmässigen Verspätungen des Postwagens und wurde so zu einer Angelegenheit beider Länder. Eine erste Brücke über einen Seitenarm hat der Rhein wieder mitgerissen.[caption_left: Der Oberrieter Fährbetrieb. Die Überfahrten waren bei Hochwasser nicht ungefährlich.]Ein österreichisch-schweizerisches Konsortium reichte 1872 erfolgreich einen Antrag für den Bau einer Brücke ein. Daraufhin wurde die erste grosse Holz­brücke zwischen Oberriet und Meiningen gebaut; sie ersetzte den Fährbetrieb. 1962 wurde sie durch die heutige Brücke ersetzt.Die Post befand sich zuerst im «Rössli»Oberriet war früh ein wichtiger Standort für die Postverbindung. Mit der Gründung der eidgenössischen Post wurde am 1. Januar 1849 die kantonale Postablage im Gasthaus Rössli in Oberriet eröffnet. Der Postplatz galt dadurch als beliebter Umschlagplatz und Treffpunkt für Reisende und die Bevölkerung. Ab 1887 befand sich die Post während mehreren Jahrzehnten im gegenüberliegenden Wohnhaus der zweiten Posthalter-Generation, der Familie Sartory, 1937 zügelte sie in die danebenliegende Telefonzentrale. Ein Jahr später wurde die Postkutsche durch ein privates Postauto abgelöst.     1858 wurde Oberriet mit der Eisenbahn erschlossen. Der Postplatz war damals so wichtig, dass der Bahnhof in seiner Nähe gebaut wurde. Direkt hinter dem Postplatz befand sich (im «Rothus») die alte Gemeindekanzlei. 1969 wurde dann die Telefonzentrale neu gebaut und die Post kam zu ihrem heutigen Standort im Dorf. Seinen repräsentativen, sogenannten Postplatz mit den klassizistischen Gebäuden «Rössli», «Konkordia», Post und einigen weiteren Wohnhäusern hatte Oberriet aber nur bis 1975.Gasthaus «Rössli» brannte 2003 abDie Strasse durch das Dorf wurde im Lauf der Zeit dem Verkehr angepasst und verbreitert. 1975 wurde das «Konkordia»-Gebäude abgerissen und die Strasse begradigt.Das um 1800 erbaute Gasthaus Rössli wurde 1865 von der Ortsgemeinde mit dem Ziel gekauft, es in ein Armenhaus umzuwandeln. 2003 brannte das Gebäude ab, heute steht ein Wohnhaus an seiner Stelle.

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