12.11.2020

Nur mit Freude ist es nicht getan

24 Jugendliche besuchen derzeit die Talentschule. Ist sie zum Weiterempfehlen? Im Gespräch mit einer Gruppe wird gelächelt und genickt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Joana Sutter aus Mels stellt aber sogleich klar: «Man muss es wirklich wollen.» Mit «es» sind Einsatzfreude und Ausdauer gemeint. Sie selbst ist täglich bis zu dreizehn Stunden von zu Hause weg.Die anderen Talentschülerinnen und -schüler leben näher beim Schulstandort Altstätten, stammen aus dem Rheintal. Doch für alle gilt: Nicht alles, was man gerne macht, gelingt. Dann heisst es, durchzubeissen, nicht aufzugeben, weiterzuarbeiten, zu üben, ein Ziel zu erreichen. Immer wieder. Auch in letzter Zeit.Für eine im nächsten Jahr stattfindende musische Tagung war während Wochen an der gleichen Arbeit herumzudoktern, da konnte einem die Lust schon vergehen, meint Luna Häni aus Rebstein, die bei Beat Stoller die zweite Talentschulklasse im Gestalten besucht. Über ihn sagt sie anerkennend: «Wer an der Schule für Gestaltung in den Vorkurs aufgenommen werden möchte und von ihm gefördert wird, erreicht das auch.» Doch auch im Alltag wird man für den Einsatz oft belohnt: Vollendetes löst ein Gefühl der Zufriedenheit aus, vielleicht sogar ein kleines Glücksgefühl.Eigenverantwortung ist besonders grossAls «mega spannend und abwechslungsreich» fasst Luna Häni den Unterricht an der Talentschule zusammen. Ihre Klassenkollegin Moana Benz aus Hinterforst schliesst sich der Meinung an, die Erwartungen an die Talentschule seien erfüllt worden. Allerdings kommt von Joana der Einwand, sie hätte sich deutlich mehr Kunstgeschichte gewünscht. Luna fügt hinzu, sie habe ihren Lehrer schon mal darauf hingewiesen. Dieser meint dazu, er lehre Kunstgeschichte nicht als eigentliches Fach, sie werde vielmehr laufend eingewoben. Davon abgesehen gebe es bei ihm ein grosses, allen stets zugängliches Bücherregal. Will heissen: Eigenverantwortliches Lernen gehört in der Talentschule noch ausgeprägter dazu.Auftrag für Stadt und für rheintal.comDen guten Ruf der Talentschule bekräftigen besondere Aufträge und Arbeiten. Für die Kulturwoche Staablueme hatten die Jugendliche im letzten Jahr höchst Bemerkenswertes erschaffen, nun sind sie dabei, für rheintal.com Ansichtskarten zu gestalten. Nila Baumgartner aus Lüchingen zeigt eine Frau auf dem Weg zu einem neuen Haus, alles eingebettet in schöne Landschaft. Jeder Jugendliche hat sein Sujet, eine Jury wählt am Ende eines aus. Auch für die Stadt Altstätten sind die Talentschüler – dank einer Auftragsarbeit – derzeit tätig. Während 16 Mädchen und Buben aus drei Jahrgängen gegenwärtig die Talentschule für Gestaltung besuchen, sind es in der Talentschule für Musik acht Jugendliche aus zwei Jahrgängen. Auch die Musikbegeisterten werden nicht nur gefördert, sondern ebenso gefordert. Carlo Moreni, der Musikunterricht erteilt, sagt, Theorie sei heute überall erlernbar, klar im Vordergrund sieht er die Freude und die Kreativität.Hohen Turm in Shanghai erklimmenFür ihn geht es darum, das Leben mit der Musik zu verbinden, offen zu sein, vielleicht eigene Songs zu erschaffen. Ist etwa die Tonleiter ein Thema, stellt Moreni sich zusammen mit den Jugendlichen vor, wie ein hoher Turm in Shanghai erklommen wird. Was unbedingt dazugehört: Emotionen.Anna Köchli aus Oberriet, deren Hauptinstrument das Schwyzerörgeli ist, sagt sogleich, was auch ihre gestaltenden Gspänli hervorheben. Dass die Freude an Musik für stetes Üben gross genug sein muss. Sie selbst übt täglich sicher eine halbe Stunde sowohl mit dem Schwyzerörgeli als auch mit dem Klavier und übertrifft damit die elterliche Erwartung.Enea Simone aus Oberriet (Trompete und Klavier), findet wie die meisten «Musizieren cool», das Üben etwas weniger. Dennoch übt das Mitglied der Montlinger Jungmusik nach Möglichkeit eine Dreiviertelstunde pro Tag.Fabienne Hutter aus Eichberg (Schwyzerörgeli) schätzt die Projekte, die Auftritte im Altersheim oder anderswo. Natürlich spielt auch eine grosse Rolle, dass die jugendlichen «coole Lehrer» haben, wie es Anna Köchli ausdrückt. Sie gehen oft auf die Bedürfnisse der Jugendlichen ein und erkundigen sich nach ihren Wünschen, gerade auch, was die Auswahl der Lieder betrifft. Das trage viel zum Weiterkommen bei, sagt Anna Köchli, und «wer weiterkommt, hat Freude».Die Talentschule Rheintal führt am Dienstag, 24. November, einen Infoabend für Interessierte durch. Für Musik: 19 Uhr, Chûnrat, Churerstr. 51, Altstätten. Für Gestaltung: 19 Uhr, Schulhaus Wiesental, Altstätten.

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