Max TinnerDie bevorstehenden Bahn-Doppelspurausbauten im Rheintal und die Einführung des Halbstundentakts für die Interregio- Schnellzüge mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 sollen den öffentlichen Verkehr im Rheintal auf einen Stand bringen, wie er in weiten Teilen der Schweiz längst angeboten wird. Kürzlich haben die SBB in Buchs über den aktuellen Planungsstand zum Doppelspurausbau informiert – und dabei nebenbei die Regionsvertretungen vor den Kopf gestossen: Der Halbstundentakt soll nämlich «nachfrageorientiert» eingeführt werden, wie es dort hiess.«Nachfrageorientiert» deuten die durch die Gemeinden der Regionen gebildeten Vereine St. Galler Rheintal und Sarganserland-Werdenberg sowie die Interessengemeinschaft Bahn im Rheintal als «nicht durchgehend» und «lückenhaft», wie einer gemeinsamen Medienmitteilung vom Mittwoch zu entnehmen ist. Angeblich sollen die Interregio-Züge zwischen St. Gallen und Sargans zwischen 9 und 15 Uhr weiterhin nur stündlich verkehren. Für die Vertreterinnen und Vertreter der Regionen und der IG ist die von den SBB offenbar nun vorgesehene Einschränkung nicht akzeptabel.Nach Corona muss die Bahn sparenDie SBB schreiben auf Nachfrage von einer «schrittweisen» Einführung des Halbstundentakts und begründen dies mit Kostenmassnahmen als Folge der Coronapandemie. Die SBB seien mit Bundesratsbeschluss vom 17. Dezember beauftragt worden, jährlich mindestens 80 Mio. Fran-ken mehr Ertrag zu erwirtschaften oder Kosten zu sparen. «In dem Zusammenhang prüfen wir auch die Einführungskadenz des Halbstundentakts im St. Galler Rheintal», schreibt SBB-Mediensprecher Reto Schärli. Die Züge sollen deshalb «zu den Hauptverkehrszeiten» im Halbstundentakt fahren und das Angebot schrittweise ausgebaut werden. Dieses Vorgehen habe sich auch auf anderen Strecken bewährt: «Auch der Halbstundentakt des IC3 zwischen Zürich und Chur wurde schrittweise ausgeweitet.» Es brauche seine Zeit, bis ein Angebot genutzt werde.Der Entscheid sei aber noch nicht definitiv, hält Schärli fest. Er bestätigt deswegen auch die von den Regionen Rheintal und Sarganserland-Werdenberg genannten Zeiten mit ledig-lich stündlichen Verbindungen nicht. Die SBB würden die Erwartungen des Kantons, der Regionen und der Gemeinden noch in die Überlegungen einfliessen lassen und dann auf den Kanton zugehen.Die Regionen haben ihre Forderung in ihrer Medienmitteilung bereits platziert: Der Halbstundentakt sei von 6 Uhr durchgehend bis mindestens 20 Uhr zu gewährleisten. «Ein Angebot mit Lücken wird vom aufstrebenden und wichtigen Wirtschaftsraum Alpenrheintal nicht akzeptiert!» Die Forderung werde auch seitens der Regio Appenzell Ausserrhoden-St. Gallen-Bodensee sowie den Agglomerationen St. Gallen-Bodensee, Rheintal und Werdenberg-Liechtenstein unterstützt.Nicht zuletzt berufen sich die Regionen auf eine von den Vertretern des Bundesamts für Verkehr (BAV), der Kantone Graubünden und St. Gallen mit den SBB erzielte Einigung vom April 2021 auf einen durchgehenden IR-Halbstundentakt. Für das Zustandekommen dieser Vereinbarung hätten Kan-ton und Regionen bereits eine Fahrplanausdünnung am späten Abend in Kauf genommen.Busplanung wird über den Haufen geworfenDie neuen Pläne der SBB führten faktisch sogar zu einem Ab-bau des öffentlichen Verkehrs, weil nämlich die S-Bahn (S4) und der verbleibende Interregio-Zug gleich hintereinander verkehrten und gleichzeitig in Sargans ankämen. Das Rheintal wäre also nur stündlich durch die Bahn erschlossen. Darüber hinaus stelle die nun angekündigte Fahrplanausdünnung auch die kurz vor Abschluss stehenden Fahrplankonzepte für die Busse vollständig in Frage, weil diese auf einen durchgehenden Interregio-Halbstundentakt ausgerichtet seien.250 Mio. Franken in die Infrastruktur zu investieren, nur um dann den Halbstundentakt nur zu den Stosszeiten anzubieten und das Bahnangebot im Rheintal sogar noch abzubauen, könne nicht geduldet werden, schreiben die Regionenvertreter. Nochmals zu überprüfen sei ausserdem der während der Bauphase nicht mehr gegebene Anschluss in Sargans vom IR13 aus dem Rheintal auf den IC3 nach Zürich.