27.01.2021

Nur Grenzgänger zu testen, wäre diskriminierend

Schnelltests für Berufspendler an der Grenze stossen bei Rheintaler Unternehmen auf Unverständnis.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 03.11.2022
Die Vorstellung, dass Mitarbeiter aus den Nachbarländern durch Coronaschnelltests an der Grenze aufgehalten werden könnten – solche Tests hatten Schweizer Parteienvertreter vor wenigen Tagen in den Raum gestellt – irritieren manche Unternehmen in der Region.Testregime an der Grenze nicht logischDie SFS Group, bei der im Rheintal aktuell knapp 500 Grenzgängerinnen und Grenzgänger beschäftigt sind, verweist auf die Notwendigkeit, «dass Grenzgängerinnen und Grenzgänger die Grenze ohne Zeitverlust passieren können». Auch der Warenverkehr dürfe nicht eingeschränkt werden. Alexander Gapp, CEO der Plaston AG, hält Schnelltests an der Grenze schlicht für nicht praktikabel. Das Widnauer Unternehmen beschäftigt 31 Grenzgänger, was 30 Prozent der Belegschaft entspricht. Bei der Schnelltests- für-Grenzgänger-Debatte fehlt AGV-Rheintal-Geschäftsführer Thomas Bolt die Logik: «Die nationale Grenze spielt bei der Virusbekämpfung doch keine wesentliche Rolle», sagt er. Zumal die nationalen Schutzkonzepte diesseits und jenseits der Grenze ähnlich seien.Wollte man reglementieren, müsste man vermeidbare Mobilität generell beschränken, so Bolts Auffassung. Schliesslich könne das Virus auch von einer infizierten Person übertragen werden, die von Kriessern nach St. Margrethen fahre und dort andere anstecke. AGV-Rheintal- Präsidentin Brigitte Lüchinger hatte bereits am Dienstag festgestellt: «Grenzgängerinnen und Grenzgänger sind keine Virenschleudern.»Bei zahlreichen Rheintaler Unternehmen sind Grenzgänger beschäftigt. 4500 Personen besassen 2019 den Status «Grenzgänger» im Wahlkreis Rheintal. Als solche pendeln sie aus beruflichen Gründen ins Rheintal zu ihrem Arbeitsplatz. Die Mehrheit, gut 3700 Personen im Jahr 2019, reist aus Österreich ein, 490 Personen aus Deutschland, der Rest aus anderen Ländern. Ein Grossteil pendelt täglich; morgens zum Arbeitsplatz ins Rheintal, nach Feierabend zurück nach Hause.Lediglich die Grenzgänger innerhalb einer Belegschaft zu testen, wäre problematisch oder gar «diskriminierend» wie es AGV-Rheintal-Geschäftsführer Thomas Bolt nennt.Die SFS Group teilt in diesem Zusammenhang mit, das eigene Schutzkonzept sei laufend weiterentwickelt worden, «zum Schutz aller Mitarbeitenden, unabhängig davon, ob sie in der Schweiz oder im grenznahen Ausland wohnen». Alexander Gapp von der Plaston AG könnte sich allenfalls regelmässige Tests für produktionsrelevante Mitarbeiter, die nicht im Homeoffice arbeiten, vorstellen; auf Kosten von Kanton oder Bund. «Inwieweit ein Schnelltest praktikabel wäre, würde von der konkreten Ausgestaltung abhängen», so Andreas Petrosino, Unternehmenssprecher der Stadler Rheintal AG, die in St. Margrethen rund 280 Grenzgänger beschäftigt.Fürs Erste dürfen Grenzgänger und Arbeitgeber im Rheintal aufatmen. Gestern Mittwoch verkündete der Bundesrat seine neuesten Corona-Entscheide. Ein spezielles Testregime für Grenzgänger gehörte nicht dazu.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.