18.06.2021

«Nur grad schnell …» ist gefährlich

Feuerwehrleute und Mitarbeitende von Gemeinden, Ämtern und Firmen lernen, sich gegen Abstürze zu sichern.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Der Arbeitsalltag kann tückisch sein. Man ist routiniert; jeder Handgriff sitzt. Aber diese Routine kann gefährlich werden: Nur schnell einen Schacht hinab, um einen Abfluss freizulegen, oder eine Leiter hinauf, um einen verstopften Dachkännel zu öffnen. Nur schnell die Schraubenmutter holen, die einem aus der Hand und vom Gerüstbrett aufs Vordach hinab gefallen ist … Und schon ist’s passiert – ein Fehltritt und auf der Leiter, auf Algen auf dem Vordach ausgerutscht …Die Bauarbeitenverordnung des Bundes schreibt vor, dass man sich bei Arbeiten, die nicht ohnehin ein Gerüst erfordern, ab einer Absturzhöhe von drei Metern gegen einen Absturz absichern muss. Besteht Gefahr auszurutschen, gilt dies schon ab zwei Metern Absturzhöhe. Dies bedeutet, dass man in solchen Situationen einen Auffanggurt tragen und sich anseilen muss. Man muss mit der Ausrüstung auch umgehen könnenVoraussetzung, dass dies auch etwas nützt, ist freilich, dass man mit einer solchen (Achtung: Unfallverhütungsjargon) Persönlichen Schutzausrüstung ge­gen Absturz (PSAgA) auch umgehen kann. Dafür gibt es spezielle Kurse.Drei solche eintägige Kurse hatte die Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Altstätten für diese Woche organisiert. Der Balg­acher Höhenarbeiter und zer­tifizierte Ausbildner Dominik Suntinger zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern verschiedene Schutzausrüstungen und wie sie zu handhaben sind. Helme, Gurte, Seile, Seilrollen, Seilklemmen, Auffanggeräte, Abseilgeräte und anderes mehr. Geübt haben die Kursteilnehmer aber auch mit ihrem eigenen Material.Kläranlagenmitarbeiter müssen einen solchen Kurs absolvieren, weil sie für Unterhaltsarbeiten immer wieder in Becken und Schächte hinabsteigen müssen, erklärt ARA-Leiter Martin Niedermann. Bei solchen Arbeiten besteht eine gewisse Absturzgefahr, weshalb sich die Mitarbeiter sichern müssen. Am Kurs teilgenommen haben Mitarbeitende verschiedener Kläranlagen, auch der ARA Altstätten, ausserdem Angehörige der Feuerwehr Altstätten-Eichberg und Mitarbeitende des kantonalen Amts für Wasser und Energie sowie der Firma Seitz in Berneck, die unter anderem Messsysteme für Kläranlagen anbietet.Sicherheit muss im Arbeitsablauf integriert seinDer spezielle Kursort gab Anlass, auch die Verwendung tragbarer Gasmessgeräte in die Ausbildung zu integrieren. Kläranlagenmitarbeiter verwenden sie beispielsweise, wenn sie in ei­nen Schacht hinabsteigen, um sicher zu gehen, dass es dort ausreichend Sauerstoff zum Atmen hat. Geübt wurde auch die Rettung eines Arbeitskollegen aus einem solchen Schacht. «Wichtig ist», sagt Dominik Suntinger, «dass die Arbeits­sicherheit im Arbeitsablauf in­tegriert ist und nicht als Hindernis angesehen wird.» Denn es ist klar: Ein Seil, das im Aufbewahrungssack bleibt, statt sich damit zu sichern, nützt nichts.HinweisMehr auf www.absturzrisiko.ch

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