Claudio Weder
Es war ein jahrelanger juristischer Schlagabtausch. Seit Freitag ist klar: Der «Sonneblick» soll als kantonales Asylzentrum genutzt werden. Bevor aber die ersten Asylsuchenden Anfang 2021 einziehen können, muss das Haus umgerüstet werden. Die Zeit drängt, denn eine Baubewilligung liegt noch keine vor.Für die Gemeinde kommt der Entscheid des Bundesgerichts nicht überraschend: «Die Richter in Lausanne waren in der Vergangenheit betreffend Beurteilung von Baugesuchen für Asylzentren eher grosszügig», so Gemeindepräsident Michael Litscher. In den nächsten Wochen werde sich die Baukommission mit der Umsetzung befassen. Konkret gehe es um die Ergänzung der Baubewilligung mit Auflagen im Bereich Betrieb und Sicherheit. Viel Zeit bleibt nicht: Bis Ende Jahr werden die Asylbewerbenden im Zentrum Landegg in Wienacht untergebracht, danach braucht es eine Anschlusslösung. Der Zeitplan sei ambitioniert, sagt Litscher. «Es ist klar, dass die Baubewilligung nicht von heute auf morgen vorliegen wird.» Die Ausarbeitung werde ein paar Wochen in Anspruch nehmen.Herausforderungennoch nicht vom TischDas Asyldurchgangszentrum ist gemäss Urteil im Grundsatz bewilligungsfähig. Nach Litscher haben die Gegner des Asylzentrums nach dem Entscheid aus Lausanne immer noch Einsprachemöglichkeiten, aber nur bezüglich der zu erlassenden Auflagen. Inwieweit diese öffentlich aufzulegen sind, muss näher abgeklärt werden.«Sicher muss den Beschwerdeführern und eventuell auch den bisherigen Einsprechenden das rechtliche Gehör betreffend Auflagen eingeräumt werden.» Mit dem Bundesgerichtsurteil ist der Weg für das Asylzentrum frei. «Die Herausforderungen, die ein Asylzentrum dieser Grössenordnung für die Gemeinde mitbringt, sind damit aber noch lange nicht vom Tisch», sagt Litscher. Auch für die Stiftung Sonneblick hat das Warten ein Ende. Seit 2017 läuft der Mietvertrag mit dem Kanton. Die Liegenschaft stand jedoch seither leer. «Nun freuen wir uns, dass wieder Leben einkehrt», sagt Stiftungsratspräsident Fredi Züst. Die Stiftung werde alles unternehmen, damit das angestrebte Ziel rasch realisiert werden kann. Insbesondere hofft Züst, dass der Übergang nahtlos funktioniert und dass dazu bereits jetzt die entsprechenden Schritte eingeleitet werden. Im Weiteren will die Stiftung verhindern, dass es mit dem neuen Asylzentrum in der Gemeinde zu Immissionen kommt. Dass voraussichtlich das Betreuerteam der Landegg für den «Sonneblick» übernommen werde, sei in dieser Hinsicht ein Vorteil, so Züst. «Das sind Leute, die den Umgang mit Asylsuchenden gewohnt sind.» So werde das Asylzentrum für die Gemeinde wohl kaum zu einer Belastung. «Die Ängste der Bevölkerung gegenüber Asylzentren sind meist unbegründet.» Der Stiftung sei es ein Anliegen, Menschen in Not zu unterstützen, sagt Züst. In diesem Sinne wolle sie nicht nur Vermieterin sein, sondern den Asylsuchenden einen Mehrwert bieten. Denkbar seien zusätzliche Aktivitäten im Sinne der Integration, sofern dies seitens der Gemeinde und des Kantons gewünscht werde.Dabei werde die Stiftung im Rahmen ihrer Möglichkeiten personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen.