27.03.2018

«Nützliche Idioten»

Betr: Leserbrief vom 21. März zu Stefan Schmids Kommentar «Sei wachsam, Europa»

Von Willy Gerber, Balgach
aktualisiert am 03.11.2022
Während des Kalten Krieges wurden die Sympathisanten der kommunistischen Weltrevolution als «nützliche Idioten» bezeichnet. Offensichtlich gibt es auch heute wieder Individuen, die sich von der russischen Desinformations- und Manipulationsmaschinerie blenden lassen. Statt die Lebensumstände ihrer Völker zu verbessern, legitimieren die Diktatoren dieser Welt ihre Gewalt- und Terrorregime immer nach den gleichen Mustern: Repression gegen die innere Opposition und Suggestion einer vermeintlichen Bedrohung durch äussere Feinde.Gewiss, die USA sind keine Engel, der durch Bush junior und seine Einflüsterer vom Zaun gerissene Irak-Krieg war eine Katastrophe, und auch der chaotische Dealmaker Trump ist ein unberechenbarer Risikofaktor. Aber im Gegensatz zu Putins Kleptokratie und Günstlingswirtschaft werden in den USA die Bürgerrechte und die demokratische Gewaltentrennung noch weitgehend respektiert. Zudem haben viele USA-Kritiker vergessen, dass die USA unter schwersten Opfern uns Westeuropäer nicht nur vor den Nazis erlöst, sondern in der Nachkriegszeit auch vor dem Sowjet-Terror beschützt haben. Die Soldatenfriedhöfe in der Normandie und anderswo mit den Gräbern Tausender junger GIs sind ein erschütterndes Zeugnis. Wer zudem die historischen Fakten negiert – 1954 wird die Krim in die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik integriert, 1991 erklärt die Ukraine inkl. der Krim ihre Unabhängigkeit, 1994 wird die Souveränität der Ukraine (als Ersatz für den Verzicht auf Nuklearwaffen) durch Russland und die USA «garantiert», 2014 wird die Krim von den via den russischen Flottenstützpunkt infiltrierten «grünen Männchen» völkerrechtswidrig und handstreichartig annektiert und gleichzeitig in der Ostukraine ein «Bürgerkrieg» angezettelt – betreibt üble Geschichtsklitterung! Seit einigen Jahren forciert Russland unter Putin eine massive militärische Aufrüstung sowie eine neoimperiale Aggressionspolitik, mit Cyberwar, hybrider Kriegsführung (Desinformation, Destabilisierung durch Support von ultrarechten Gruppierungen, Wahlmanipulation, Unterwanderung der westlichen Schlüsselindustrien, Verletzung von Abrüstungs- und OSZE-Vereinbarungen etc.) sowie Aktionen knapp unter der Kriegsschwelle. Nebst Georgien und der Ukraine sind besonders die baltischen und skandinavischen Staaten am meisten gefährdet. Im Zeitalter von Stärke vor Recht und der «grösseren Knöpfe» sind die besorgten und mahnenden Worte von Stefan Schmid an Europa – und damit auch an die Schweiz – mehr als berechtigt. Alles andere ist naives und selbstzerstörerisches Wunschdenken.Willy Gerber, Balgach

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