29.12.2019

Notfälle und Bagatellfälle trennen

Die Spitalregion steht der Einführung einer Notfallgebühr von 50 Franken skeptisch gegenüber.

Von Armando Bianco
aktualisiert am 03.11.2022
Wer die Notaufnahme eines Spitals aufsucht, soll in Zukunft eine Gebühr von rund 50 Franken bezahlen müssen – es sei denn, er oder sie muss hinterher stationär behandelt werden. Die Gebühr soll verhindern, dass Patientinnen und Patienten wegen Bagatellen gleich ins Spital gehen. Der Nationalrat hiess kürzlich in seiner Session mit 108 zu 85 Stimmen bei einer Enthaltung eine parlamentarische Initiative des ehemaligen GLP-Nationalrates Thomas Weibel (Zürich) gut. Darüber muss noch der Ständerat befinden.Wie beurteilt die Spitalregion Rheintal-Werdenberg-Sarganserland grundsätzlich die Idee einer Notfallgebühr von 50 Franken? «Wir glauben nicht, dass die Idee einer Notfallgebühr an den Patientenströmen auf dem Notfall etwas zu verändern vermag», sagt Andrea Bachmann, Leiterin Kommunikation und Marketing. Für die Spitalregion sei es deshalb wichtiger, dass die Patienten auf dem Notfall gut und schnell triagiert werden, um Bagatellfälle und Notfälle entsprechend zu trennen.Besser zuerst beimHausarzt meldenZirka 10 bis 15 Prozent der Fälle können gemäss den Beobachtungen auf den Notfallstationen in Grabs, Walenstadt und Altstätten in die Kategorie Bagatellfälle eingeordnet werden. «Idealerweise meldet sich der Patient immer beim Hausarzt, welcher ihn bereits kennt. Am Abend und am Wochenende kann der vom lokalen Ärzteverein organisierte regionale Notfalldienst kontaktiert werden. Dadurch kann oft rasch entschieden werden, ob der Patient ins Spital weitergewiesen soll oder durch den diensthabenden Notfallarzt in gleicher Qualität ambulant behandelt werden kann.» In der Spitalregion Rheintal-Werdenberg-Sarganserland suchen pro Jahr knapp 27 000 Menschen den Notfall auf, das entspricht im Durchschnitt 74 Personen pro Tag.Leute mit Bagatellen binden die Ressourcen unnötigEinerseits gut findet die Idee Raphael Stolz, Geschäftsleitungsmitglied der kantonalen Ärztegesellschaft. Es sei unglaublich, mit welchen Bagatellen die Leute die Notfallstationen aufsuchten. «Das ist gefährlich, weil sie Ressourcen binden, welche für schlimmere Notfälle dann fehlen», sagt er. Andererseits sei eine exakte Definition unmöglich. «Ob jemand ein Notfall ist oder nicht, definiert der Patient. Er entscheidet, wie dringend er in Behandlung gehen möchte», sagt Stolz.

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