02.06.2019

Nostalgisch turbulent in den Süden

Am 13. Juni ist Premiere der neusten Eigenproduktion des Diogenes-Theaters. Sie ist anders als alles, was das Kleintheater bisher zeigte. Und in ihr lebt die Seele des früheren Nostalgietheaters Balgach weiter.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Das Nostalgietheater Balgach war etwas Grosses. Mit hundert und mehr Mitwirkenden auf einer grossen Bühne in einer grossen Halle. Das OK hat vor zwei Jahren beschlossen, aufzuhören. Regisseur Willy Hutter stand hinter dem Entscheid, lässt das Nostalgietheater nun aber wiedererstehen: mit wenigen Schauspielern auf einer kleinen Bühne, als Eigenproduktion des Diogenes-Theaters. Am 13. Juni ist Premiere des Mundartmusicals «Wochenend und Sonnenschein». Wir waren an einer Probe dabei.Die Handlung: Günther (Daniel Graber) ist Eigentümer einer Tankstelle und meint, im Alltagstrott zu ersticken. Seine Frau Elvira (Franziska Zimmerli) führt ebenfalls eine Firma, die P-W-K, wie sie sagt: «putzä, wäschä, kochä». Sie sehnt sich nach Ferien, «auf den Bananas oder so». Statt wie versprochen Flugtickets zu kaufen, erfüllt sich Günther aber einen Traum und kauft ein Oldtimercabrio. Statt in die Karibik geht es dann mit Ehefrau und Tochter Klara (Nicola Sieber) an den Gardasee. Und weil Oma Margarete (Britta Lüchinger) grad wieder einmal aus dem Altersheim ausgebüxt ist, kommt sie halt auch mit.Was die Familie nicht weiss: Im Kofferraum, der sich nicht öffnen lässt, liegt Geld aus einem Bankraub, das Luigi (David Eugster)und Carlo (Samuel Eugster) dort versteckt hatten, aber nicht mehr holen konnten, weil die betagte Eigentümerin das Auto mittlerweile Günther verkauft hat. Natürlich wollen die beiden das Geld wiederhaben. Es kommt zu  Täuschungsmanövern und Verfolgungsjagden, aber auch zu neuer und erneuerter Liebe.Zeitgeist
auf hohem NiveauDas klingt nach Volksbühnenschwank, einem Genre, dem sich das Altstätter Kleintheater bislang verwehrt hat. Redet man mit Diogenes-Präsident Michel Bawidamann schwingt denn auch eine leichte Sorge mit, das Stammpublikum könnte dem Kleintheater vorwerfen, sich selbst untreu zu werden. Bawidamann will das Stück aber nicht als seichte Posse verstanden wissen und die nostalgischen Elemente nicht als Gefühlsduselei. Mit den alten Schlagern lasse die Eigenproduktion den Zeitgeist der 1950er und 1960er Jahre aufleben und das auf hohem Niveau.Dafür bieten Willy Hutter und René Reiter Gewähr. Der Regisseur bezeichnet sich und seinen musikalischen Leiter als Pedanten, die mit den Schauspielern an den Szenen feilen, bis sie perfekt sind. Die  Gesangsausbildung mehrerer Mitwirkenden hört man. Auch dass die gesungenen Szenen von Profimusikern, dem Bella-Capella-Terzett um Pianistin Isabella Pincsek, begleitet werden. Ideenreichtum und viel Arbeit steckt auch in der Hauptrequisite, im Auto «Elmar». Ebenso im Bühnenbild, das von Patrick Steiger gemalt wurde — und beweglich ist: Willy Hutter hat die Technik der Filmpioniere fürs Kleintheater adaptiert. All dies zeigt: Die Seele des Nostalgietheaters Balgach lebt durch ihn im Diogenes-Theater weiter und macht das Altstätter Kleintheater noch vielfältiger.Hinweis Neun Aufführungen zwischen 13. und 29. Juni. Vorverkauf in der Sternen-Apotheke Altstätten, bei der Alpha Rheintal Bank oder auf www.diogenes-theater.ch.

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