03.08.2018

Noch verdorrt die Ernte nicht

Im Gegensatz zu anderen Fliessgewässern dürfen Landwirte zum Netzen ihrer Felder Wasser aus dem Binnenkanal pumpen. Mit dem Regen am 1. August hat sich die Lage nur für ein paar Tage entschärft.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerHitze und anhaltende Trockenheit setzen der Landwirtschaft zu – unterschiedlich je nach Region. Im Rheintal sind vor allem die Gemüsebauern betroffen. Im Gegensatz zu Mais, der vieler­-orts längst tiefe Wurzeln geschlagen hat und Fähnchen trägt, braucht Gemüse je nach Sorte täglich Wasser.Und genau das könnte noch spärlicher in Bächen und Kanal fliessen, wenn es in den nächsten zwei Wochen keine nennenswerten Regenmengen gibt.Das Rekordjahr bereits übertroffen«Diese Woche ist schlimmer als dieselbe Woche im Jahr 2003», sagt Hans Graf, Geschäftsführer der Feldhof Gemüse AG in Oberriet. 2003 ging in Sachen Hitze und Trockenheit als Rekordjahr in die Geschichtsbücher ein.In den wichtigsten Kulturen halte man die Pflanzen mit ei­- ner Minimalbewässerung am Le­ben. Gewisse Kulturen bewässere man bereits nicht mehr. «Die Wassermengen, die wir bräuchten, bringen wir nicht auf die Felder», sagt Graf. Kaum ein Landwirt sei auf eine so lange Hitze- und Trockenperiode eingestellt. Die Einrichtung vieler Landwirte sei für eine Zusatz- nicht aber für eine Dauerberegnung ausgelegt. «Zurzeit konzentrieren wir uns mit dem Bewässern auf Frischgemüse, auf Salat, Broccoli und Blumenkohl», sagt der Oberrieter Gemüseproduzent.Die Trockenheit wirkt sich auf die Preise aus. «Die Berieselung der Felder ist mit grossen Mehrkosten verbunden, für Personal und Maschinen», sagt Hans Graf. Zurzeit seien jede Nacht drei bis vier Maschinen in Betrieb.«Der Regen vom 1. auf den 2. August war herrlich, auch wenn die rund 30 Millimeter pro Quadratmeter wohl nur für die nächsten drei bis vier Tage reichen werden», sagt Graf. Die Vorhersagen sprächen von weiterhin hohen Tageshöchstwerten von über 30 Grad, der tiefere Wurzelbereich sei weiterhin staubtrocken und man komme nicht darum herum, auch nächste Woche die Frischgemüsekulturen sowie die Neupflanzungen mit zurückhaltender Bewässerung am Leben zu er­halten.Landwirte müssen mehr Geld in die Hand nehmenDer Schmitter Gemüsebauer Fabian Kummer rechnet mit Mehrkosten von 500 bis 1000 Franken pro Hektar. Im Gegensatz zur Feldhof AG in Oberriet und dem Fahrmaadhof in Diepoldsau entnimmt Kummer kein Wasser aus dem Alten Rhein respektive dem Binnenkanal. Der Grund hierfür aber ist nicht der Pegel des Gewässers. «Ich habe damit aufgehört, weil Vandalen meine Maschinen beschädigten, die ich am Alten Rhein stehen hatte», sagt Fabian Kummer. Im Grossen und Ganzen ist der Schmitter Bauer mit der Situation noch zufrieden. Grund hierfür sind seine Felder, die zum Teil auf tiefgründigem Boden lägen.Als verhältnismässig komfortabel bezeichnet Armin Risch, Gemüsebauer in St. Margrethen, die Situation. «Wir pumpen kein Wasser aus dem See beim Eselschwanz auf unsere Felder, wir haben zum Glück genug Grundwasser», sagt der Landwirt. Einschränkungen gebe es allerdings: Nur frisch gepflanzte Kulturen dürfen wir tagsüber bewässern, alles andere nur zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang.Probleme gibt es nicht nur der Trockenheit, sondern auch der Hitze wegen. Denn das Nass auf den Feldern verdunstet zurzeit sehr schnell. Sie Situation wird mit jedem Hitzetag prekärer. Und schenkt man den Vorhersagen Glauben, ist in den nächsten zwei Wochen mit keinen grösseren Regenfällen zu rechnen. Irgendwann ist auch Schluss mit der Wasserentnahme aus dem Alten Rhein und dem Rheintaler Binnenkanal. Wann das sein wird, steht nicht fest. Noch nicht. Denn eine Gruppe von Experten im Amt für Wasser und Energie in St. Gallen behält die Pegelstände im Auge. «Mehrmals täglich», heisst es im kantonalen Amt. Auf einen Mindestpegel der beiden Fliessgewässer habe man sich noch nicht festgelegt.

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