18.11.2021

«Nimm mich in deine Arme»

Renate Schawalder hat ein Lied veröffentlicht. Vor 55 Jahren hatte sie im «Modern» ihren ersten Auftritt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererZusammen mit ihrem Mann Hansjörg, der bei den Balgacher Schalmeien Tenor spielt, betreibt Renate Schawalder einen Coiffeursalon in Balgach. Es hätte aber auch ganz anders kommen können, denn die 63-jährige Coiffeurmeisterin stand schon als Kind und Jugendliche auf der Bühne.Von Vater Willy, einem musikbegeisterten Tiroler, früh gemanagt, traten Renate Schawalder und ihr (inzwischen verstorbener) Bruder als Geschwister Steinbacher talauf und talab in praktisch jedem Festzelt auf. Das Duo – sie war zwölf, der Bruder vierzehn – tourte sogar mit der Schauspielerin Sissy Löwinger und dem Humoristen Herbert Hisel durch ganz Österreich, dazu kamen Gastspiele in Deutschland.Drei Wochen dauerte das Abenteuer, für das die Jugendlichen vom Schulunterricht freigestellt waren. Renate Schawalder erinnert sich, dass sie in Wien, in der Stadthalle, regelrecht auf die Bühne gerannt seien, so sehr hätten sie «den Plausch gehabt». Bald darauf nahmen sie unter dem Namen «Die Winnetous» ihre erste Single auf.«Es ging nur darum, dass ich singen konnte»Ihren ersten Auftritt hatten sich die zwei vier Jahre früher selbst «vermittelt». Ohne Wissen der Eltern stellten sich die Geschwister Steinbacher fasnächtlich gekleidet auf die Treppe im Heerbrugger «Modern» (später Vilan, heute Manor), um frischfröhlich drauflos zu singen. Der Hut war bald gefüllt, sodass die beiden Jugendlichen in der Fasnachtszeit, ermutigt vom Erfolg, von einer Beiz zur nächsten zogen, um zu singen. «Mer sind eifach inegloffe.» Auf diese Weise kamen die Geschwister zu ihrer ersten elektrischen Gitarre.Zeitlebens hat Renate Schawalder in Chören gesungen, unter anderem beim Chor Novum, heute macht sie bei Euphonic mit. Sie hat in allen sechs Produktionen des früheren Balg-acher Nostalgie-Theaters mitgewirkt; im «Schwarzen Hecht» war sie Mutter Karline. Je nach Stück hatte sie eine kleinere oder grössere Rolle – «egal», sagt sie heute, «es ging nur da-rum, dass ich singen konnte.»Songs geschrieben statt Trübsal geblasenDer Lockdown war hart. Während der Gatte mit Lynn, der dreijährigen Weimaraner-Hündin, im Rheinvorland unterwegs war, liess Renate Schawalder sich von einer kreativen Welle treiben. Sie malte und komponierte Songs; ihre Widnauer Gesangslehrerin Melissa Kehl Spevacek hatte sie dazu ermutigt. Renate Schawalder fühlte sich jedoch trotz ihrer Schaffensfreude eingesperrt. Die Fröhlichkeit, die sonst zu ihr gehöre, sei im Lockdown leicht beschädigt worden. Sie schrieb drei Lieder, das erste ist nun auf Youtube erschienen. Im Videoclip kommt ihr Gemahl dem Wunsch «Nimm mich in deine Arme» gerne nach. Zwei weitere Lieder beabsichtigt die Balgacherin nächstes Jahr aufzunehmen. Ihren ersten Auftritt hatte Renate Schawalder mit vier im Kindergarten. Da sang sie Peter Alexanders «Heidschi-Bum-Beidschi».Als Melissa Kehl Spevacek sie vor zehn Jahren fragte, ob sie das Lied kenne und es am Weihnachtskonzert darbieten wolle, war sie sehr gerührt. Seit sie das Singen auch für die Weihnachtszeit neu entdeckt habe, sei die Bedeutung des Fests wieder gestiegen, sagt die Mutter eines 40-jährigen Sohnes und einer 36-jährigen (beim Musikverein Diepoldsau Trompete spielenden) Tochter. Zuvor hätten sie und ihr Mann Weihnachten meist in den Bergen verbracht. Skifahren ist die zweite Leidenschaft.Hinten im Coiffeursalon hängen schöne Bilder. Renate Schawalder hat sie selbst gemacht. Sie sagt, an einen Rentneralltag denke weder ihr 65-jähriger Mann noch sie selbst. Insofern ist die stets gewahrte Freude am Beruf auch eine Art Bestätigung: Die eigene Biografie ist wohl mit bestem Grund – genauso wie sie ist – die einzig richtige.Hinweisyoutu.be/LeEImfggypo

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