16.08.2019

Niemand soll ausgegrenzt sein

Von Andrea Hofacker
aktualisiert am 03.11.2022
«Suchet das Wohl der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zum Herrn; denn in ihrem Wohl liegt euer Wohl!»(Jeremia 29, 7).Mit diesen Worten aus dem Jeremia-Buch ist uns Christinnen und Christen, ebenso wie den Menschen jüdischen Glaubens, aufgegeben, uns um das Wohl der Stadt oder des Dorfes, in dem wir wohnen, zu bemühen und zu sorgen. Jeremia schickt dieses Wort an seine israelischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die von Nebukadnezar nach Babylon verschleppt wurden. Dort waren sie in der Minderheit und als Ausländer im Exil. Heute sind Christinnen und Christen in der Schweiz in der Mehrheit. Aber auch uns ist gesagt: «Suchet das Wohl der Stadt.» Das bedeutet: «Suchet das Wohl der Menschen in der Stadt.» Ob einem wohl ist in einer Stadt, einer Region oder einem Dorf, hängt davon ab, wie das soziale Klima ist. Wie wir einander begegnen, diejenigen, die im Dorf oder in der Gegend geboren wurden, jene, die vor langer Zeit zugezogen sind, und die, die neu dazu kommen, aus anderen Gegenden der Schweiz, aus dem benachbarten oder dem fernen Ausland. Uns als Christinnen und Christen ist aufgegeben, dass wir aktiv und in besonderer Weise daran mitarbeiten, dass sich alle wohlfühlen können – niemand ausgegrenzt wird. Manchmal ist das ganz leicht, dass Vereine und Gemeinschaften im Dorf offen sind und neue Mitglieder mit weiten Armen willkommen heissen. Manchmal ist das aber auch schwierig, wenn Menschen auch nach Jahren noch als Fremde im Dorf wahrgenommen und auch so behandelt werden.Wenn wir das Wort aus dem Jeremia-Buch ernst nehmen, dann ist die Aufgabe unserer Kirchgemeinden, auch möglichst viel dafür zu tun, dass Integration gelingt und der soziale Friede hergestellt wird zwischen den sehr verschiedenen Menschen, die in unseren Dörfern zusammenleben. Das ist nicht immer einfach und stösst auch nicht bei allen Menschen auf Gegenliebe. Aber es ist ein zentrales Anliegen des christlichen Glaubens.Deshalb gibt es in vielen Kirchgemeinden – auch hier im Rheintal – ein grosses Engagement für die Verständigung der verschiedenen Religionen untereinander und die Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen. Und vielleicht haben Sie ja auch Lust, sich so ein Projekt einmal anzuschauen, dabei zu helfen oder sogar ein neues ins Leben zu rufen – wer weiss?Andrea HofackerPfarrerin in Marbach

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