21.01.2019

«Niederlagen sind mehr wert als Siege»

Am Montagabend folgten über 300 Kundinnen und Kunden der Einladung zum Jahres-Kick-off von ks. treuhand experten ag und des ks data werks. Sie lauschten dem Referat von Ex Skirennfahrer Marco Büchel.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Der Ski liegt flach auf dem Schnee. Der Blick nach vorne gerichtet. Fokussiert. Langsam wird mehr Druck auf den Aussenski ausgeübt, erst vorsichtig, dann mit immer mehr Kraft. Rechter Schwung, linker Schwung und dann tief in die Hocke. Die Oberschenkel brennen. Die lang gezogene Linkskurve nicht zu früh ansetzen, kompakt stehen und den Druck kontinuierlich erhöhen. Den Ski gleiten lassen, vorspringen und dann ab über den Hundschopf. Schöne Landung, sofort wieder Hockposition einnehmen und sich klein machen. Geduld haben, die letzte Kompression ansteuern und dann die Zieldurchfahrt - geschafft!Die Schilderungen vom ehemaligen Skirennfahrer Marco Büchel sind anschaulich und eindrücklich. Über 300 Gäste hingen an seinen Lippen, während er von seiner letzten Lauberhornabfahrt erzählte. Dass Büchel einmal Skirennfahrer werden würde, war nicht von Beginn weg klar. Obschon es für ihn früh ein Traumberuf war, zeigte er sich in seinen jüngeren Jahren wenig diszipliniert. «Ich liebte das Leben und hatte wenig Spass an harten Trainingseinheiten», sagte Büchel. Kaum einer in Liechtenstein hätte an ihn geglaubt. Einzig seine Mutter blieb stets optimistisch. Die Jahre vergingen, sein Traum aber blieb.In Saint-Tropez Liegestühle verkaufenSeine Einstellung änderte «Büxi», wie er genannt wird, nach der WM 1993 in Shizukuishi Japan. Auf dem Heimflug sei er neben seinem Jugendidol Andreas Wenzel gesessen. Doch statt ihm Tipps zu geben, wie er sich verbessern könnte, meinte Wenzel: «Du wirst nie Skirennfahrer. Eher verkaufst du Liegestühle in Saint-Tropez.»Dies wollte Büchel nicht auf sich sitzen lassen und entschloss sich, härter, intensiver und vielseitiger zu trainieren wie bisher. «Nach 10000 Trainingsstunden erhält man die Chance, im Weltcup zu starten. Voller Freude fährt man und landet auf Platz 37», sagte Büchel. Es sei ernüchternd gewesen und zugleich Ansporn noch härter zu arbeiten und noch mehr in die Vorbereitungen zu investieren. 1999 sollte er für die Strapazen belohnt werden.Vom halben Land empfangen wordenIn Vail (USA) gewann Büchel 1999 die Silbermedaille im Riesenslalom und wurde in Zürich von 100 Personen empfangen. «Das halbe Land war gekommen, um mir zu gratulieren.» Unter den Gratulanten auch sein Jugendidol Andres Wenzel. Büchel gewann in seiner Karriere von 300 Weltcuprennen, an denen er am Start war, deren vier. «Das heisst, ich habe 296 Rennen verloren! Siege sind schön, wunderbar, unvergesslich, ja. Aber fürs Leben gelernt habe ich aus meinen Niederlagen», sagte der Vizeweltmeister von 1993. Man falle um, stehe wieder auf, analysiere die Fehler und weiter gehe es. Dies nahm er sich zu herzen. Darüber hinaus habe er Glück gebraucht, sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort aber stets voller Leidenschaft für seinen Beruf gewesen. «Leidenschaft ist die grösste Motivation, die jemand besitzen kann», sagte der Liechtensteiner. Genau wie in der Wirtschaft, brauche es im Spitzensport eine gute Vorbereitung, eine hohe Motivation, aber auch Konzentration, Überzeugung und Vertrauen sowie einen unbändigenden Wille, das Unmögliche zu schaffen.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.